Auf Instagram nehmen Meme-Accounts rasant zu. Laut Lauren Smeets, Digitalagentur Cult LDN, erreichen Meme-Accounts im Vergleich zu Influencern einen besseren Return on Investment. Die Blütezeit von Influencern sei vorbei, die Wirkung lasse nach und die Kosten für Memes seien deutlich tiefer.
Memes sind die neuen Influencer
Meme-Accounts schaffen mit Humor Nähe zu den Zielgruppen. Die Accounts haben oft eine kleine Follower-Zahl, erreichen aber ein hohes Engagement. Tim Armoo, CEO Fanbytes, zum Kostenverhältnis von Memes und Influencern: «Für 1 Million Follower bezahlt man einem Influencer 15’000 Dollar, einem Meme-Account für die gleiche Anzahl Follower 1’000 Dollar».
Memes generieren im Social Web Aufmerksamkeit, werden kopiert, angepasst, kommentiert, geteilt. In einem kurzen Schnipsel wird auf eine witzige Art (manchmal bitterböse) eine Situation, ein Thema bildhaft mit einem meist grossen Schriftzug kombiniert. Und in Kürze eine Botschaft vermittelt. Für Influencer ist es schwierig, mit dem gleichen Witz Inhalte zu vermitteln.
Memes in der digitalen Kommunikation
Der Einsatz von Memes in der digitalen Kommunikation von Organisationen ist verlockend. Aufwand und Kosten im Vergleich zu anderen Marketing-Massnahmen grundsätzlich klein.
Dennoch: Es lohnt sich, Regeln und Logik von Memes zu verstehen. Und die zu vermittelnde Botschaft sorgfältig zu wählen, humorvoll, passend zur Marke und mit einer persönlichen Note zu verbinden.
Was gute Memes ausmacht:
- sie passen zur Organisation und deren Werten
- sie treffen den Humor der Zielgruppe
- sie nehmen ein Thema humorvoll auf (gut funktionieren Insiderwitze)
- man erkennt sie wieder, bspw. über das Format, Titel, Foto, Text
- sie gehen meist auf aktuelle Ereignisse, Filme, Serien ein
- sie spielen auf Bekanntes an, lösen persönliche Betroffenheit aus
Der Begriff Meme
Das Phänomen Meme ist weitaus älter als das Social Web. Den Begriff Meme prägte Richard Dawkins. Der Evolutionsbiologe veröffentlichte 1976 das Buch «Das egoistische Gen». Laut Dawkins Theorie sind Memes Informationseinheiten, die sich ähnlich verhalten wie Gene. Informationen werden kopiert, adaptiert – es entstehen Varianten, beispielsweise Text-, Bildkombinationen.
Memes – Quellen und Verbreitung
Die Art und das Format von Memes eignen sich zur Verbreitung im Social Web. In kürzester Zeit versteht man die Aussage, die meist emotional etwas auslöst – ein Lächeln, Empörung.
Quellen sind Musikstücke, Zitate aus Filmen oder Büchern, kurze Szenen, Bilder, Tanzvideos und so weiter. Durch das Kopieren und Anpassen entstehen neue Informationen. Wie sich die Information verändert ist unkontrolliert. Viele Memes sind schnell vergessen und ein kurzer Hype – andere halten sich länger, werden millionenfach im Web geteilt und gehen viral.
Mein Fazit: Humor verbindet, schafft Identifikation und kann ein Wir-Gefühl erzeugen. Als Organisation ist der humorvolle Umgang mit Inhalten eine Gratwanderung und kann zu Kritik oder Shitstorms führen. Als Organisation muss man den Humor der Zielgruppe verstehen – die Schnittmenge der Bedürfnisse der Zielgruppe und den Zielen der Organisation kennen und die Botschaften darauf ausrichten. Und die Regeln von Memes kennen.
Ich bin gespannt, welche Rolle Memes künftig in der digitalen Kommunikation von Schweizer Organisationen einnehmen – und wie sich Inhalte und Pricing entwickeln werden. Und ich frage mich, wie sich Meme-Accounts positionieren und Marken in ihrer Kommunikation unterstützen. Gehört es doch zum Kern von Memes, dass sie kopiert und angepasst werden. Was bei Influencern schwieriger ist.
Weiterführende Informationen
Instagram-Account Swissmeme mit Beispielen
Richard Dawkins, Referat über Memes (Video, 9.41′)
pctipp.ch, Memes selber bauen
Beitrag 20minuten.ch, EU arbeitet an neuer Gesetzgebung bzgl. Urheberrechten
Der Tagesspiegel (Rubrik Gesundheit, Memetik): Meme: die Gene der Gesellschaft
bernetblog-Artikel zu Social Media