Im Web herrscht webweite Meinungsfreiheit. Ist das gut so? Heute tippen Schüler ihren Ärger über den Lehrer einfach ins Netz. Wer keine Freundin zum Ausheulen hat, formuliert seine Ängste im Forum. Vielleicht hilft es im Moment – aber möglicherweise stört es ein paar Jahre später.
Wer jemanden einstellt, googelt den Namen des Kandidaten – laut Presseportal.ch machen das über ein Drittel aller Personalberater. Unschön, wen der Chef in spe ein Nacktbild der Bewerberin vor sich liegen hat oder über den Streit mit dem Nachbarn informiert ist.
Was einmal im Netz steht, bekommt man so schnell nicht wieder heraus. Das hat auch der amerikanische Jurist Michael Fertik gemerkt – und daraus ein Business gemacht. Seine Firma «Reputation Defender» ersetzt quasi die Abfallmänner im Internet. Bösartige Nachrede, peinliche Erlebnisberichte oder unangenehme Bilder entfernt der Online-Dienst «Reputation Defender». Natürlich gegen Bezahlung.
Nachtrag nach Kommentar von Mario: Finger weg vom Reputation Defender – zu teuer, unklare Leistung, zieht Spam an… – siehe unten.
Die Suche nach störenden Einträgen ist technischer Natur. Danach müssen Menschen ans Werk. «Wir fragen den Betreiber der Seite, auf der sich etwas befindet, was entfernt werden soll», erklärt Michael Fertik im Interview mit der netzeitung.de das Vorgehen. «Gelegentlich weigern sich Seitenbetreiber etwas zu entfernen, sind aber bereit, den beanstandeten Inhalt so zu verändern, dass er von den grossen Suchmaschinen nicht mehr erfasst wird.» Glücklicherweise kommt es eher selten vor, dass Fertik und seine Crew zu juristischen Mitteln greifen müssen.
Das brauchen Sie nicht? Rund ein Fünftel aller Deutschen sind bereits in Online-Communities registriert. Tendenz steigend. Vielleicht sind wir Schweizer (noch) weniger sensibler, wenn es um private Daten geht. Trotzdem ist Reputation Defender auch bei uns aktiv – vor allem für Firmen. Und typisch für sicherheitsbewusste Menschen: Die meisten kommen nicht mit einem konkreten Problem, sondern wollen einfach nur wissen, ob irgendwo irgendetwas Peinliches geschrieben steht. Dafür bietet Reputation Defender verschiedene Services an und durchforstet regelmässig das Netz. Aber, so Fertik: «Die Pressefreiheit tasten wir nicht an.»
Meine Erfahrungen mit Reputation Defender sind ausgesprochen negativ. Man bezahlt für eine nicht kontrollierbare Leistung, manche Zahlungen verschwinden im Nirgendwo, und der Kundenservice ist unfreundlich, unfähig und oft schon weit hinter der Schmerzgrenze.
Eine E-Mailadresse die ich extra für den Kontakt mit Reputation Defender eingerichtet hatte, wurde massiv mit Spam verseucht, also kann es auch mit dem Datenschutz nicht allzuweit her sein.
Fazit: Tunlichst Finger weg!
wer macht positive defender-erfahrungen? danke m.w. für das echo, beitrag mit einem nachtrag aktualisiert.