Am Dienstagabend sprach Christian Bretscher vor den Mitgliedern der Zürcher PR-Gesellschaft ZPRG über politische Kommunikation und listete 7 Grundregeln.
Bretscher (Porträt auf der eigenen Website) führt heute mit langjähriger Erfahrung als FDP-Politiker (Kantonsrat, Parteisekretär) und PR-Mann (Piar) die eigene Agentur mit Schwergewicht auf politischer Kommunikation. Im schönen Bistro der NZZ an der Falkenstrasse erzählte er Fallbeispiele und erläuterte seine 7 kommunikativen Grundregeln der Politik:
1. Mediation statt Verkaufen
Nie funktioniert es in der Polit-PR die Botschaften zu «verkaufen». Vielmehr geht es darum, einen Ausgleich der Interessen zu erreichen und im besten Fall eine Diskussion zu lenken, zu prägen.
2. Solide Faktenbasis als Muss
Kein Erfolg mit Wischiwaschi-Infos und brüchigen Argumenten. Politisch sind die Dialogpartner noch engagierter, informierter und streitlustiger als anderswo.
3. Klares strategisches Ziel
Erst wenn sich Kommunikations-Fachmenschen und Auftraggeber bezüglich strategischem Fernziel einig sind, können die taktisch richtigen Massnahmen starten und greifen.
4. Beweglich in der Taktik
Das politische Terrain kann jederzeit ändern. Ein vorgegebener Weg für die Kommunikation führt darum mit grosser Sicherheit ins Nichts. So stur langfristige strategische Ziele anvisiert werden, so beweglich muss man in der taktischen Ausführung bleiben.
5. Zeit und Ausdauer
Aufträge die «raschen politischen Einfluss» oder ähnliches als Zielgrösse nennen, sind abzulehnen. Politkommunikation ist immer langfristig anzugehen. Auch eine Abstimmungskampagne kann kaum kurzfristig gewonnen werden, wenn die Grundlagenarbeit nicht sauber geleistet wurde.
6. Vertrauen und Verlässlichkeit
Sowohl zwischen Auftraggeber und Berater, aber auch zwischen allen Projektpartnern ist 100%-ge Transparenz unerlässlich. Falsche, fehlende oder mangelhafte Informationen sind kurzfristig schädlich und langfristig «tödlich». Welcher Parlamentarier/Politiker vertraut noch einem Lobbyisten, der ihn einmal «versetzt» hat.
7. Persönliches Engagement
«Wessen Brot Du isst, dessen Lied du singst» – auch bei bezahlter Mandatsarbeit: Können Sie hinter den Zielen und Anliegen der Auftraggeber stehen? Alles andere untergräbt Glaubwürdigkeit und damit die Wirksamkeit jeder Kommunikation.
Aufmerksame LeserInnen haben es gemerkt: Mindestens die Punkte 3 – 7 lassen sich auf jede Art der professionellen, geplanten Kommunikation anwenden. Aber gerade in diesem exotischen Kontext führen sie uns wieder einmal wichtige Grundsätze der Beratertätigkeit, egal ob Organisations-intern- oder extern, vor Augen.
Nachtrag zur Präsentationstechnik
Wie erholsam: Bretscher erzählte powerpointfrei und frisch von der Leber. Das machte den Vortrag flüssig und kurzweilig. Eine echte Abwechslung. Dankeschön.
Lieber Chrisitan
Erkläre mir bitte, was and diesen Thesen um nicht bösartiger Weise Worthülsen zu sagen, so neu sein soll? Nüt für Unguet! Gruss
Hallo Herr Heitz. Sie reagieren offenbar auf einen Tweet von Christian Bretscher (http://twitter.com/cbretscher/statuses/166078549869076480) – aus Sicht des Bloggers meine ich: Neu sind/waren die Regeln wohl nicht, heute nicht und nicht bei Veröffentlichung dieses Blogbeitrags vor bald vier Jahren. Aber aktuell schon, oder? Immer noch.