Sind Tippfehler akzeptabel? Drei Meinungen und ein Video

/

maz podium 08 referentenIch ärgere mich über Tippfehler. Aber ich bin auch schon ein alter Klaus aus dem Zeitalter von TippEx. Heute sind Fehler einfacher korrigiert – und schneller publiziert. Bei Newsnetz / Tagi Online arbeitet man auch fürs Netz mit einem Korrektorat, bei der NZZ Online ad hoc. Cash-Chefredaktor Rüdi Steiner glaubt an eine höhere Fehlertoleranz der Online-Lesergemeinde.

Rüdi Steiner meint: «Das ist ein speedy Business, das wir hier betreiben. Von morgens um sieben bis abends um sieben sind wir dran – zum Glück müssen wir für die Printausgabe bis sechs Uhr abschliessen. Diese Gehetztheit hat auch Einfluss auf die Qualität – die nimmt nicht zu, die nimmt ab. Dazu braucht es zusätzliche Qualitätskontrollen.» Gegengelesen wird dort, wo Zeit bleibt. Und grobe Schnitzer müssen so schnell wie möglich wieder runter vom Bildschirm. Dabei rechnet der Chefredaktor des Cash-Verbundes mit einer höheren Fehlertoleranz der Online-Gemeinde, hier sein kurzes Statement im Rahmen des MAZ-Podiums vom 2. September (siehe Journalismus wohin-Beitrag von gestern).[MEDIA=12]

Michael Marti, stellvertretender Chefredaktor TA-Online meint am selben Podium: «Qualitätssicherung erreichen wir durch gute Leute. Bei der hohen Frequenz von Entscheiden passieren Fehler. Denn weniger Leute müssen mehr Entscheide fällen in kürzerer Zeit.» Newsnetz arbeite mit einem Korrektorat, das alle Online-Texte gegenlese – ausser bei sehr aktuellen Themen, diese Beiträge würden erst nach der Publikation überprüft. Auf Nachfrage erfahre ich von der NZZ Online, dass dort nur ad hoc ein Korrektorat eingesetzt werde.

Ich meine: Tippfehler kosten Vertrauen. Wenn wir auf unserer Website Kommunikationsleistungen anpreisen, dann dürfen dort keine Fehler stehen. Genau so wenig auf Rechnungen, Konzepten, Protokollen. Trotzdem passiert das auch uns. Aber die Zeit fürs Gegenlesen bleibt eine wichtige Investition. Beim schnellen bernetblog sind wir auch etwas toleranter – hier folgt das Gegenlesen zur Hälfte erst nach Publikation des Beitrags. Läutet der Online-Journalismus das Ende der Lektorate ein?  Sorgen Kosten- und Zeitdruck für schwindende Sorgfalt? Oder ist es heute ganz einfach überholt, wenn man sich über Fehler ärgert?

Mehr zum MAZ-Podium:
Journalismus wohin? Ehrliche Antworten von Cash und Newsnetz
Einblicke in die Online-Realität: Newsnetz

  • Kategorien

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Pflichtfelder

Beiträge