Im Idealfall glauben PR-Schaffende an Nutzen und Sinn ihrer Arbeit. Die neueste PR-Definition aus den USA spricht davon, «Beziehungen mit gegenseitigem Nutzen zwischen Organisationen und der Öffentlichkeit aufzubauen.»
Die Public Relations Society of America PRSA liess ihre Mitglieder eine moderne Definition von PR bestimmen. Die Branche entschied sich für «Public relations is a strategic communication process that builds mutually beneficial relationships between organizations and their publics.»
Diese Definition ist weniger modern als heuchlerisch. Sicher: PR kann gegenseitigen Nutzen bringen. Die Aidspräventions-Kampagnen des BAG oder die Informationen von Gemeinden gelten als nützlich. Und bei vielen NPOs sind die PR-Verantwortlichen davon überzeugt, dass ihre Arbeit allen nützt: bessere Luft, mehr Menschenrechte oder verstärkter Tierschutz. Ganz sicher können auch kommerziell verkaufte Dienstleistungen und Produkte das Leben besser machen.
Jedoch: Mit der Definition «gegenseitig nutzbringende Beziehungen» wird etwas versprochen, was die PR gar nicht halten kann. Wer weiss schon, was «gegenseitig nutzbringend» ist? Wie misst man das: finanziell, gesundheitlich oder erleuchtungsmässig?
Natürlich soll PR die Menschenrechte, die Verfassung oder Branchenkodices achten. Aber man darf nicht ausblenden, dass «PR … immer interessengeleitete Kommunikation (ist).» (Jürgen Braatz, Agentur Ratingwissen).
Mit diesem Beitrag verabschiede ich mich von Bernet_PR und vom bernetblog als Mit-Autorin. Als Leserin werde ich dem bernetblog treu bleiben.
Weshalb treten zwei Parteien in einen Dialog? Genau! Weil sie sich einen gegenseitigen Nutzen davon versprechen. Ich gebe dir etwas und dafür krieg ich etwas zurück – und umgekehrt. Wenn also – und davon bin ich überzeugt – Öffentlichkeitsarbeit im Zeitalter des Social Webs (noch) relevant ist, dann weil sie eine neue, dialogische Beziehungspflege in der digitalen Öffentlichkeit ermöglicht. Wenn dabei kein gegenseitiger Nutzen enstehen würde, dann gäbe es schon lange keine Firmenpräsenzen auf Social Media mehr. Hey, viel Glück auf Deinem weiteren Weg, Christian.
Schon als ich vor (ich sag nicht wie vielen Jahren) PR-Definitionen gebüffelt habe, stand gegenseitiger Nutzen irgendwo in den ellenlangen Sätzen. Philosophisch gesehen finde ich das genau wie Christian richtig – wobei klar ist: Der Nutzen liegt im Auge des Betrachters (-: . Und hinter jedem Dialogbeitrag steht auch der eigene Nutzen. Und wenn’s nur noch um den eigenen geht, dann bewegt sich gar nichts mehr.
Danke Sonja für alles, was du in diesen rund vier Jahren bei Bernet_PR und Deinen Kunden bewegt hast! Und toitoitoi auf dem weiteren PR-Weg!
@Christian: Ich bleibe skeptisch. Allein, wenn man denkt, in wie vielen Organisationen die Unternehmenskommunikation dem Marketing unterstellt ist. Klar, kommt ein Dialog nur zustande, wenn beide Interesse/Nutzen davon haben. Konsumenten/Bürgerinnen reden vermehrt mit und Unternehmen, die sich dem Dialog öffnen, haben bessere Chancen. Aber eigentliche Ziele sind doch, Kundinnen zu binden, Wähler zu überzeugen, Verständnis zu generieren usw.
Danke für die guten Wünsche! Sonja
Noch nie war „Nutzen für die Nutzer!“ so zentral wie in Zeiten des Online-Überangebots. Weshalb sollen sich „the publics“ auf ein Dialogangebot einlassen, wenn sie sich keinen Nutzen davon versprechen? Wer es als strategischer Kommunikator nicht schafft, etwas anzubieten, was dem Empfänger nützt – und nützen kann sehr weit interpretiert werden (ein Teil von Kony 2012 zu sein, kann auch als Nutzen verstanden werden) – wird kommunikativ keinen Erfolg haben. Zu zahlreich sind die Alternativen.
Alles Gute, liebe Sonja, weiterhin viel Spass und Erfolg!
guido