Die neuste Ausgabe des NZZ-Monatsmagazins ist sich nicht zu schade, Transkripte einer Radiosendung zu veröffentlichen. Schön auch das Titelbild, nach der Finanzkrise das Aufräumen.
«Der globale Geldtopf» und «Das Wall Street Massaker» heissen die beiden ersten Artikel des aktuellen NZZ-Folio. Ja, wow – beide Artikel sind verlinkt, weil das Folio vorbildlich den ganzen Inhalt ins Netz stellt. Im Gegensatz zur grossen Schwester, wo es dafür ein spezielles Abonnement braucht. Man kann sich auch das ganze Heft kostenlos vorlesen lassen, samt Gratis-Podcast eines Buches, hier der Promo-Link. Die Beiträge gründen auf Radiosendungen von Mai und Oktober letzten Jahres, in der Reihe «This American Life». Ein faszinierendes Radio-, TV-, Webprojekt.
Von zuviel Geld über Hypotheken zur Finanzkrise
Der erste Beitrag schildert in einem kurzen Panorama die bisherige Geschichte der Finanzkrise. Von der Nina-Hypothek (für Schuldner, die kein Vermögen und kein Einkommen haben – No Income, No Assets) über die global wachsenden Vermögen auf Suche nach Rendite bis zur Kettenreaktion. Was aus diesem vermeintlich auf die USA beschränkten Drama eine globale Finanzkrise werden liess, ist die verbreitete Angst vor Risiken. Angefangen von den Banken, die ihresgleichen nicht mehr trauen bis hin zu Sparern, die Gelder abziehen. Der globale Geldtopf macht einen grossen Bogen um alles, was nicht hundertprozentig zurückkommt. Na ja, und auch diese 100 Prozent sind natürlich reine Fiktion. Wenn ich dran denke, dass der amerikanische Staat immer noch als Super-Schuldner gilt.
Wer ist schuld? Was sind CDS?
Sehr aufschlussreich auch der zweite Beitrag, der etwas mehr in die Finanztechniken blickt. Endlich habe ich die Credit Default Swaps verstanden – so weit ich das als wirtschaftlich interessierter Laie kann. Aber hoppla. Mein oberflächliches Verständnis sagt mir, dass hier die Weltwirtschaft noch auf einer Zeitbombe sitzt. Was mal angefangen hat als Versicherung gegen einen Verlust, mutierte später zum ausserbörslich gehandelten Spekulationsvehikel. Ausserbörslich heisst: Keine Aufsicht. CDS werden auf Unternehmensobligationen geschrieben, eigentlich schützen sie vor einer Nicht-Rückzahlung durch den Schuldner. NZZ Folio zitiert Andrew Ang, Professor der Columbia Business School: Der Markt für Unternehmensanleihen läge bei etwa 5000 Milliarden Dollar, der Nennwert aller ausstehenden CDS bei 60000 Milliarden. Allen, die mit viel Optimismus in dieses Jahr gehen wollen, empfehle ich: Den letzten Abschnitt des Artikels nicht lesen.
Es wird ein riskantes Jahr. Und wer Risiken einfach meidet, für den wirds noch riskanter, denke ich. Wie meinte doch Erich Kästner?
«Wirds besser, wirds schlimmer, fragen wir uns alljährlich.
Doch seien wir ehrlich: Leben ist immer legensgefährlich.»