Mit der Technologie ist es wie mit der Liebe. Auf das aufregende Kennenlernen folgen Ernüchterung und der Alltag. Welche Hype-Technologien von heute bestimmen morgen unser Leben und Beruf? Als Kommunikations-Profis tun wir gut daran, diese Entwicklungen zu verfolgen und für unsere Arbeit zu interpretieren.
Wie gross ist die Möglichkeit, den Job an einen Roboter zu verlieren? Gross – sagt eine Studie der Universität Oxford und dem Beratungsunternehmen Deloitte. Mehr als ein Drittel (35%) aller Berufe sind in den nächsten 20 Jahren durch Computerisierung gefährdet. In einer Datenbank der BBC lässt sich dies auswerten. «PR Professionals» können aufatmen. Sie stehen mit Platz 254 von 366 deutlich im hinteren Teil der Liste und sind lediglich zu 18 Prozent von der Automatisierung gefährdet. «Advertising and Public Relations Directors» gar nur zu drei Prozent.
Was sähe Marty McFly in der Zukunft der Kommunikation?
Doch welche Fähigkeiten werden wir für unser Berufsleben brauchen? Was Marty McFly (Michael J. Fox) im Jahr 1985 in «Back To The Future» in unserer Gegenwart sah, sagt viel aus über die Genauigkeit der Zukunftsforschung. Das Internet stand vor der Erfindung, fehlte aber im Film. Ebenso das Smartphone. Dafür sind einige andere Technologien – Flatscreens, biometrische Fingerabdrücke oder Augmented Reality via Brille – heute schon alltäglich (Diashow bei ZEIT.de).
Die US-Botschafterin in Bern Suzi LeVine fragte sich via Twitter, wohin die Reise geht:
What is indispensable in your life 2day that didn’t exist 25 yrs ago? & what will you have in 25 yrs that doesn’t exist today? #BTTF2015
— Suzi LeVine (@AmbSuzi) 21. Oktober 2015
Ein Vierteljahrhundert ist eine lange Zeit. Die Entwicklung wird sich eher beschleunigen als abbremsen – die Gesellschaft ist bereit, enorme Ressourcen darin zu investieren. Aber wir können vermuten – hier zwei Ausblicke und ein ganz konkreter Tech-Wunsch:
1. Weg mit dem «Public» in den «Relations» – es wird persönlich!
Der Weg zur Öffentlichkeit wird kürzer. Die Gatekeeper-Rolle geht weg von etablierten Medien und Organisationen. Technologie hilft beim Schreiben, Analysieren, Filtern. Und nimmt uns damit viel Arbeit ab. Die Bedeutung von Reichweite sinkt. Wichtiger wird die Genauigkeit und die direkte persönliche Ansprache. Auch im «Real Life» und von Mensch zu Mensch. Unterstützt oder eingeleitet mit Technologie (siehe auch Punkt 3).
2. Vergiss Hardware – weniger «Wie», mehr «Was» und «Wann»
Das Betriebssystem heisst nicht zufällig Android (Wikipedia). Die Verknüpfung Mensch-Maschine-Netz wird das Handwerk der Kommunikation deutlich beeinflussen. Diese Komplexität müssen wir an Spezialisten auslagern. Kommunikations-Profis kümmern sich dann überhaupt nicht mehr um das «Wie». Sondern um den Positionierungs-Kern, die Botschaften und allenfalls den Erzähl-Rhythmus. Hier unterstützt die Maschine zwar – aber wir behalten den Vorsprung der Emotion und der Phantasie.
3. Und endlich das Hologramm – wir wollen beamen!
Wer erinnert sich an das Holodeck der Deep Space Nine von Star Trek? Man bewegt sich in dreidimensionalen Lichtbildern – orts- und zeitunabhängig. Die Möglichkeiten für die Kommunikation, aber auch für Bildung oder Freizeit lassen sich noch gar nicht erahnen. Und das Hologramm ist nicht mehr weit weg. Die Game-Industrie ist hier schon sehr weit. Das Hologramm steht vor der Tür – es braucht zur Perfektionierung keine 25 Jahre mehr. Wie weit ist es noch bis zum «Beamen»?
Gartner Hype Cycle – viel Interessantes in der Tech Glaskugel
Die Entwicklung von Technologie verläuft nicht linear. Einiges wird gar versinken im «Tal der Enttäuschung». Aber wir Kommunikatoren tun gut daran, wie Marty McFly in «Back To The Future» aus Vergangenheit und Zukunft zu lernen. Und dann und wann einen Blick zu werfen in die Technologie-Glaskugel:
Der Gartner Hype-Cycle for Emerging Technologies erscheint immer im August – Pflichtlektüre für Kommunikations-Profis.
Weiterführend:
alle bernetblog-Beiträge rund um den Gartner Hype-Cycle.