Schlauer dank den Schlausten – Kritisch denken gefragt!

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Velo, das durch den Schlamm fährtSeit 1998 stellt John Brockman auf der Website der Edge Foundation jedes Jahr eine Frage aus Forschung oder Technologie. Im Buch «This will make you smarter» beantworten schlaue Köpfe die Frage nach den kognitiven Fähigkeiten.

«Wie lang ist die Küste von Grossbritannien?» fragte der französische Mathematiker, Benoît Mandelbrot schon vor Jahren. Auf den ersten Blick einfach zu beantworten. Die Länge der Küste kann man auf Wikipedia nachschauen oder berechnet sie selber, indem man sie auf der Weltkarte abmisst. Oder man misst sie vor Ort mit dem Messband. Das Ergebnis wird jedes Mal anders sein. Das Beispiel zeigt: Die Frage ist komplex und einfach zugleich und zeigt auf, dass man von vorgegebenen Denkweisen abkommen soll. 

Ähnliche Fragen stellt John Brockman, amerikanischer Literaturagent und Autor seit 14 Jahren auf der Website seiner Edge Foundation. Beantwortet werden sie von Wissenschaftlern von überall, von Menschen, die zu den klügsten der Welt gehören. Balz Spörri hat in der SonntagsZeitung vom 21. Oktober mit «Der Schlüssel zu geistigen Höhenflügen»darüber berichtet.

«Gedanken denken, die einem normalerweise nicht in den Sinn kommen»
Genau dazu will Brockman die Leute bringen, dass sie «abseits der Hauptstrasse» denken. In «This will make you smarter» beantworten die Wissenschaftler die Frage 2011: «Welches wissenschaftliche Konzept würde unsere kognitiven Fähigkeiten verbessern?» Einer der befragten Wissenschaftler, Evolutionsbiologe Richard Dawkins sagt beispielsweise dazu, dass dem Grossteil der Menschheit das Training zum kritischen Denken fehlt. Das sei mitunter ein Grund, warum 40 Prozent der Amerikaner denken, das Universum sei erst nach der Domestizierung des Hundes entstanden. Zwischen Meinungen, Beweisen, Anekdoten und Vorurteilen zu unterscheiden, könnte helfen, die Welt zu retten.

Diese Aussage tönt dramatisch. Aber beobachten wir uns doch einmal selber im täglichen Leben: Ein Jugendlicher, Zigarette hinters Ohr geklemmt, die Hose sitzt viel tiefer als angebracht, flegelhafter Gang, überlässt einer älteren Dame seinen Sitz im Tram. Der erste Eindruck muss revidiert werden. Oder: Ein reisserischer Artikel über Ausschaffungen in irgendeiner Zeitung. Statt sich Gedanken über Sinn und Unsinn, Wichtigkeit oder Unwichtigkeit solcher Flüge zu machen, übernimmt man die Meinung des Autors. Wie oft lasse ich mich in ähnlichen Situationen manipulieren und könnte mich hinterher ohrfeigen für meine Gehirnfaulheit? Offenheit und Kritikfähigkeit führen zu Kooperation und so zu mehr Frieden.

Dies ist ein Aufruf zum kritischen Denken, Meinungen zu hinterfragen und sich seine eigene zu bilden. Und sich nicht zu scheuen, diese auch mal kundzutun.

P.S.: Gerne hätte ich das Buch zu Ende gelesen und gekauft. Leider ist es momentan vergriffen, ein gutes Zeichen, finde ich!

 

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