Amerikanische Forscher haben eine Methode entwickelt, mit der sie vom Lebensstil auf die Gesundheit eines Twitter-Users schliessen können. Dazu haben sie in New York City während eines Monats Tweets gesammelt und Faktoren wie Fitnessbesuche oder die Benutzung des ÖV beobachtet. Das Resultat ist eine Applikation, aus der ersichtlich ist, wo besonders viele gesunde oder kranke Personen unterwegs sind.
Studien zur Gesundheit der Bevölkerung sind teuer und aufwändig. Jetzt haben Forscher der Universität of Rochester Twitter für diese Zwecke entdeckt. Sie haben über vier Wochen Tweets analysiert und dabei 70 Faktoren beachtet. Zum Beispiel: Wie häufig benutzt eine Person die U-Bahn? Geht sie ins Fitness-Studio? Was für einen Online-Status hat die Person? Einige Erkenntnisse überraschen nicht: Wer nahe an einer Fabrik oder einer Autobahn wohnt, ist anfälliger auf Krankheiten als jemand, dessen Haus neben einem Park steht. Die Studie zeigt aber auch, dass wer sich an belebten Orten aufhält, öfter krank ist. Wer also häufig ins Fitnessstudio geht ist anfälliger auf Krankheiten, als Personen, die keinen Sport treiben. Und wer zwar davon spricht, sich dann aber doch nicht zum Fitnessbesuch durchringen kann, wird ebenfalls eher krank. Herausgefunden wurde dies anhand der GPS Daten.
Aus Studie entsteht eine Web-Applikation
Aus dem Verfahren entwickelten die beiden Forscher Adam Sadilek und sein Kollege Professor Henry Kautz die Webapplikation GermTracker. Die Twitter-User deren Tweets einen Hinweis zu Gesundheit enthalten, werden Farbcodes zwischen Rot und Grün zugeteilt. Da die meisten Tweets per GPS geortet werden können, platzieren die Forscher sie auf einer Landkarte. Die Schwierigkeit ist allerdings, dass die Applikation unterscheiden kann zwischen Personen, die wirklich krank sind und solchen, die «krank» als Metapher benutzen («I am sick and have been in bed all day» = «Ich bin krank und war den ganzen Tag im Bett.» und «I am sick of being stuck in this traffic jam» = «Ich habe genug davon, im Stau zu stehen.»). Um die Applikation zu verbessern, können User auf die Punkte auf der Karte klicken und die Tweets bewerten. Das heisst, sie können sagen, ob die twitternde Person tatsächlich krank ist. Mit diesen Daten wird die Applikation laufend verbessert. Die Autoren verbinden ihre Studie heute zum einen mit der Universitäts-eigenen Grippestudie. Zum anderen möchten sie die Technik anwenden, um die Ursachen von Depressionen und psychologischen Störungen zu erforschen.
Mein Fazit: Twitter für die Forschung einzusetzen ist nachvollziehbar. Menschen aus allen Schichten, Altersklassen und Regionen nutzen die Plattform, um sich auszutauschen. So können Trends und Tendenzen schnell und ohne grossen Aufwand erkannt werden. Es ist jedoch auch so, dass Menschen auf ihren Online-Profilen häufig eine Art Rolle spielen. Man macht sich besser oder interessanter, was nicht schlecht ist, jedoch das Bild verfälschen kann. Ich persönlich möchte Twitter rein professionell nutzen. Es ist mir zu heikel, dass jedermann Zugriff auf meine Daten hat. Es braucht nicht die ganze Welt zu wissen, ob ich grad Schnupfen habe.
Weiterführende Links:
Besser Twittern als Vorsatz: Zehn Tipps
Twitter: Einstieg ins 140-Zeichen-Piepsen
Bernet Leitfaden Twitter
Google hat ja das vor Jahren schon mit den Grippe Staaten in den USA gemacht. Dh. über die Häufigkeit der Suchanfragen aus einer Region die Grippewahrscheinlichkeit berechnet. Kann funktionieren und ist spannend.
Sehr spannendes Thema, danke, Thomas für den Hinweis. Bin gespannt, ob sich Solches in Zukunft durchsetzen wird!