Unternehmens-Podcasts: machen oder lassen?

Welche Organisationen und Unternehmen sollten auf Podcasts setzen? Welche Fragen müssen sie sich vor dem Start stellen und was macht ein gutes Format aus? Im ersten Teil unseres Interviews sprechen wir mit Andreas Wullschleger, Inhaber der Podcast-Agentur Ellie Media, über strategische Grundlagen.
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Andi, welche Rolle spielt Podcasting heute für Unternehmen, Marken und Institutionen?
Podcasts können eine lohnende Ergänzung im Marketing-Mix sein. Sie bieten die Möglichkeit, vertiefte Informationen zu vermitteln, weil die Retention Rate, also die durchschnittliche Verweil- oder Hördauer, um ein Vielfaches höher ist als bei Videos oder Texten. Damit eignen sich Podcasts vor allem dazu, vertiefte Informationen zu vermitteln, die den Rahmen anderer Kanäle einer Kommunikations- oder Marketing-Kampagnen sprengen würden.

Kannst du ein Beispiel machen?
Nehmen wir eine Employer-Branding-Kampagne auf TikTok. Darin zeigen Mitarbeitende in kurzen Videos ihren Arbeitsalltag und erklären ihre Tätigkeiten. Im Podcast könnten nun die gleichen Personen weiter ausholen und weitere 20 bis 60 Minuten dazu beitragen, potenzielle Mitarbeitende von der Firma und vom Job zu überzeugen. Podcasts ermöglichen es, langfristig eine Marke und eine Community aufzubauen sowie Vertrauen und Awareness zu schaffen.

Andreas Wullschleger

Welche Fragen sollten sich Organisationen und Unternehmen stellen, bevor sie einen Podcast lancieren?
Haben wir die personellen, finanziellen und zeitlichen Ressourcen, um einen Podcast längerfristig zu produzieren? Als Podcast-Agentur können wir vieles übernehmen, dennoch müssen die Kund:innen genügend Zeit für die Themensuche, Abstimmungen, Entscheidungen und die Abnahme einplanen. Ausserdem sollte einem bewusst sein, dass die Reichweite von Podcasts kleiner, die Informationsvermittlung dafür ausführlicher ist.

Welche Fehler sollten Podcast-Anfänger unbedingt vermeiden?
Konzeptlos loszulegen … Bevor man mit einem Podcast startet, sollte man sich gut überlegen, was der Podcast erreichen soll, wer die Zielgruppe ist, wie sie tickt und wie sich der Podcast in die Gesamtheit der Kommunikations- und Marketingmassnahmen einfügt. Um eine Community aufzubauen, ist zudem eine gewisse Kontinuität bei den Themen und beim Publikationsrhythmus wichtig. Ein anderes häufiges Problem ist schlechte Aufnahmequalität, die sich im Nachhinein zwar oft noch korrigieren lässt, was aber sehr aufwändig ist.

Was macht ein starkes Podcast-Format aus?
Starke Formate haben alle eine einzigartige Positionierung (USP). Das können besonders charismatische Hosts sein oder ein überraschendes Format, exzellentes Storytelling oder besonders intime Einblicke ins Leben etc. Weitaus am beliebtesten sind «Laber-Podcasts» wie «Gemischtes Hack», in denen sich zwei oder mehrere Personen unterhalten. Die Zuhörenden lernen die Hosts mit jeder Episode besser kennen – das schafft Identifikation und Bindung.

Wie unterscheidet sich Podcasting von anderen Content-Formaten?
Wie gesagt ist die durchschnittliche Hördauer von Podcasts unschlagbar. Retention Rates von 70 bis 90 % sind keine Seltenheit. Das bedeutet, dass Hörende eine Podcast-Episode zu drei Vierteln oder mehr hören. Das ist im Vergleich zu Videos oder Blogposts sehr lang und liegt wohl vor allem daran, dass man während des Hörens noch etwas anderes machen kann. Ausserdem sind Podcasts günstiger als Videos und die Hemmschwelle, an einem Podcast mitzuwirken ist für viele geringer.


Danke für die Einblicke, Andi. Im zweiten Teil der Serie widmen wir uns der Umsetzung von Podcasts und reden unter anderem über deren erfolgreiche Distribution, nützliche KPIs und Trends in der Podcast-Welt.

 

Titelbild: Seej Nguyen auf Pexels

 

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