Mach mal, äh, Pause – eine Ode an das Semikolon und den Gedankenstrich

Pausen sind wichtig. Bei der Arbeit, bei Vorträgen, aber auch in Texten. Sie schaffen den Raum, um Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten – in Wort und Schrift.
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Wer schon einmal eine Rede von Barack Obama gehört hat, hat erlebt, welch rhetorisches Mittel eine Pause bei Ansprachen ist. Seine sind ein extremes Beispiel und waren so lange, dass es sich manchmal wie Säure unter der Haut anfühlte, bis er weitersprach. Es gibt gar ein «Best of» nur von seinen Pausen. Mit diesen Unterbrüchen schaffte es Obama einerseits, seinem Argument mehr Raum zu geben und es in den Köpfen der Zuhörer:innen wirken zu lassen. Andererseits schaffte er es, mit der Pausen Aufmerksamkeit zu erhalten – für das, was als nächstes kam. Und er schuf damit Zeit, seine nonverbale Kommunikation zu lesen; man erkannte auf seinem Gesicht, wie ernst ihm die Sache war. Es scheint abstrakt, aber die Pausen sind darum manchmal wichtiger als das Gesagte und darum ein professioneller Teil der Rhetorik. Das gilt für das gesprochene Wort genauso wie für das Geschriebene.

Zählliste von Füllwörtern im Podcast

Das mit dem «Ähm»

Doch gerade wenn wir viel denken müssen, füllen wir den Raum mit – genau – Füllwörtern. Anstatt eine Wortpause einzulegen, sagen wir dann «ähm», «genau» oder «oder so». Das ist auch gar nicht schlimm, denn als Zuhörer:in blenden wir das fast alles aus. Doch es kommt manchmal ganz schön viel zusammen:
197-mal haben wir in einer rund 23-minütigen Podcast-Folge von «Buzz & Banter» ein Füllwort eingestreut. Davon schneidet man dann trotzdem besser einige raus; damit es sich etwas knackiger anhört. Übrigens: Wenn man die Anzahl Füllwörter während des Sprechens etwas reduzieren möchte, hilft es, langsamer zu sprechen – und Pausen zu machen. Man kann sie auch wegtrainieren und da gibt es unterschiedliche Ansätze – auch mit Yoga, wie uns die liebe Su empfahl.

Wie schreibt man eine Pause?

Doch wie macht man das bei einem Text? Ganz einfach: Füllwörter vermeiden (denn im Text stören sie), eine saubere Absatzstruktur und mit dem Interpunktions-Werkzeugkasten. Das Semikolon – und fast auch schon der Gedankenstrich – gehören zu den bedrohten Arten der Interpunktion. Dabei sind sie einfach einzusetzen und geben der Leserin oder dem Leser die Möglichkeit, das Gelesene wirken zu lassen; sie sind quasi das Lese-Knoppers für zwischendurch.

Als Faustregel kann man eine Reihenfolge nach Pausenlänge machen:

  • Komma, für die kleine Pause
  • Semikolon, um den Blick zu wechseln (auch der Doppelpunkt schafft eine Pause vor Ankündigungen wie Aufzählungen)
  • Punkt, um einzuatmen
  • Gedankenstrich (*), um eine deutliche Pause zu setzen

Und à propos Pause: Die hilft auch beim Texten – einfach mal «Znüni näh» und danach fertigstellen.

(*) typografisch nicht zu verwechseln mit dem Bindestrich.

 

Titelbild von Rasmus Gundorff Sæderup auf Unsplash

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