Mediennutzung Jugendlicher

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fischschwarmDer 15-jährige Brite Matthew Robson hat für Morgan Stanley die Mediennutzung seiner Freunde beschrieben. Die Medien reagieren aufgeregt.

Mit ein bisschen Scharfsinn überraschen die Ergebnisse kaum: Jugendliche haben verhältnismässig wenig Geld zur Verfügung, also nutzen sie vor allem Gratisangebote. Hier eine Zusammenfassung von Matthews Erkenntnissen für alle, die keinen Kontakt mit Jugendlichen haben.

Radio und Musik
Jugendliche hören kaum Radio, sie wählen lieber selbst aus, was sie hören wollen. Matthews Freunde haben noch nie eine CD gekauft, die Mehrheit lädt Musik illegal runter. 79 Pennies für einen legalen Download bei iTunes gilt als teuer. Trotzdem sind «hard copies» begehrt. Damit ist gemeint, dass man ein Stück auf dem PC zur freien Verfügung hat.

Fernsehen und Online-Filme
TV wird nur phasenweise und nach besonderen Interessen konsumiert, beispielsweise Fussball während der Saison. Werbung umgehen Jugendliche: Indem sie sich in dieser Zeit mit anderem beschäftigen.

Kino
Ins Kino geht man um dort seine Freunde zu treffen. Britische Jugendliche unter 15 gehen öfter ins Kino, weil sie dann nur den Eintritt für Kinder zahlen müssen. Die etwas Älteren weichen dafür aus und besorgen sich (Raub-)DVDs. Illegale Downloads sind bei Filmen weniger beliebt. Die Qualität ist zu schlecht und die Gefahr sich einen Virus einzufangen zu gross.

Zeitungen
Jugendliche kaufen keine Zeitung, lesen aber Gratiszeitungen. Gerade im öV findet Matthew Tabloid-Zeitungen praktischer.

Spiele
Spiele gehören dazu. Wii-Plattformen würden von immer jüngeren Kindern und immer mehr Mädchen genutzt. Da die neuen Konsolen Voice chat ermöglichen, brauchen Nutzer das Telefon weniger. Ist eine Konsole einmal im Haus, bleibt es bei dieser, ganz einfach, weil Eltern keine zweite bezahlen.

Virales und Plakate
Virales kommt gut an, da meist lustig. Kein Verständnis zeigt Matthew für Pop-ups und Banners im Sinne von: Was soll das, man ist doch gewöhnt, sie zu ignorieren. Ähnliches behauptet er von Plakaten.

Mobiltelefone
Alle, die Matthew kennt, besitzen ein Mobiltelefon. Ein Jugendlicher behält es meist zwei Jahre und der Wechsel fällt mit dem Geburtstag zusammen. Kinder aus ärmeren Familien besitzen meist keinen iPod und nutzen deshalb das Telefon um Musik zu hören.

Was zusätzlich kostet wird kaum genutzt: MMS und auch SMS, sofern das Telefon nicht Wi-Fi kompatibel ist und der Spass dadurch gratis wird. Bluetooth sei beliebt – es kostet nichts. Und wieso sollen Teenager per Handy Klingeltöne runterladen, wenn sie im Internet umsonst zu haben sind?

Internet und Computer
Auf britischen Schulcomputern läuft Windows, weshalb die meisten Kids ihre Hausaufgaben mit Microsoft office erledigen. Wenn Teenies selbst einen Computer besitzen, ist es meist ein PC – weil billiger als Mac.

Gemäss Matthew haben alle britischen Teenager Internetzugang. Daheim braucht man es vor allem für soziale Kontakte, in der Schule ist es Arbeitsinstrument. Google und Facebook sind für Suche und Soziales Nummer eins.

Teenager ignorieren Twitter: Viele hätten sich zwar angemeldet, aber gäben es rasch wieder auf. Vor allem weil es SMS-Guthaben aufbraucht, das man besser verwendet, um Persönliches seinen Freunden direkt mitzuteilen. Ausserdem seien Tweets nutzlos, wer verfolgt schon das Profil eines Jugendlichen?

Jugendliche besitzen keine Kreditkarte, deshalb sind für die meisten Internet-Einkäufe kein Thema.

Und bei uns?
Will man die Ergebnisse auf Schweizer Jugendliche übertragen, muss man berücksichtigen, wieviel für Teenager attraktive Dienste hier kosten. Ich erhalte beispielsweise von meiner Tochter keine SMS mehr, seit sie mit ihrem Mobil-Abo mehr Gratis-Gesprächsminuten als Gratis-SMS zur Verfügung hat.

Für immer an gratis gewöhnt?
Ich finde, dass der heranwachsende Homo oeconomicus seinen Nutzen klug maximiert, wohl auch weil er über genügend Information verfügt. Dabei wägt er ab

  • Interessiert es mich?
  • Hat es einen sozialen Nutzen?
  • Ist es gratis oder wenigstens bezahlbar?

Ich sehe auch nicht, dass Jugendliche darauf konditioniert werden, alles gratis zu bekommen. Es gibt Begehrenswertes, für das man bezahlen würde, wenn man das Geld hätte. Teenager sind aber daran gewöhnt, sich über den Preis zu informieren und dass es verschiedene Möglichkeiten gibt ans Ziel zu gelangen. In diesem Sinn sind die minderjährigen Konsumenten bereits mündig.

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