Kindle-Test: Quadratisch, praktisch, unübersichtlich

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kindle_kurztestSeit einer Woche spiele ich mit Amazons E-Book, das nun auch international verkauft wird. Hier die wichtigsten Erfahrungen aus dem Kurztest, samt Bildern und Video.

Das Fazit vorneweg: Ich werde die FAZ weiterhin auf Papier lesen. Auch das getestete Fachbuch habe ich mir gestern in Papierform nachbestellt – Bildschirmseite für Bildschirmseite erhalte ich einfach viel zu wenig schnell den Durchblick auf das Wesentlichste. Für ein von Anfang bis Ende gelesenes Buch kann ich den Kindle empfehlen. Weil er sehr schnell und bequem geladen ist (auch in der Schweiz, ohne Zusatzkosten), wenig Platz einnimmt und weil das Gerät handlich, schön und batteriesparsam ist. Aber die E-Books müssen auf alle Fälle noch besser werden. Gekostet hat der Kindle International übrigens 259 USD.

Handlich, schön, flach
Schon die Verpackung ist gelungen – so steht zum Beispiel auf der Karton-Aufreisslasche «Once upon a time…». Und das gelieferte Gerät funktioniert tadellos, auch in der Schweiz samt Wireless-Sofortverbindung. Unbemerkt sind das schon vorher bei Amazon bestellte Buch, die ersten Ausgaben der FAZ und der WirtschaftsWoche auf dem Kindle geladen. Auch mit dem Aufladen konnte ich noch eine ganze Weile warten – dazu brauchts übrigens einen Steckeradapter, geliefert wird nur ein US-Stromkabel.

Wer sich sechs Minuten Zeit nimmt, kann die wesentlichen Punkte der ersten Testwoche im folgenden Kurzvideo mitverfolgen. Wer lieber liest, der findet meine Haupterkenntnisse samt Screenshots im Nachgang.

Bildschirmlesen wie in den Anfängen des Internet
So sieht das Inhaltsmenu meines Kindle aus – noch ist ganz wenig draufgeladen: Social Media Bible als Fachbuch, die Frankfurter Allgemeine, My Clippings mit selbst gespeicherten Auszügen aus Inhalten, die WirtschaftsWoche, die Kindle Bedienungsanleitung und der New Oxford American Dictionary. Der kommt gratis mit und liefert zu jedem (englischen) Wort eine Erklärung. Der Bildschirm ist gut lesbar, mir ist der Kontrast von (leicht gräulichem) Hintergrund zu Schrift stark genug – bei genügend starker Fremdbeleuchtung. Im Halbdunkel liest sich das Gerät schlecht.

kindle_inhaltsverzeichnis

So ein Inhaltsverzeichnis ist kein Problem – hat ja alles auf einer Seite Platz. Echt schwierig wirds beim Fachbuch, da darf ich mich durch sechs Seiten durchblättern. So kann ich mir kein Gesamtbild des Buchinhalts machen. Und hier steckt für mich das Kernproblem des Kindle: Zu kleiner Bildschirm, zu wenig Infos pro Seite. Es kommt mir vor wie in den Anfängen des Web, vor 13 Jahren. Kleine Bildschirme, wenig Info pro Seite. Und Bildschirmlesen ist halt immer: Seite nach Seite.

kindle_faz_inhalt_artikel

Wenn ich im Kindle-Inhaltsmenu auf die FAZ klicke, wird einfach ein erster Artikel dargestellt, siehe rechtes Bild. Darunter führt ein Link «View Sections List» auf die links eingeblendete Inhaltsübersicht. Wenn ich da zum Beispiel «Wirtschaft» wähle, dann steht wieder einfach der erste Artikel da – anstatt eine Gesamtsicht der Wirtschaftsbeiträge, zu meiner Auswahl. So mag ich Zeitung nicht lesen. Gut, dass man die Zeitungs- und Magazin-Abos innert der ersten 14 Tage kostenlos annullieren kann. Ab heute versuche ichs mal mit der New York Times. Amazon gibt auch an, dass im Moment nur die amerikanischen Medienerzeugnisse mit Bildern ausgeliefert werden können.

Wireless problemlos, kein Surfen, keine Blogs
Man merkt gar nicht, dass der Kindle Online ist – er ist es einfach. Das ist wirklich sehr angenehm, keine Einrichtung, keine Zusatzkosten. Wenn man dann auf einen Link klickt, davon hats zum Beispiel in der Social Media Bible eine ganze Menge, dann öffnet sich ein Browser-Fenster. Mit der Meldung, dass aufgrund «internationaler Restriktionen» leider kein Surfen möglich sei. Den Weg zurück auf die eben verlassene Buchseite finde ich leider nur über das Kindle-Inhaltsmenu.

Amerikanische Blogs preisen auch Kindle-Versionen an. Meine Recherche auf Amazon zeigt, dass wir Europäer noch keine Blog-Inhalte bei Amazon für eine Kindle-Publikation anmelden können.

Abwarten und Papier geniessen
Für oder gegen den internationalen Kindle sprechen nach dieser Testwoche:

kindle_pro_contra

Ich freue mich darauf, die Social Media Bible in Händen zu halten. In zwei Sekunden werde ich wissen, was ich lesen will und was nicht. Randnotizen und Seitenhinweise werde ich schneller reinkritzeln, als sie mit der seltsamen Kindle-Tastatur erfasst sind.

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Beiträge

  • Seit wann ist der Kindle quadratisch?
    Fehlt nur noch das ewige Klischee, dass man mit einem eReader keine Mücken erschlagen könne. Das mach ich auch mit richtigen Büchern nicht.
    Ich lese auf dem Kindle schon recht lange und in Büchern noch viel länger. Beide zeigen Buchstaben an. Und dann hat jedes seine Vor- und Nachteile. Die werden hier aber nicht behandelt…

  • Habe diese Woche die Firmware aktualisiert, die native PDF und Drehung ermöglicht. Vorhanden sind jetzt fast 50 Bücher + PDF-Dateien. Ich kann Dir bei der (Un-)Übersichtlichkeit bzw. wegen des kleinen Bildschirms nur zustimmen. In 2010 soll es ja den Kindle DX mit internationalem Modem geben, damit sollte es dan besser werden.

    Bei aktivierter Drehung auf Querformat finde ich die Anordnung der „prev page“ und „next page“ Tasten ziemlich ungeschickt.

  • Vielleicht die Hälfte auf deutsch, davon mehrere Fachbuch-pdfs mit über 1400 Seiten, die ich sonst nie mitschleppen könnte. Sehr praktisch.

    Unpraktisch ist: die pdfs kann man kaum skalieren bei dem kleinen Display. Nur durch die Drehung ändert sich die Schriftgröße.

    Hatte zwischendrin auch eine Phase der Kindle-Müdigkeit, aber derzeit benutze ich ihn jeden Tag.

    Die Speicherkapazität finde ich derzeit ausreichend.

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