Blick im Newsroom: Schön, schnell, hierarchisch

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blick newsroom wallGestern Abend lud der ZPV zu einer Besichtigung des neuen Blick-Newsrooms. Schön ist er geworden, Journalismus wird noch schneller und bleibt hierarchisch.

Edi Estermann, Projektleiter des dreijährigen Unterfangens für 15 Millionen Franken, führte eloquent und offen durch die Idee und den Raum selbst. Leider war dann abends um 1830 Uhr nicht mehr ganz so viel los – hier arbeiten 200 Mitarbeitende von 0600 bis 0030 Uhr für Blick, Blick am Abend, Sonntagsblick, Blick Online.

Schön – aber verschachtelt
10 Millionen der Investition gingen in den Umbau des Gebäudes – Edi Estermann zitiert Michael Ringier: «Journalismus gehört in die Stadt». Deshalb habe man nicht im Hagenholz gebaut, wo Ringier TV sitzt, sondern im teuren Zentrum. Man merkts: Aus Platzgründen sitzen nicht alle 200 auf derselben Etage, sondern auf zwei Stockwerken. Die Räume sind sehr schön gestaltet, die riesige Monitorwand im Zentrum ist ein Blickfang und auch für Führungen ist man bestens eingerichtet.

blick newsroom zentrum

Schnell – weniger Textübergaben, weniger Abteilungen
Viel Zeit hat Ringier in die Analyse und Optimierung der Abläufe investiert. Texte wurden im Schnitt über elf Stationen gereicht, bis sie publiziert werden konnten – heute liegt diese Zahl bei sechs. Früher gabs dabei sieben Korrekturmöglichkeiten, heute noch fünf. Um die täglichen Redaktionssitzugen am Stehpult in der Mitte des Schaltzentrums auf maximal eine Stunde zu drücken, müssen alle Themenvorschläge von den Ressorts vorher im Planungssystem erfasst werden. Edi Estermann: «Die Eingaben werden vorher gelesen, pro Ressort gibts dann nur noch zehn Minuten Diskussion.»

Früher arbeitete einzig der Sport für alle Titel, jeder Blick hatte seine eigene Nachrichten-, Wirtschafts-, Politik-, Lifestyle- und People-Redaktion. Heute arbeiten alle Ressorts für alle Ausgaben. Einzig das Magazin des Sonntagsblick ist teilweise separat bestückt. «Die grosse Herausforderung liegt in der Abstimmung der Ressourcen, dem zeit-, themen- und lesergerechten Bespielen aller Blick-Ausgaben.»

Chefs müssen sein – stark inszeniert
Dieses Abstimmen verlangt Austausch und Führung. Dass die Redaktionssitzungen im Plenum und nicht mehr in einem geschlossenen Raum stattfinden, betrachtet Estermann als Fortschritt. Doch nur, wer ganz nahe sitzt, bekommt etwas mit von den «öffentlichen» Diskussionen. Und das sind die Ressortleiter auf den Arbeitsplätzen gleich rund um das zentrale Stehpult.

Fünf Chefs sind im Halbrund platziert, auf den einzigen schwarzen Tischen auch optisch abgehoben. Diese Inszenierung wirkt etwas aufgesetzt. Eine Leitung brauchts, sie gehört ins Zentrum. Und trotzdem wird hier etwas unterstrichen, was der Gesamtidee des Newsrooms irgendwie widerspricht. Aber vielleicht schwingt hier nur der Neid des externen Betrachters mit, der wohl auch am liebsten an dieser Banane sitzen würde.

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