13 Fragen zu «Cash» von Markus Gisler in der SonntagsZeitung

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cash.chAm Donnerstag habe ich mich zur überraschenden Einstellung von CASH geäussert – gestern hat der Mitgründer und erste Chefredaktor Markus Gisler in der Sonntagszeitung 13 Fragen zum Thema gestellt, die interessante Hintergründe öffnen.

Beim Start von Cash hatten Markus Gisler und Thomas Trüb mich einmal zu einer Blattkritik eingeladen. Beide erlebte ich als sehr wirblig, innovativ und kommunikativ. Was Cash trotz der immer sehr guten Vernetzung mit der Werbebranche nicht geschafft hat, ist ein nachhaltiger Zuspruch der Inserenten. Vielleicht, weil das Format und das Zeitungspapier sich zu wenig eignen für den steten Auftritt von Uhren, Autos, Topmarken? Auf der anderen Seite geht die Bilanz auf einen Zweiwochen-Ryhthmus, damit mehr Inserate platziert werden können – redaktionell war der Schritt aus meiner Sicht nicht nötig, einmal im Monat hätte mir genügt.

Da drängt sich für mich die 14te Frage ganz an den Anfang: Wieso machte denn Cash als auflagenstärkste Wirtschaftszeitung der Schweiz nach so vielen Jahren immer noch 3 Millionen Verlust?

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© SonntagsZeitung; 03.06.2007; Seite 67

13 Fragen zu «Cash»

1. Wieso beerdigt man mitten in der Hochkonjunktur die immer noch auflagenstärkste Wirtschaftszeitung der Schweiz, obwohl sie im letzten Jahr nur noch mit 3 Millionen Franken in den roten Zahlen war?

2. Warum können die weit auflagenschwächeren Wirtschaftstitel der Konkurrenz erfolgreich sein, aber «Cash» nicht?

3. Wieso darf das Monatsmagazin «Cicero» ohne Leser auskommen und Verluste produzieren, aber «Cash» nicht?

4. Wieso darf das Wochenmagazin «L’Hébdo» in der Romandie Verluste machen, aber «Cash» nicht?

5. Wieso schliesst man «Cash daily» nicht, das bereits mit weit über 4 Millionen Franken in den roten Zahlen steckt, das dem Budget um das Dreifache hinterherhinkt und bei Inserenten nicht ankommt?

6. Warum setzt man nicht auf eine Vorwärtsstrategie und macht «Cash» definitiv zur ersten Wirtschafts-Tageszeitung der Deutschschweiz, wenn man mit «Cash daily» ja offenbar im Print bleiben will?

7. Weshalb bleibt «Cash daily» bei der unsäglichen Gratisabgabe am Kiosk, die einem das Gefühl vermittelt, man sei gezwungen, das Blatt zu klauen?

8. Wieso wurden die Adressen der «Cash»-Abonnenten an die Konkurrenz verkauft, obwohl man damit zahlende Leser hätte gewinnen können?

9. Weshalb ist die «Cash»-Internetplattform nicht state-of-the-art, wie das «Moneycab» schon vor sechs Jahren war?

10. Weshalb hat man der Redaktion nicht erlaubt, ihr Konzept eines gemeinsamen Newsrooms für Daily, Internet und Weekly und die damit verbundenen Einsparungen der Konzernleitung vorzustellen?

11. Wieso hat man den Deckungsbeitrag sowie die Zusatzaufträge der Druckerei beim Schliessungsentscheid nicht in Rechnung gestellt?

12. Warum lässt man einen deutschen Verlagsleiter ohne hiesige Branchenkenntnisse das Produkt halbherzig vermarkten?

13. Wieso gibt der grösste Verlag der Schweiz sein einziges Deutschschweizer Produkt auf, mit dem er den so erwünschten intellektuellen Anspruch noch einigermassen erfüllen konnte?

Markus Gisler galt in den erfolgreichen 90er-Jahren als «Mr. Cash». Er war seit der Gründung der grössten Wirtschaftszeitung 1989 dabei und von 1991 bis 2000 Chefredaktor.

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