copy – create – manipulate: Creative Commons schlägt eine Brücke

 In unserem Gast-Blog offnen wir Freunden und Bekannten unseren Blog, um spannende Gedanken mit uns zu teilen. Den Anfang macht der Zurcher Gestalter Pongo Zimmermann:

„Mit DRM (Digital Rights Management) und Trusted Computing lasst uns der Rechner nur noch die Wahl zwischen Hollywood und Freiheit…“, Cory Doctorow

Zwischen den geltenden Rechten und der taglichen Praxis von immer mehr Leuten klafft ein tiefer Graben – unweigerlich leitet sich damit ein anderern Umgang mit Kultur aus: Sie soll allen frei zur Verfugung stehen, legal kopiert, geandert und verbreitet werden konnen – statt nur den Zahlenden und den okonomisch Machtigen zu gehoren.

Kultur basiert seit jeher auf Bezugnahmen, Verweisen und Aneignungen. Dass es keine ‚creatio ex nihilo‘ gibt, ist spatestens seit den Romern, die diesen Ausdruck gepragt haben, eine Binsenwahrheit. Die Renaissance hat sich auf die Antike bezogen, bei ihr inhaltliche und formale Anleihen gemacht, um daraus eine neue Kultur zu schaffen. Dieser kreative kulturelle Prozess gleicht in vielem etwa demjenigen der ‚appropriation art‘ der 1970er und 1980er Jahre, welche ihn zu ihrem eigentlichen Thema gemacht haben oder auch der zeitgenossischen Rap Musik, die aus Versatzstucken anderer Musiker einen eigenen Stil baut.

Solche kunstlerischen Strategien widersprechen den geltenden und sich stetig verscharfenden Urheberrechts-Gesetzen und konnen gesetzlich geahndet werden. Damit werden die monetaren Interessen der Verwertungsindustrie und einiger weniger Kunstlerinnen geschutzt, argumentieren die Verfechter des Copyrights. Damit wird aber auch die Entwicklung der Kultur behindert, wenden die Kritiker ein.

Creative Commons
ist eine Non Profit-Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, den kreativ Schaffenden einen Lizenzstandard zur Verfugung zu stellen, mit dem sie ihre Urheberrechte abgestuft einsetzen konnen. Dieser abgestufte Einsatz des Urheberrechts fordert eine freiere Nutzung von Werken im Kulturleben, ohne dass der Kreative auf das Urheberrecht ganz verzichten wurde. Creative Commons bewegt sich damit in der Bandbreite zwischen den beiden Polen, die durch den traditionell restriktiven Einsatz der urheberrechtlichen Verbotsrechte einerseits und die Public Domain andererseits markiert werden.

Hinter Creative Commons steckt der streitbare Stanford Professor Lawrence Lessig. Er vertritt die Meinung, dass die heutigen Copyright-Gesetze schadlich sind fur die Entwicklung des Internets und die Verbreitung von Information in der Gesellschaft. Nie zuvor war in der Geschichte der Menschheit die Macht uber kulturelle Guter in den Handen ganz weniger konzentriert. Diese konnen mit Hilfe des Copyrights immer detaillierter und immer langer bestimmen, wie wir mit Kultur arbeiten und umzugehen haben. Unsere Gesellschaft verteidigt die Meinungsfreiheit und die Marktwirtschaft – warum erlaubt sie eine solche Machtkonzentration beim Wissen, der Kultur?

Zwischen den zwei Extremen Copyright und Public Domain schlagen Creative Commons-Lizenzen eine Brucke zwischen Total Kommerz und Nonprofit.

Lesenswert: Der Blog von Ed Felten und Alex Halderman von der Princeton University uber Technologie und Gesetzgebung Freedom To Tinker.

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