AllOfMP3: Kann denn Liebe Sünde sein?

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flag_allofmp3_index.gifIch bin nicht suchtresistent. Das hat auch beim Musikkonsum drastische Konsequenzen: zum Beispiel beim Ausbau von CD- und Vinyl-Regalen. Oder beim Sackgeld. Das freut Ingvar Kamprad und manchmal auch Ruedi Fehlmann von Rock On – mein persönlicher Dealer gleich um die Ecke. Und neu auch Vadim Mamotin. Er lindert mit seinem Online-Musikangebot AllOfMP3.com meine Probleme mit Platz und Geld.

Die Musikbranche findet, das seien Gangster. Ich finde den Online-Musik-Shop AllOfMP3 einfach genial. Die Frage bleibt: Ist er auch legal? Genial ist er, weil er übersichtlich, attraktiv und kostengünstig ein atemberaubendes Musik-Sortiment in verschiedenen Formaten anbietet. Dabei erhalte ich nicht eine hundertfach codierte Wundertüte, sondern ein MP3-Teil, das ich kopieren, überspielen, backöpen, brennen kann wie mir beliebt. Und der Einkauf macht Spass. Wäre es sozial verträglicher, ich würde nächtelang auf der Seite rumhängen. Meine Lieblingsfunktion: Via „Preview Full Album“ lassen sich ganze Alben leicht durchhören, 30 – 90 Sekunden pro Song, im Browser, ohne ein neues Programm zu starten. Dabei stosse ich immer wieder auf Neues und Wiederentdeckungen. Selten bleibt meine Song-Suche erfolglos. Und Listen wie die 100 Greatest Jazz Albums oder Indie Top 200 machen geradezu süchtig.

Nur; es scheint, als stünde meine neue Liebe unter einem schlechten Stern, als sei das Angebot nicht ganz koscher. Verschiedene Artikel im Netz und auch der Eintrag auf Wikipedia weisen darauf hin, dass kaum Lizenzgebühren an die Künstler abgerechnet werden. Als Ex-Angestellter einer grossen Plattenfirma kann ich sowas natürlich nicht gutheissen. So ganz schlau wird man aber weder in die eine, noch die andere Richtung. Auf jeden Fall löst aber der AllOfMP3-Fall etwas aus. Ich halte fest:
– Ich bin bereit Geld für Musik-Downloads auszugeben
– Ich möchte, dass die Künstler davon was (den Grossteil) sehen
– Auch die Plattenfirmen dürfen daran etwas verdienen
– Ich bin NICHT mehr bereit 15 CHF für ein Online-Album auszugeben
– Ich will die gekaufte Musik unbeschränkt auf Geräte und Rohlinge kopieren können
– Das beschriebene Angebot ist unerreicht gut – hinsichtlich Umfang und Usability

Sollte also der Dienst von AllOfMP3 dereinst eingestellt werden, dann hoffe ich zumindest, dass iTunes & Co. dazu gelernt haben. In Richtung der vorbildlichen Usability und dem Pricing, der einem das Musik kaufen nicht verleidet – im Gegenteil…

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Beiträge

  • Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass AllOfMP3 nach westlichen Kriterien legal ist, Genauso wenig wie die ganze in OVP eingeschweisste „Original-Software“, die man für ein paar Dollar auf jedem russischen Markt kaufen kann. In Russland gelten einfach andere Gesetze…

    Grndsätzlich gebe ich Dir aber Recht und ich würde alle sechs Punkte unterschreiben – wenn ich das (Sucht-)Problem nicht anders gelöst hätte: Ich habe meine grosse Plattensammlung einem jungen Musikfreakt verschenkt und kaufe überhaupt keine Platten mehr.

    Stattdessen höre ich gezielt Radio. Nicht DRS3 oder die Lokalradios mit ihren unsäglichen Moderatoren vor allem tagsüber – sondern Radio über das Internet und demnächst wohl auch über DAB. Denn ehrlich, mit Ausnahme von Bob Dylan und ein paar anderen Ausnahmemusikern habe ich die meisten Platten nur ein paar Mal angehört und dann ins Archiv gestellt. Jetzt entdecke ich jeden Tag neue Stimmen, das ist viel spannender!

    Jürg