Warum lesen immer noch zwischen 5 und 15 Prozent weniger Frauen Zeitung als Männer? Wie sieht eine Zeitung aus, die von Frauen gerne gelesen wird? Die NZZ versuchte diesen Fragen in einem Artikel auf den Grund zu gehen. Ein wenig hilflos, finde ich.
Offenbar richten die Medien aus vorwiegend wirtschaftlichen Gründen ihr Auge vermehrt auf die Leserinnen. Deren Ansprüche unterscheiden sich aber von denen der Männer. Der NZZ-Artikel nennt Erkenntnisse zum Thema:
Mehr Frauen in die Zeitung
Sind die Artikel in Wort, Zitat und Bild zu männerlastig, zieht das keine Leserinnen an. Sind hingegen auch (jüngere) Frauen zitiert, abgebildet, portraitiert entstehe «eine Brücke zu den Leserinnen».
Frauensicht in der Gesellschaftsecke
Wer bei Politik- und Wirtschaftsthemen den Leserinnen-Bezug herstelle, «laufe Gefahr, dass seine journalistische Tätigkeit den weniger prestigeträchtigen Gesellschaftsressorts zugeordnet werde».
Magazinisierung
Frauen mögen gute Reportagen, Geschichten, Inhalte die einen «Bezug zum Alltag» herstellen.
Ich bin ein wenig verwirrt. Zum Beispiel durch diesen Satz aus dem Artikel:
«So lesen junge Frauen durchaus Wirtschaftsnachrichten, wenn sie dabei etwas Nachhilfeunterricht bekommen, indem ihnen beispielsweise das Funktionieren eines Börsenplatzes in einem Kasten erklärt wird.»
Komplexe Inhalte verständlich zu konsumieren ist doch kein geschlechterspezifisches Bedürfnis! Und beim Stichwort «Magazinisierung» kommen mir schon stark abgespeckter Inhalt, mehr grössere und buntere Bilder mit Shopping-Tipps in den Sinn. Aber ich weiss, auch das ist keine Frage des Geschlechts – sondern des Geschmacks und des Interesses. Und ich bin überzeugt: Genau so viele Frauen wie Männer schätzen ausgewogene, gut recherchierte und umfangreiche Berichterstattung. Genau wie andersrum Männer gute Magazin-Inhalte schätzen.
A propos Geschmack: keine Ahnung, was sich die Bildredaktorin (oder war es ein RedaktOR?) der Printausgabe überlegt hat, bei der Auswahl der leicht bekleideten Jungleserin am Schminktisch (kein Witz, das war so drin). Aufwachen NZZ! Haben Sie so ein Bild von Ihren (künftigen) Leserinnen?
Gefallen hat mir der Hinweis auf dieses «weibliche» Medienangebot: Der Oesterreichische Standard unterhält unter DieStandard.at ein gut gemachtes Frauen-Online-Magazin – soweit ich und die 30% männlichen Leser das beurteilen können.
Warum noch weniger Frauen als Männer Zeitung lesen, konnte mir der Artikel nicht einleuchtend erklären. Meine Partnerin würde wohl vermuten, weil sie weniger Zeit habe als ich… ; )
Tag Dominik
Leider funktioniert der Link zu dem Bild nicht, das hätte ich mir gern angesehen 😉
Ich finde den Satz mit dem Nachhilfeunterricht aus der Sicht, dass er Frauen mangelndes Wissen oder fehlende Intelligenz vorwirft, sehr frech. Die Frau, das Dummchen, liest weniger Zeitung, weil sie den Inhalt nicht kapiert. Das ist doch der Hammer!
PS: Wir schreiben eigentlich das Jahr 2007.
hallo daniela! danke für deine bestätigung. probiers nochmals mit dem link. sollte funktionieren… du wirst staunen.
Jetzt funktioniert der Link… Igitt!
Lustig, wie einige Mainstream-Medien plötzlich die Leserin entdecken – und dabei zu Resultaten kommen, welche mit „Gender“ sehr wenig, mit verständlicher „Schreibe“ dagegen sehr viel zu tun haben.
Vielleicht sollten die Redaktionen mal ein Seminar bei Peter Linden buchen ?!?