Vom Umgang mit Wissen

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wikipedia.pngImmer wieder freue ich mich über Verbindungen der Online-Welt zum Mittelalter. So vergleicht Steve Fuller die Online-Enzyklopädie Wikipedia mit ihren Vorläufern aus dem 12. und 13. Jahrhundert.

Kennen Sie Wikipedia? Rund 7 % aller 1,2, Milliarden Internetnutzer besuchen die Online-Enzyklopädie täglich. Die Grundprinzipen von Wikipedia –“user generated content“ und die „Wissens-Gemeinschaft“ wurden schon im Mittelalter gelebt, schreibt der Soziologe Steve Fuller im Tagi (Artikel leider nur mit Abo erhältlich). Eine solche „Knowledge Community“ entstand mit dem Aufstieg der europäischen Universitäten im 12. und 13. Jahrhundert. Damals wurden die grossen, frühmittelalterlichen Handschriften von kleineren „Handbüchern“ abgelöst. Diese wurden unter den Gelehrten herumgereicht. Ihre Seiten bestanden nicht mehr aus Pergament, sondern aus Tierhäuten, damit sie leichter mit dem Federkiel zu überschreiben waren. Beim Lesen kopierten die Studierenden oft ganze Passagen eigener Texte in die Bücher oder ergänzten die bestehenden Texte mit Kommentaren. Bis heute ist die Urheberschaft dieser Handbücher schwer zu bestimmen. Das Urheberrechtsgesetz entstand sowieso erst viel später, als der Buchdruck erfunden wurde und der Büchermarkt zu wachsen begann. Rund 400 Jahre lang waren in der mittelalterlichen Gelehrtengemeinschaft Produzenten und Konsumenten von Wissen noch nicht scharf getrennt, Leser und Autoren hatten gleichermassen Zugang zum Wissen.

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