Frank Schirrmacher – Journalist und Mitherausgeber der FAZ – gewann kürzlich den Jacob-Grimm-Preis. In seiner Dankesrede bekannte sich der Zeitungsmann klar zu seiner Angst vor dem Internet.
Für Frank Schirrmacher ist das Internet vor allem ein Medium, das Nicht- oder Fast-Nicht-Mehr-Lesen ermöglicht. Durch das Web werde nicht nur der Analphabetismus gefördert, sondern auch die Seele der Gesellschaft zusehends verstümmelt – letzters vor allem durch fast ungehinderten Zugang zu Pornographie und gewalttägien Extremismus, meint Schirrmacher.
1994 – vor dreizehn Jahren – tauchte zum ersten Mal der Begriff «World Wide Web« auf. Wie geht nun die technische Entwicklung weiter? Schirrmacher: «Manche glauben, der Prozess sei faktisch abgeschlossen und differenziere sich nur noch im Detail. Das halte ich für unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass die technologische Revolution sich überhaupt jetzt in der Gesellschaft selbst bemerkbar macht. Nachdem die Werkzeuge verändert wurden, verändern sich die Menschen.»
Ich frage mich: Werden Menschen tatsächlich durch das Internet dümmer? Oder hat Schirrmacher einfach Angst vor der neuen Medienwelt? In seiner Rede (die FAZ publizierte eine leicht gekürzte Fassung) macht sich der Zeitungsmensch Schirrmacher über die Position der Zeitung Gedanken. «Im Vergleich zum Internet ist sie ein retardierendes, also verzögerndes Moment in der gesellschaftlichen Kommunikation, und gerade deshalb wird sie immer unverzichtbar sein.» Und: «Ich erkenne erst jetzt, dass sämtliche technische Revolutionen, denen ich ausgesetzt war, solche der Kommunikations- und der Informationswelt waren.»