1991 – vor 17 Jahren habe ich (als Lagerkoch) mein letztes Pfadfinderlager besucht. Anfang Woche begleitete ich meine Tochter Mia erstmals zur Lagerbesammlung am Hauptbahnhof. Ein emotionaler Moment. Ich musste merken, dass sich die (Pfadi-)Welt weiter entwickelt hat.
Natürlich fand schon damals meine Mutter, meine Pfadi sei nicht mehr mit dem zu vergleichen, was sie noch geleistet hätten. Mir scheint aber, mit dem letzten Generationenwechsel gab es noch tiefschürfendere Entwicklungen. Hier in 3 Dimensionen:
1. Mobiltelefonie:
Unvorstellbar, dass wir damals von den Eltern telefonisch erreicht wurden. Zwar gab es möglichst nah am Zeltgelände einen Notfallkontakt (Bauer Fridolin, Gasthaus Ochsen, o.ä.) – dieser wurde aber wirklich nur «in extremis» bemüht. Heute ruft man schon mal schnell zur Beruhigung die Pfadiführerin aufs Handy an (damit ein «pfui» an meine Frau ; ) .
2. Internet:
Heute morgen packte mich dann doch auch väterliches Unbehagen als ich von Gewitterzellen in Innerschweiz und Glarnerland hörte (dabei gibts doch nicht schöneres als prasselnder Gewitterregen auf dem Zeltdach). Darum: beim Frühstück kurz das Notebook aufgeklappt und via Webcam aus vier (!) verschiedenen Blickwinkeln das frühmorgendliche Lagerleben beobachtet. Da und dort huschen kleine Gestalten durch den Gewitterregen. Regenlachen durchziehen die grosse Wiese (ob sie wohl die Wanderschuhe anzieht oder bloss die Turnschuhe? Kann sie diese binden? Hoffentlich scheint bald die trocknende Sonne…).
3. ToiToi:
Und was sieht dort mein Pfadiauge, brav aufgereiht in Reih und Glied? Die berühmten blauen ToiToi-Instant-Toiletten, bekannt von Massenveranstaltungen aller Art. Damals gruben wir ein 150cm-Loch, darüber ein paar Sitzbalken, vielleicht eine Plastiksitzbrille angenagelt… Warum war das eigentlich immer mein Job?
Letztes Beispiel macht deutlich: Gewisse Entwicklungen haben klar auch mit der diesjährigen Durchführung des landesweiten Bundeslagers zu tun. Was wäre, wenn die 25000 Kinder und Jugendliche ihr Geschäft in hunderte von 150cm-Löchern verrichten würden (1 Loch per 30 Nasen = 833 Löcher…). Aber bei der mobilen Erreichbarkeit müssen einmal mehr auch wir «Grossen» uns an der Nase nehmen.
Ich muss Dich leider enttäuschen, die ToiTois haben nichts mit der Menge der Kinder zu tun – sie heute schlicht vom Gesetz vorgeschrieben. Das Anlegen von „Donnerbalken“ ist verboten. Sogar im Militär werden ToiTois in den Wald gestellt…
das ist ja unfassbar – danke für diese ergänzung. adé du schöne alte welt. ohne jetzt den donnerbalken-kult übertreiben zu wollen, aber ich hab noch jeden einzelnen von allen vielen lagern noch pixelscharf vor augen.
Hygiene ist bei einer Grossveranstaltung dieser Dimension eine echte Herausforderung. Grund genug mit einem Spezialistenteam (auch Pfader) und einem kleinen Analytiklabor vor Ort zu sein, um das Trinkwasser zu kontrollieren. Auch das ist Pfadi – auch das ist anwendungsorientierte Bildung und Forschung à la ZHAW.