Überschrift, Unterzeile, Aufzählungspunkte: Abermillionen Präsentationen pro Tag folgen immer der gleichen Powerpoint-Struktur. Eine Soziologie-Professorin fragt, was sich bisher noch niemand überlegt hat: Macht Powerpoint blöd?
Die Soziologie-Professorin Sherry Turkle untersuchte den Gebrauch von Software im amerikanischen Bildungssystem. Ihr Befund: Durch Powerpoint verlernen Kinder, die Dinge von Grund auf in Frage zu stellen. Auch Studenten lernen quasi «nachdenken durch bullet points» anstatt eine sorgfältige Argumentation in der Logik von These Antithese und Synthese. Powerpoint-Präsentationen verleiten nicht dazu, Quellen sorgfältig zu prüfen und die Grenzen der Erkenntnis im Auge zu behalten. Dafür verführen sie zu eindeutigen, konzisen Aussagen. «Doppeldeutigkeit wird nicht geschätzt, forsche Präsentationen lassen einen Widerspruch oft gar nicht erst aufkommen», meint Sherry Turkle im bereits an anderer Stelle zitierten Spiegel-Artikel.
«From powerful ideas to Powerpoint»: Microsofts Powerpoint ist in der Lage, Kants «Kritik der reinen Vernunft» in drei Aufzählungspunkten («bullet points») zusammenzufassen. Oder liefert jedenfalls das passende Format dazu. Ist Powerpoint wirklich das «vielleicht mächtigste Denksystem der Welt», wie es im Artikel heisst? Ich finde: Entscheidend ist immer noch, wie wir es anwenden.