Im US-Wahlkampf haben die klassischen Medien die Blogs geschlagen – um 2.5 Stunden. Die Cornell University zeigt, wie Themen im Web entstehen.
Die New York Times hat die Untersuchung in einem Artikel verdichtet. Durchgeführt wurde die Studie vom Bereich Computer Science der Cornell University in Ithaca/NY. Anhand von einigen Kernaussagen aus dem Wahlkampf haben die Forscher untersucht, wie schnell sich Themen verbreiten. Dabei konnten sie sich natürlich nur auf Online veröffentlichte Inhalte abstützen. Mit ausgeklügelten Algorhythmen wurden Sätze und deren Variationen verfolgt, aus 1.6 Millionen Quellen in 90 Millionen Beiträgen. Die verschiedenen Grafiken sind auf memetracker.org auch animiert dargestellt.
Nur 3.5 Prozent aus Blogs
Im hier untersuchten Fall zeigen sich die klassischen Medien mit ihren Online-Ausgaben klar als Themenleader: nur 3.5 Prozent der Schlüssel-Wahlkampfsätze sprangen aus der Blogosphäre in die Medienausgaben. Und es dauerte im Schnitt zweieinhalb Stunden, bis die Blogs die «heissen» Sachen aufgenommen hatten. Aus der Original-Studie ist diese interessante Grafik:
Sie zeigt die Gesamtsicht aller analysierten Aussagen – mit den zweieinhalb Stunden Zeitdifferenz. Die rote Medienspitze nimmt langsamer zu, sinkt aber sehr schnell ab: Gedruckt ist gedruckt, das scheint auch zu gelten für die Online-Ausgaben der klassischen Medien. Dagegen nimmt das Volumen in der grünen Blogkurve schneller zu und langsamer ab: Es wird länger über die gleichen Inhalte weiter geschrieben.
Kostenpflichtige Archive beschränken die Verbreitung
Bleiben Online-Medien vor Blogs? Auch falls die Verlage wahr machen mit ihren Kostenplänen für Online-Inhalte? Auch die NY Times denkt darüber nach, wie heute in der NZZ Online beschrieben. Ich glaube kaum, dass sich Bezahl-Inhalte breit durchsetzen werden. Auch wenn mir persönlich die Times fünf Dollar pro Monat wert wäre. Die Verlage verlieren damit auch ein sehr wesentliches Verbreitungspotenzial. Wir werden sehen.
Sehr interessanter Artikel! Ich hätte gedacht, dass in den Blogs doch noch erheblich länger als in den Mainstreammedien über ein Thema geschrieben wird.
schneller wollten schon immer alle sein, mit online steigt der druck. auch deshalb werden heute blogs so schnell wie möglich aus den vertraulichen dokumenten zitieren, die ein hacker von twitter gestohlen hat, über gmail – siehe http://bloggingtom.ch/archives/2009/07/15/hacker-veroffentlicht-twitter-internas/
Umgekehrt wird ein Schuh draus:
Medienkonzerne machen Nachrichten, marktliberal-reaktionär. Meinungsmache und Manipulationsapparart: Dafür wäre die obige Grafik ein Beleg.
2,5 Stunden – nothing. Wir sind doch keine Medienjunkies, oder?
~~~ Herr, laß Hirn vom Himmel regnen ~~~
wer bloggt, befasst sich DANN mehr mit dem Thema, wenn sie/er auch fundiert bloggen will – GUT bloggen kostet vor allem eines – ZEIT. Ich fand in Blogs schon OFT GUTE Hintergrundinfos, die den klassischen Medien oft abgehen.
ich denke, es zeigt sich das die Mainstream-Medien einfach ein bisschen mehr Budget haben und dadurch ein wenig professioneller sind. Gruß
Gerade durch das höhere Budget können sich die Mainstream-Medien mehr leisten. Ob hierbei Professionalität eine Rolle spielt, ist in meinen Augen neben sächlich.