Im ersten Halbjahr liegen die Ausgaben für Online-Werbung erstmals über den TV-Budgets. Nur 18 Prozent des Online-Kuchens geht auf «normale» Banner.
Beim Zusammenstellen dieses Artikels durfte ich mich wieder mal ärgern. Es ging mir wie vielen Journalist/innen, die schlechtes Material erhalten. Am Anfang stand ein Beitrag des Wall Street Journals (Web Ad Sales In Britain Overtake TV), dann habe ich mir die Originaldaten zusammengesucht (Medienmitteilung Internet Advertising Bureau UK). Was für ein Aufwand. Und wie schlecht die Daten aufbereitet sind, mühsam darf man sich Prozentzahl für Prozentzahl aus endlos langen Communiqués zusammensuchen. Alle Zahlen sind fürs erste Semester 2009 ausgewiesen, sie werden halbjährlich von IAB UK, Price Waterhouse UK und World Advertising Research Center erarbeitet.
Die neue britische Reihenfolge: Print vor Online vor TV
Grossbritannien weist mit 23.5 Prozent den weltweit grössten Anteil Online-Werbung am gesamten Werbekuchen aus. In absoluten Zahlen wird dieser Anteil mit 1.75 Milliarden £ beziffert, macht 7.46 Milliarden £ oder rund 12.4 Milliarden CHF für den Gesamtmarkt. Zum Vergleich: Die Schweizer Werbestatistik weist für 2008 ein Total von 5.8 Milliarden CHF aus. Wobei der Online-Anteil nicht wirklich relevant erhoben wird. Als Grund für den starken Online-Anteil in Grossbritannien oder auch Dänemark sehen Analysten im WSJ-Artikel die hohe Internet-Dichte. Nachtrag vom 5. Oktober: Ebenso entscheidend ist die Eigenschaft des britischen Markts, dass der staatliche Sender BBC keine Werbung und kein Sponsoring senden darf – was die Überholjagd für Online-Werbung im Vergleich zu anderen Staaten wesentlich erleichtert.
Suchmaschinen holen den Löwenanteil
Bringt die wachsende Online-Werbung nun endlich das neue Ertragsmodell für die schlingernden Printmedien? Nicht wirklich. Denn 60 Prozent der Einnahmen holen sich Suchmaschinen. Weit abgeschlagen auf Platz zwei die Rubrikeninserate. Trotz britischer Immobilienflaute, Jobflaute, Occassionsflaute konnte dieser Bereich seinen Umsatzl um 10.6 erhöhen, der Anteil liegt jetzt bei 22 Prozent. Dann bleiben für die «normalen» Banner noch 18 Prozent – und in dieses kleine Tortenstück können die Online-Ausgaben der Printmedien mitkämpfen.
Deutschland-Schätzung für 2008 zeigt kleinen Medienanteil
Am 8. April hatten wir im bernetblog Daten veröffentlicht, die der FAZ-Verlagsleiter Tobias Trevisan zusammengestellt hatte (Online-Werbung: Medien ziehen den Kürzesten). Aus diesem Artikel hier nochmals die Grafik – sie untermauert die Haupt-Anteile, wie sie jetzt in Grossbritannien erhoben worden sind. Interessant ist Trevisans Versuch, das Tortenstück der Banner aufzuteilen. Er kommt gerade noch auf 3 Prozent für die Medien.
Wie bei allen Statistiken gilt: Trau nur denen, die du selbst gefälscht hast. Meint Mark Twain. A propos Online-Werbung: Wer von unseren Leser/innen hat einen Adblocker aktiviert?
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Interessanter Artikel. Wäre erfolgreich, wenn dieser Trend auch nach Deutschland / Österreich / Schweiz überschwappt. Für TV-Werbung gehen ja Unsummen an Geldern drauf, Wäre cool, wenn dieser Teil etwas zurückgeht, und dafür der kleine Bürger über seine Webseite etwas abbekommt.
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Wirklich sehr interessanter Artikel, vielen Dank! Im Grunde ist bzw war es nur eine Frage der Zeit, bis Online den TV-Bereich überholt. M.E. liegt Online auch bald vor den Printmedien, oder aber es wird bald nicht mehr unterschieden werden können zwischen Print und Online (Stichwort E-Reader etc).