Vertrauen und Glaubwürdigkeit als Erfolgsfaktoren für die Kommunikation in «Krisenzeiten»? Zum Ausdruck brachten die sechs Referent/innen des PR-Symposiums vor allem ihre kommunikative Grundhaltung.
Erstaunlich zahlreich folgten die Schweizer PR-Kräfte der Einladung des PR-Berufsverbandes SPRG. Das Programm war vielversprechend. Vorweg; sie wurden nicht enttäuscht. An meinem Twitter-Liveticker lässt sich der Puls des Nachmittags recht deutlich ablesen. Hier die Höhepunkte aus meiner Sicht und in der Reihenfolge ihres Auftritts:
Oswald Sigg, Publizist, ehemaliger Bundeshaussprecher
«La Suisse existe. La crise n’existe pas.»
Nach einem inhaltlich einwandfreien, wenn auch ein wenig trockenem Auftakt von Alt-US-Botschafter Alfred Defago («Das politische System ist auf das solide Mittelmass ausgerichtet – das unterstützt ein aktives Krisenmanagement nicht.») brachte Oswald Sigg das Schmunzeln in den Saal. Mit viel Bodenhaftung hinterfragte er Krisenkonzepte und stabsmässig geübte Kommunikations-Szenarien. Ganz zuerst gelte die Verfassung («Der Bundesrat informiert die Bevölkerung rechtzeitig und umfassend…») und darauf aufbauende Verfügungen. Diese seien einfach und forderten unmissverständlich eine einheitliche, frühzeitige und ganzheitliche Kommunikation. Und ganz am Schluss soll man sich nicht immer fragen, WIE etwas zu kommunizieren sei, sondern in erster Linie WAS. Wie heisst’s im Web? Content is King!
Larissa Alghisi Rubner, Head Communications Managem. UBS
«Wenn man nicht plakativ sein kann – besser schweigen. Es gibt heute medial wenig Platz für Grautöne und Differenziertes.»
Die UBS-Kommunikations-Spezialistin Alghisi sprach nach Avenir Suisse Chef Thomas Held und sprang kurzfristig für ihren Kollegen Michael Willi ein. Sie machte das hervorragend. Entgegen aller Lehrbuchmeinungen sprach sie sich für eine gewisse Vorsicht aus im Umgang mit Transparenz und Öffentlichkeit. Die Medien seien nicht auf die Lösung von Problemen aus, sondern auf die Zelebrierung von Konflikten und Kontroversen. Alghisi sprach engagiert, kurzweilig und anregend. Das wünscht man sich von PR-Schaffenden.
Paola Ghillani, Beraterin
«Don’t ever think a small group of conscious and dedicated people can’t change the world – in fact this is the way it always happens.» Margaret Mead
Die gelernte Apothekerin Ghillani machte sich unter anderem einen Namen mit der Profilierung der Stiftung Max Havelaar. Am meisten beindruckten mich ihre fünf (kommunikativen) Grundsätze – die wohl auch oder gerade in der Krise gelten:
- der Mensch ist das Ziel
- Taten statt Worte schaffen Vertrauen und Glaubwürdigkeit
- Arroganz vermeiden
- nicht in die Defensive gehen
- If you can dream it, you can do it
Den Abschluss machte auf äusserst humorvolle Art der Philosoph, Publizist und Persoenlich-Kolumnist Ludwig Hasler. Er schloss mit einem Einstein-Zitat, welches wohl genauso auf PR-Menschen wie auf Physiker zutrifft:
«Ein Physiker der nur von Physik etwas versteht,
versteht auch nichts von Physik.» Albert Einstein
Kleine Ergänzung:
Ein Schlüsselsatz des gestrigen Nachmittags kam von Larissa Alghisi Rubner (UBS), die, da gebe ich Dominik absolut Recht, ausgezeichnet referierte. Also:
„Wenn man nicht plakativ sein kann, sollte man in der Krise nichts sagen.“
Heruntergebrochen und plakativ zugespitzt hiesse das: Die Kommunikationsabteilung der UBS hätte in den letzten zwei Jahren besser geschwiegen.
danke mark – und danke für die nachbarschaft gestern – auch wenn wir vor lauter plauderei auf der bühne nicht wirklich zum austausch kamen. gruss nach bern!
hier noch etwas verspätet – und deutlich langsamer als der
bernetblog ; ) – die nachlese aus persoenlich.com: http://www.persoenlich.com/news/show_news.cfm?newsid=85036