René Burri: Wann ist ein Bild ein gutes Bild

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Was macht ein gutes Bild aus? Der Schweizer Fotograf René Burri sucht und gibt die Antwort seit 60 Jahren. Mit 101 Fotografien aus seinem Lebenswerk liefert er praktische Schulung fürs Auge. Und erzählt während zwei Stunden aus seinem Leben zwischen Stars, Vorbildern und Leicas. 

Gute Bilder suche ich selbst. Für mich und natürlich immer wieder für unsere Kunden. Persönlich und beruflich habe ich mich sehr gefreut auf die Begegnung mit René Burri am Montagabend, im Rahmen der «Photo13». Gestern schloss die jährliche Zürcher Bilderschau ihre Pforten.

Drei Voraussetzungen: Handwerk, Bewegung, Emotion
Ein Burri-Bild begleitet mich seit 1984. Das Plakat zur Ausstellung im Zürcher Kunsthaus zeigt eines seiner Ikonen. Ich kann mich jedes mal darüber wundern, wie er diese Situation hingekriegt hat. «Scheinwerfer an, Gruppe von links loslaufen», antwortet Burri ironisch auf die Frage, die ihm immer wieder gestellt werde. «Ich habe ganze fünf Bilder gemacht in dieser Situation. Nichts ist gestellt. Das Entscheidende liegt für mich darin, wie die Frau den Absatz hebt. Das sieht man eben mit einer Leica.»

Glück, Erfahrung und sehr viel Arbeit. Das scheint für mich durch Burris Bilder. Auf die Frage von Tagi-Chefredaktor Res Strehle, was denn ein gutes Foto ausmache, antwortet Burri wie immer weit ausholend und mit Lebensgeschichten. Gekürzt stehen für ihn drei Faktoren im Vordergrund: Erstens Handwerk, zweitens Bewegung und drittens Emotion. Diesen letzten Punkt wiederholt er auch später – es geht darum, zu sehen: «Wichtig ist, dass mich etwas an der Situation berührt.»

Zum Thema Bewegung vermittelt er dem gefüllten Saal eine einfache Übung: Zu Besuch auf Grossvater’s Bauernhof  hätte er als Kind immer versucht, Fliegen im Flug zu schnappen. Und es auch immer besser geschafft. «Ich habe erst spät gemerkt, dass mir das viel geholfen hat.»

Immer neugierig bleiben
Noch eine Lebenserfahrung, die weit übers Fotografieren hinaus reicht: «Picasso hat gesagt, er hätte ein ganzes Leben gebraucht, um zu Zeichnen wie ein Kind.» Das Burri auch mit knapp Achtzig neugierig bleibt, zeigt seine grosse Offenheit für Entwicklungen wie Digitalfotografie, Smartphones und Bildbearbeitung. Auch wenn er immer wieder illustriert, wie langsam und anders alles früher war – das Neue lehnt er nicht ab.

So meint er zu diesem Bild ironisch: «Ich hatte da zwei Helikopter drauf.» Natürlich hatte er das Bild am Rand des Vietnam-Kriegs genau so im Kasten. «Fotografiert, Leute, es ist fantastisch. Das Leben geht weiter, auch digital. Auch meine Enkel fotografieren alle.»

Auch wenn es Burri gegen Ende oft schwer fällt, einen Punkt zu finden: So wach und beweglich möchte ich bleiben. Seit längerem arbeitet er übrigens an einen neuen Fotobuch. Es soll seine Farbbilder erstmals als Ganzes präsentieren und im Frühling 2014 erscheinen. Zehn Maquetten hätte er mit dem Grafiker schon erstellt, aber er sei noch nicht zufrieden.

Geschichten von René Burri im Video-Interview auf tagi.ch: Der Mann, der Greta Garbo nicht fotografierte.

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