Man sagt, das Auge isst mit. Forscher haben herausgefunden: Das Ohr sieht mit. Wer einen Gegenstand nicht nur sieht, sondern auch hört, kann das Bild besser speichern. Dies hat auch Einfluss auf die Kommunikation.
In der Welt der Reizüberflutung sehen wir vieles, aber wir nehmen nicht alles wahr. Unsere Erfahrungen sowie aktuellen Gefühle und Gedanken beeinflussen, welche Bilder in unserem Gedächtnis hängen bleiben. Mit verschiedenen Versuchen haben die Forscher der Universitäten von Wisconsin und Yale herausgefunden, dass das menschliche Auge nicht einfach Aufnahmen der Umgebung macht, sondern, dass unser Sehprozess davon abhängt, was wir gerade fühlen, denken und hören. Den Probanden wurde dabei ein Bild eines Tiers gezeigt und gleichzeitig ein flimmernder Bildschirm. Für die Probanden wurde das Bild unsichtbar, da das Geflacker die ganze Leistung der Augen in Anspruch nahm. Beim zweiten Versuch zeigten die Forscher wiederum diese «verborgenen» Bilder und nannten dazu ein zum Bild passendes Wort. So konnten sich die am Versuch teilnehmenden Personen das Bild durch den akustischen Begriff doch merken.
Neue Lernstrategien dank neuen Erkenntnissen
Das Gehirn etikettiert also Bilder mit gehörten Wörtern. Diese Erkenntnisse könnten die Entwicklung neuer Lernstrategien beeinflussen. Hobbys wie beispielsweise Segeln oder Gleitschirmfliegen setzen viel theoretisches Fachwissen voraus, auf das man gerne verzichten würde. Das mühselige Fachkauderwelsch könnte, wenn Bild und Worte verbunden werden, viel leichter gelernt werden. So macht es auch Sinn, beim Lernen laut zu rezitieren.
Wichtige Erkenntnisse auch für die Kommunikation
Auch für die Kommunikation sind diese Erkenntnisse wichtig. Gerade die Sozialen Medien funktionieren am besten mit Inhalten kombiniert mit Bildern. Damit die Botschaften in der Flut nicht untergehen, bietet sich die Einbindung kurzer Videos an. Wer sie in seinen Blogbeitrag integriert oder auf seiner Timeline postet, unterstützt, dass seine Botschaft eher ankommt. Auch für Workshops oder Dozententage ist es wichtig, dass man eine zu den Inhalten passende Bildsprache wählt. Das gesagte wird so eher gespeichert und behalten.
Trotz kritischer Stimmen ist der am Experiment beteiligte Forscher Gary Lupyan von seinen Erkenntnissen überzeugt. So zitiert ihn Spiegel online: «Was wir hören, kann sehr dramatische Effekte auf unsere Erwartungen haben. Der Geruch von Parmesan und Erbrochenem ist chemisch fast identisch; unsere Reaktion auf den Duft – je nachdem wie er genannt wird – wohl kaum!»
Weiterführend:
– Social Media Monitoring: Aktives Zuhören statt belauschen
– Artikel im Spiegel online zu «Wahrnehmung: Wörter helfen Augen beim Sehen»