Kürze knallt. Die Boulevard-Presse macht das vor. Und Online-Redaktoren wissen um die flüchtige Aufmerksamkeit des Durchschnittslesers. Eine englische Studie zeigt nun: Selbst in der Wissenschaft werden Artikel mit kurzen Titeln öfter zitiert.
140’000 Titel von Artikeln aus vielzitierten wissenschaftlichen Publikationen haben Adrian Letchford, Tobias Preis und Suzy Moat in ihrer Studie untersucht. Das Wissenschaftsmagazin Nature fasst die Ergebnisse zusammen: Artikel mit kurzen Titeln werden öfter zitiert. Prägnant geschriebene Texte werden auch in der Wissenschaft mit mehr Aufmerksamkeit belohnt.
Sind kurze Titel immer besser?
Für Kommunikationsleute mag der Schluss banal sein: Kurze Titel bringen mehr Leser, also sind sie besser. Bei Wissenschaftern gibt es aber Einwände: Die Titellänge sei nicht der einzige Grund für mehr Zitierungen. Angesehene und viel gelesene Zeitschriften etwa geben 90 Zeichen als Maximum für Titel vor, weniger bekannte Publikationen erlauben längere Titel. Und: In der Wissenschaft müsse ein Titel eines Artikels vor allem präzise sein und nicht aufsehenerregend. Die Frage stellt sich bei jedem Text: Wieviel Differenziertheit opfern wir für die Prägnanz?
Prägnanz wird wichtiger
Die eigene Alltags-Erfahrung zeigt, dass sich das Leseverhalten mit zunehmendem Online-Konsum verändert. Die Geduld wird knapper, Fliesstexte sind sich Online-Leser nicht mehr gewohnt. Das bedeutet: Titel und Texte müssen kurz (oder in kurze Sequenzen gegliedert) sein. Oder so gut geschrieben, dass sie den Leser fesseln können. Ich zweifle nicht daran, dass es dafür in der kurzatmigen Zeit ein Bedürfnis gibt. Schreiben können solche Texte aber nur Profis.
Gerade wissenschaftliche Texte verdienen es, öfter gelesen zu werden. Ich halte es deshalb mit den Studien-Autoren: Forscher, seid prägnant!