reporter-forum.ch: Es ist die beste Zeit, um Journalismus zu machen

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Dieser Journalismus ist jung, frisch, bewegt, aufmüpfig und blickt zuversichtlich vorwärts.  Dieser Journalismus hat Ziele, Leidenschaft, Gehalt und – Potenzial. Dieser Journalismus macht Spass. Weit über 100 Reporterinnen und Reporter aus der ganzen Schweiz trafen sich im Zürcher Volkshaus und zeigten auf erfreulich frische Art, wie grossartig ihr Beruf sein kann. 

Was macht der PR-Berater in dieser Fachrunde? Das Schweizer Reporter-Forum findet statt für «alle die sich für das Handwerk des Erzählens interessieren».  Und wer als kommunikativer Brückenbauer zwischen Organisationen und Medien sein Gegenüber ernst nehmen will, braucht und geniesst diesen Perspektiv-Wechsel.

Storytelling, Sorrytelling, Scrollytelling

Das Erzählen wird im Marketing-Slang als Storytelling verkauft. Jedes Unternehmen soll seine Kommunikation danach richten. Aber wer macht das? Lässt sich jeder Inhalt in eine Story verpacken? Unter den Journalisten wurde mir bewusst: Der Storytelling-Begriff wird in der Kommunikations-Fachsprache inflationär verwendet. Eben nicht jeder PR-Berater ist ein Storyteller (dieses Video kommt mir in den Sinn). Oft steht er hin und informiert, vermittelt oder betreibt nur «Sorrytelling». Diese Medienschaffenden sind aber – dank Sparrunden, Aboschwund und neuen Technologien – gezwungen, ihr Handwerk zu überdenken und zu entwickeln. Und doch sehen viele Medienschaffende dies mitnichten als Zwang, sondern sind kreativ, mutig, zuversichtlich. Es entsteht Neues. Zum Beispiel Scrollytelling – wie bei der aufwändig (und wohl sehr teuer – von wegen Budgets) produzierten Dokumentation «Mein Vater – ein Werwolf», an der der Konferenz vorgestellt vom Spiegel-Autor Cord Schnippen.

«Der Journalismus lebt und riecht nicht mal komisch»

Frei nach diesem Zappa-Zitat lässt sich feststellen: Es macht einen geradezu sinnlichen Spass, über diese lebendige Art von Journalismus – hier die «Reportage» – nachzudenken. In der Session «Neue Strukturen, neues Glück» stellten drei Akteure ihre journalistischen Angebote fernab von Verlagsstrukturen vor:

  • Sahel Zarinfard deckt mit der Gönner-getriebenen Plattform Dossier in Oesterreich mit unabhängigem Recherche-Journalismus Misstände auf.
  • Marcus Pfeil betreibt mit seiner Journalisten-Gruppe FollowTheMoney besonderen Investigativ-Journalismus: Derzeit suchen sie unter Kunstjagd.com mit Unterstützung von Medienpartnern (BR, SRF, ORF, SZ, …) und Publikum nach Nazi-Raubkunst.
  • Auch das «erste gemeinnützige Recherche-Netzwerk» Correct!v mit Textchef Ariel Hauptmeier betreibt unabhängigen Aufdeck-Journalismus. Hauptmeier war es, der in die Runde zititerte: «Wir können froh sein, mussten wir nicht in den Strukturen vor 30 Jahren Journalisten sein. Es ist heute die beste Zeit, um Journalismus zu machen.»

Der Journalismus lebt also und ist – so zeigt das Reporter-Forum – so frisch und innovativ wie selten. Die Gesellschaft hat grösstes Interesse an dieser Innovations-, Investigations- und Erzählkraft. Bleibt noch das Bewusstsein der PR-Profis für unseren Beitrag zu schärfen. Aber dazu dann mehr in einem anderen Beitrag.

Weiterführend: 
die Twitterwall vom #rfch15
alle bernetblog-Beiträge zum Thema Journalismus

 

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