Wie kommunizieren wir Schweizer? Was können wir besonders gut, wo brauchen wir Nachhilfe? Der Blick über den Tellerrand tut gut. Am diesjährigen Communication Summit hielt sich die Zürcher PR- und Medienwelt den Spiegel vor – und lernte von Experten mit Innen- und Aussenblick.
Wenn einer eine Reise tut, kann er was erleben. Wie Tausende von Branchenkollegen, die ihr Handwerk – gelernt in einer anderen Kultur – hier in der Schweiz ausüben. Unter ihnen die Podiumsgäste des #ComSum17: Medien-Experte Markus Wiegand, Ex-Blick-Chefredaktor (2009-2013) Ralph Grosse-Bley, Beraterin Gerlinde Manz-Christ und als einführender Referent der langjährige Financial Times Schweiz-Korrespondent Haig Simonian.
Wir lernen: Informelles zulassen, Kooperation, Klarheit, Kontakte und zu eignen Werten stehen
«Die Schweizer sind korrekt aber etwas humorlos und langsam.» Das etwas strenge Urteil der Oesterreicherin Gerlinde Manz bedient ein Klischee. Aber wie üblich; es ist etwas dran. Und so wies auch Korrespondent Simonian hin auf einen Hang zum Einzelkämpfertum und der Angst vor Nähe.
Wir wollen also lernen. Vom lebhaften Austausch vor der Zürcher PR- und Mediengesellschaft – gegen 300 Teilnehmende sassen im ETH-Auditorium – nehmen wir als Ansporn mit:
- Mut zum informellen Austausch
Nichts fürchten wir mehr als fehlenden Gehalt. Dabei werde die Kraft des informellen Austauschs unterschätzt. Beim Kaminfeuergespräch oder dem Golf-Course mit dem CEO spüre man die Persönlichkeit (Simonian) und kriege damit mehr Gehalt für ein Portrait als aus vielen Interviews. Wir nehmen mit: Mut zur Nähe, Offenheit und dem persönlichen Austausch. - Kooperation statt kuscheligem Opportunismus
Enge bringt Kuscheligkeit. Man tut sich nicht weh. Auf 41’000 Quadratkilometern begegnet man sich garantiert zweimal (Deutschland 357’000). Gleichzeitig ist da die Furcht vor Kooperation und Zusammenarbeit (Simonian über PR-Einzelkämpfer). Wir lernen: Der Blick nach aussen – Koooperation, Zusammenarbeit, gemeinsames Lernen – macht Spass und bringt Skalen-Effekte. Bei PR und Medien. - Klare Aussagen zulassen – und dazu stehen
Die etwas brüske deutsche Art überfordert uns Schweizer. Und die helvetische Konzilianz hat ja wohl Vorteile. Trotzdem: Wir dürfen klare Ansprüche, Provokationen, Aussagen zulassen. Und sollten sie nicht umgehend «neutralisieren». Die direkte Art bei der Abnahme von Interviews im angelsächsischen Raum – Interviews werden zur Abnahme kaum vorgelegt – mag eine Ausprägung dieser Kultur sein. - Kontakte, Kontakte, Kontakte
Ralph Grosse-Bley war überrascht, wie wenig in seinen immerhin vier Jahren als Blick-Chefredaktor der Kontakt von PR-Schaffenden gesucht wurde. Die Scheu ablegen, den Telefonhörer in die Hand nehmen, den direkten Kontakt suchen. Beziehungen sind das Ein-und-Alles in der Kommunikation (siehe oberer Punkt zum Informellen). - Exakt, beflissen, akribisch bleiben
Bei all der Asche auf dem Haupt. Wir dürfen zu helvetischen Werten stehen. Im Digitalen Umbruch bleiben Akribie und Professionalität wichtige Währungen. Setzt die Schweiz weiterhin auf diese starken Werte, bleibt sie ein beachtetes Vorbild in vielen Disziplinen.
Lebenslanges Lernen beginnt mit der Einsicht, nie perfekt zu sein und dem Blick aus anderen Perspektiven (siehe auch unser Beitrag «Ich sehe was, was Du nicht siehst»). Diese will der Austausch von Medienschaffenden und PR-Profis am #ComSum17 (lesenswerte Tweets zum Event) fördern.
Der Communication Summit ist seit vielen Jahren eine Ko-Produktion des Zürcher Pressevereins ZPV und der Zürcher PR Gesellschaft ZPRG (und der Autor im OK des Anlasses). Moderiert wird er vom SRF-ECO Journalist Reto Lipp. Der Anlass wurde heuer grosszügig unterstützt von den Sponsoring-Partnern LeShop.ch, Clientis Zürcher Regionalbank, News Aktuell, SV Group und Medienwoche.
Bilder: Markus Senn
kleines Artikelbild: Haig Simonian, grosses Bild: v.l.n.r. Wiegand, Grosse-Bley, Lipp, Manz-Christ, Simonian (s. oben im Text).
Weiterführend:
alle bernetblog-Beiträge über den Communication Summit (seit 2008)
Twitter-Wall zum Hashtag #ComSum13