«The Sound Of Silence» – Mit Stille kommunizieren

Die Köchin kocht, die Ingenieurin konstruiert, der Chauffeur fährt – und Kommunikations-Profis? Wir gestalten Botschaften, schreiben Texte oder produzieren «Content». Wie wär's mit mehr Stille? Wie tönt sie – schön oder schrecklich? Halten wir sie überhaupt noch aus? Schafft Stille unseren Job ab – oder umgekehrt?
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Die Ausstellung «Sound Of Silence» im Museum für Kommunikation (Bern, bis 7. Juli 2019) lehrt uns über die Stille und das Schweigen – für viele von uns eine Neu- oder zumindest Wiederentdeckung.

Gibt es Schall im All? Wie tönt Schneefall? War das Mittelalter laut? Wie ginge es mir nach Stunden kompletter Stille? Es tönt, leuchtet, vibriert pausenlos um uns herum. Keine Türe öffnet sich mehr ohne ein Piepsen. Unternehmen kreieren «Corporate Sounds» (bernetblog brachte 2006 eine Serie dazu). Industriedesigner nutzen Sounddesign beim Konstruieren jeder Autotüre. Und die Stille? Wir üben das Dazufügen. Und vergessen dabei die Kunst des Weglassens.

Stille bringt Rhythmus

Stillschweigen, aussitzen, totschweigen – Stille wird in der Business-Kommunikation gern negativ konotiert. Damit wäre Watzlawick wohl missverstanden. Das oft verkürzte Zitat heisst in der Langversion: «Man kann nicht nicht kommunizieren…, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren.» Darin liegt kaum der Schluss, jederzeit zu senden und zu tönen. Genauso ist es eine Einladung für das Schweigen und die Pause. Die Weglassung oder Verzögerung – wir kennen es aus der Musik und der Rhetorik – bringt Spannung und Rhythmus.

Kann ich noch Schweigen? Halte ich Stille aus?

Schafft die «Stille» unseren Kommunikationsberuf ab? Mitnichten. In den letzten 20 Jahren dachten wir viel nach über neue Kanäle, Content und Dialog. Und wenig über die Stille. Sie ist heute knappes Gut. Und wird in der Ökonomie der Aufmerksamkeit noch an Wert gewinnen. Wir Kommunikations-Berater*innen werden dann zu «Silence-Experts» und unterstützen Organisationen beim Fokus und bei der Weglassung. Fangen wir heute damit an.

Der «Sound Of Silence» lässt sich im «Museum für Kommunikation» noch bis 7. Juli 2019 geniessen. Empfehlenswert ist das «Lehrmaterial» (7,5MB, PDF) für Schulen, dort besonders der Text «Stadt der Stille» (Seite 110) des Schweizer ZEN-Meisters Niklaus Brantschen. Von ihm ebenso sehenswert ist das  «Plädoyer für eine Kultur der Stille» (YouTube, 25 min).

Und wer grad jetzt Lust auf «Sound Of Silence» hat, gönne sich die berühmten 4’33“ von John Cage, hier in einer Version für Viola und Oboe (in Orchesterfassung zu hören im Museum):

Quelle Bild: Museum für Kommunikation, Digitale Massarbeit, Simon Kurt

Weiterführende Links:
Corporate Sounds im bernetblog

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