Warum Infografiken gerade voll abgehen

Derzeit verfolgen alle gebannt die Zahlen und Statistiken zur Ausbreitung des Coronavirus. Flacht die Kurve ab? Wann gibt es erste Prognosen? Wie steht die Schweiz da im internationalen Vergleich? Die Hauptrolle spielen dabei Infografiken – gut gemacht haben sie in der Kommunikation das Potenzial, die Leser*innen langfristig an den eigenen Content zu binden.
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Ich gehöre zu denjenigen, die schon immer von Daten und Statistiken fasziniert waren. Seien es die aktuellen Resultate aus dem Skiweltcup, die wöchentlichen Single-Charts oder der Fitbit-Schritte-Wettbewerb unter Freunden.

Aktuell geht es wohl vielen ähnlich: Wir sind geradezu hypnotisiert von den Linien-, Balken- und Streudiagrammen zur Entwicklung des Coronavirus. Das Phänomen zeigt: Betrifft das Thema und sind die dazugehörigen Infografiken gut gemacht, können wir kaum genug davon kriegen. Diagramme, Karten und visualisierte Statistiken werten Content auf und laden die Leser*innen ein, sich mit einem Thema vertieft zu befassen.

Drei Qualitätsmerkmale von guten Infografiken

Was heisst das aber «gut gemacht»? Folgende drei Merkmale müssen erfüllt sein:

Content first: Das Thema und die Aussage der Grafik muss relevant, aktuell und «relatable» sein, also Betroffenheit bei den Leser*innen auslösen. Dabei bringt eine gute Infografik das Wesentliche auf den Punkt, vereinfacht das Komplexe oder schafft durch das Aufzeigen von Zusammenhängen Kontext.

Best-Practice-Beispiel: Die Infografiken des Economist (unten im Bild die für Instagram optimierten Versionen) machen auf eine plakative Art und Weise wirtschaftliche Themen einer breiteren Zielgruppe zugänglich.

economist

In die Tiefe: Datenvisualisierungen müssen Lust machen, sich eingehend mit dem Thema zu befassen. Eine gute Form sind beispielsweise interaktive Infografiken mit Schiebereglern, dynamischen Werten oder Detailinformationen, die man erkunden darf.

Best-Practice-Beispiel: Die Serie «Die Welt in Karten» von Watson bringt regelmässig interaktive Karten-Grafiken, die einen anderen Blick auf unsere Welt ermöglichen.

Watson

Mehr als nur Zahlen: Infografiken sind nicht nur da, um Zahlen und Daten übersichtlich darzustellen. Sie sind auch ein gutes Kommunikationsmittel, um die Leser*innen zum Denken anzuregen. Dabei ist es wichtig, unerwartete, überraschende oder gar humorvolle Zusammenhänge abzubilden. Zentral ist, dass die Infografik immer einen Mehrwert gegenüber reinen Text- oder Bildbeiträgen bietet.

Best-Practice-Beispiel: Das Süddeutsche Zeitung Magazin bringt seine Leser*innen mit seiner Serie «Gefühlte Wahrheit» regelmässig zum Schmunzeln – nicht selten fühlt man sich damit selber ertappt.

SZMagazin

Übrigens: Infografiken eignen sich auch ideal als Snack-Content für die interne oder externe Unternehmenskommunikation. Zum Beispiel als Zahl der Woche, zur Präsentation von Umfrageergebnissen oder für eine kurze, plakative Darstellung eines sonst eher trockenen Themas.

Und nun ihr: Was sind eure Lieblings-Infografiken?

Bereits 2014 befassten wir uns im bernetblog mit dem Thema – seither ist viel passiert. Die damaligen Tipps sind immer noch valide und fliessen in diesen Artikel ein.

Foto: Martin Sanchez auf Unsplash

Weiterführend:

 

 

 

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Beiträge

  • Lieber Thierry, ich bin ebenfalls ein Infografik-Junkie, da ich gerne rasch viel Information aufnehme, ohne mich durch eine Bleiwüste zu kämpfen.

    Wie wichtig Sorgfalt beim Erstellen von Statistiken ist, zeigt die verwendete Watson-Grafik zu den Einpersonenhaushalten der Schweiz. Die ausgewiesenen 15,8% stimmen auf den Titel bezogen („Anteil Personen, die alleine wohnen“), nicht aber die Legende in der Grafik. Gut ein Drittel aller Haushalte sind Einpersonenhaushalte.

    • Hoi Irène
      Ja, da hast du vollkommen recht – auf diese Details kommt es drauf an und sollten gerade bei aufwändig gemachten Infografiken stimmen.