Das Bernet-Relations-Team führt seit 2021 das Sekretariat der Zürcher PR Gesellschaft ZPRG und mit Autor Dominik Allemann das Präsidium. Dieser Beitrag wurde auch aus dieser Perspektive und branchenvertretend für die über 400 engagierten Mitglieder/PR-Profis dieser Gesellschaft veröffenatlicht (bei PR Suisse sind es schweizweit über 1’200).
Die Sauregurkenzeit bricht an, wenn die NZZ sich dem kommunikativen Engagement des Bundes annimmt. Heuer ist das VBS dran – und dabei von einem «Heer von Kommunikationsleuten», von «wuchernder Propaganda» und von «Millionenbeiträgen» schreibt (nzz.ch). Dabei blickt sie auf Quantität und Qualität der Inhalte und sinniert über Zweck oder (Un-)Sinn des Efforts. Doch wie seriös und ausagekräftigsind diese Betrachtungen und Einschätzungen? Wer unterscheidet Äpfel und Birnen und definiert ihren Preis? Natürlich kann sich das Beizenvolk fragen, warum in der Kronenhalle-Küche vier Patissiers arbeiten, bei McDonalds zehn an der Fritteuse und in der Bierhalle Wolf vier am Zapfhahn. Das liest sich gut und schmissig. Aber ist es sachlich sinnvoll, korrekt? Und was macht das mit den Gästen, sprich Leser:innen oder Bürger:innen? Es ist etwa so aussagekräftig wie der zitierte FDP-Politiker: «Die PR-Aktivitäten der Armee gehen zu weit» oder SVP-Politiker, die sich gegen das Bundeshaus-Sicherheitsdispositiv stemmen. Kann man sagen oder machen – aber ist es deswegen richtig?
Von Armeen und Stosstrupps
95 Personen würden in dieser VBS-PR-Armee arbeiten. Das tönt wohl eher nach Kompanie und nach Angemessenheit. Angesichts der Vielfalt an Themen, Ansprüchen und Aufträgen ist diese Truppe wohl ziemlich ausgelastet. Es würde nicht wundern, würden da noch Söldner beigezogen. Zum Vergleich – bei Grosskonzernen im In- und Ausland arbeiten gut und gerne 15-20 Personen pro 1’000 FTE (fiktive Zahl ohne Gewähr) in Kommunikation/Marketing. Auch aus dieser Perspektive scheint das VBS-PR-Heer nicht übermunitioniert mit 12’000 Mitarbeitenden plus abhängige Betriebe, Regionen.
Messen ist gut, Verstehen und Handeln noch besser
Die Messbarkeit von Kommunikation ist seit jeher ein heikles, vieldiskutiertes Thema, das mit der Digitalisierung noch an Bedeutung gewann. Wenn die Vielfalt an Kanälen, Möglichkeiten, Interaktionen und Communitys drastisch zunimmt und man jeden erhobenen Daumen messen kann, ist das verlockend für Zählrahmen-Analysen und Kuchengrafiken. Die Aussagekraft und Bedeutung werden deswegen aber weder stärker noch tiefgreifender. Expert:innen haben dafür geeignete Formeln und Systeme installiert. Als Standard gelten hier heute die Wirkungsstufen Input (Einsatz/Aufwand), Output (Inhalte), Outcome (Wahrnehmung/Verhalten) und Outflow/Impact (Wirkung). Diese Stufen zu interpretieren und zu evaluieren bleibt eine höchst anspruchsvolle Disziplin.
Als Bürger und Steuerzahler mit vielfältigen Rollen bin ich froh um bestmögliche Kommunikation in verdaulicher Dosis. In Extremis haben wir dies gespürt und geschätzt in den Corona-Jahren. Schon damals leistete das «Bundesheer» einen beachtenswerten Einsatz. Als PR-Experte, Mitinhaber/-leiter einer Kommunikationsagentur (ja, mit geschätzten Aufträgen aus Bern) und als Präsident der Zürcher PR Gesellschaft ZPRG setze ich mich mit meinen Agentur- und Branchen-Kolleg:innen täglich dafür ein, die technologischen, gesellschaftlichen, kommunikativen Entwicklungen zu verstehen und zu bestmöglicher, zielführender, sinnvoller Kommunikation anzuwenden. Ich bin froh, gibt es bezüglich Messbarkeit davon so viel Expertise (beispielsweise bei ComImpact). Was wann etwas erwirkt hat, wird die Zukunft zeigen und die NZZ hoffentlich schreiben.
Bild: Polizeinfo.ch
Weiterführend:
alle Bernetblog-Beiträge zu Messbarkeit von Kommunikation
Bernet Relations Studien, Checklisten, Newsletter im Überblick
bernetblog-Beiträge zu Bundesrats-Kommunikation