Es kommt alljährlich so sicher, wie das Amen in der Kirche: das Unverständnis über Weihnachtsschokolade und ähnliche Produkte, die gefühlt schon im Spätsommer die Regale der Lebensmittelhändler dominieren.
Aktuell dreht sich die Diskussion um ein Rentier. Konkret um eine Guetzlidose mit abgebildetem Rentier, die einem 20-Minuten-Newsscout aufgefallen war. Nicht etwa wegen des herzigen Sujets, sondern weil ein fünfbeiniges Rentier selbst für eine fantasievolle Gestaltung ungewöhnlich ist.
Und tatsächlich: das Bein war nicht etwa der künstlerischen Freiheit eines Künstlers geschuldet. Verursacht hat es wohl generative KI (von der Migros nicht bestätigt), die sich bekanntermassen mit Gliedmassen schwer tun kann.
Die Folge? Neben der (gewohnten) Aufregung in der Kommentarspalte, löste der Fehler einen eigentlichen Run auf das Produkt aus. Erste besonders geschäftstüchtige Personen bieten die Dose bereits auf Ricardo an. Die Medienstelle der Migros reagierte sehr gut auf die Aufregung und betonte gegenüber 20 Minuten, dass ein Rentier mit fünf Beinen eben besonders schnell unterwegs sei.
Das lernen wir aus der amüsanten Geschichte:
- Human in the loop: auch wenn generative KI gefühlt vieles selber machen kann, ist menschliche Kontrolle unverzichtbar. Vielleicht sogar wichtiger als je zuvor.
- Fehler passieren: ob mit oder ohne KI: wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Den richtigen Umgang damit zu finden und entsprechend zu (re)agieren ist wichtig. Die Migros-Medienstelle hat das gemacht.
- (PR)-Geschichten lassen sich mitgestalten: dass die Migros das Produkt nicht aus dem Sortiment genommen und stattdessen dessen potenziellen „Kultstatus“ unterstrichen hat, hat die ungeplante Vorweihnachtsgeschichte positiv aufgeladen. Und mit dafür gesorgt, dass das Produkt vielerorts ausverkauft ist.
- Besser nicht nachmachen: Kleine Schreibfehler auf Social Media oder andere Fehler sind ein beliebtes Mittel, um Interaktionen und Reichweite zu steigern. Planen sollte man solche insbesondere im Kontext von KI nicht. Denn ein Reputationsrisiko bleibt stehen.
Übrigens: wir haben uns die Guetzlidose auch gesichert. Und verlosen sie am nächsten Social Media Gipfel. Als Teil eines Geschenks, das das 20-Jahre-Jubiläum des Bernetblogs umrahmt.
Weiterführend:
Bild: eigene Aufnahme, kombiniert mit via Gemini generierten Schneeflocken.