Shakespeare ahnte nicht, welche Flut aus Bildern, Farben und Tönen uns heute aus dem Cyberspace entgegen strahlen.
Wir haben eine Ahnung und bieten in diesem Anstoss Einiges über
- die Eigenheiten des Textes im Netz
- die Regeln der Schreibe im Internet
- Links, Tipps und eine Textwerkstatt.
Zappelige Netzleser
Lesen Sie gerne am Bildschirm? Auf der Suche nach Information überfliegen wir ihn bloss. Dabei verhalten wir uns äusserst sprunghaft. Selten geben wir einem Text die Chance auf ein gemeinsames Ende. Vorher holt es uns ab: das Hervorgehobene, Eingerahmte, Weglinkende. Jeder Web-Besucher bahnt sich seinen eigenen Weg, diese Eigenart berücksichtigen wir. Nicht nur bei der Planung der Site-Struktur, sondern auch beim Schreiben. Textdesign ist ein Muss.
Netztexte werden für den Bildschirm geschrieben. Dieser ist flach und sehr eng. Damit unsere Besucher schnell ans Ziel finden, führen wir sie – indem wir Such- und Strukturhilfen bieten und unser Angebot wo möglich verdichten. Denken Sie daran: Nicht jeder hat eine schnelle Leitung. Aber alle haben es eilig.
So spinnen Sie den Faden richtig
Was im gedruckten Text eine Tugend, ist auf dem Bildschirm Pflicht.
Acht schnelle Anstösse für gute Netztexte:
1. Kürze
Papier ist geduldig – der Bildschirm nicht. Halten Sie sich kurz. Kommen Sie sofort auf den Punkt. Schreiben Sie das Fazit am Anfang, weniger Wichtiges am Schluss.
2. Breite
Schmale Textblöcke erleichtern das Lesen. Nicht über 70 Zeichen pro Zeile. So helfen Sie den Augen beim Zeilensprung.
3. Information
Liefern Sie Wesentliches früh. In den ersten fünf Zeilen. Und wenn es nicht kürzer geht – fassen Sie am Anfang zusammen und setzen Sie Textanker.
4. Struktur
Texte gliedern: Aufzählungen, Zwischentitel und Textblöcke strukturieren die Information. Und erleichtern unseren Besuchern das „Scannen“
5. Persönlichkeit
Werden Sie persönlich. Sprechen Sie die Webbesucher mit Sie-Sätzen direkt an. Beispiel: „Nehmen Sie diesen Anstoss auf für Ihre Arbeit“.
6. Dialog
Nutzen Sie die interaktiven Fähigkeiten. Bauen Sie mittels E-Mail-Links Dialogmöglichkeiten ein. Führen Sie sofort zu Bestellungen, Abos, Anfragen.
7. Qualität
Für die Glaubwürdigkeit – pflegen Sie die Qualität. Untersuchungen zeigen: Nichts schadet Ihrer Reputation mehr als Tippfleher auf Netz-Seiten!
8. Humor
Kein Scherz: Ironie und Humor werden zu leicht missverstanden. Weil dieses Medium einfach zu trocken und zu schnell ist. Verzeihen Sie uns die Spielerei mit dem «Tippfleher» unter Punkt 7?
Tipps, Tools und eine Werkstatt
«Surfer lesen nicht» meint Usability-Guru Jakob Nielsen. Hier die englische Kurzfassung seiner Tipps.
Wem acht zu wenig sind – hier findet man siebzehn Regeln zum guten Netztext. Ebenfalls englisch, samt Details zu jedem Input.
Zappeln Sie noch? Wir trainieren Ihr Team im Rahmen unserer Textwerkstatt auf Webtauglichkeit. Zuletzt durchgeführt bei Coop, Basellandschaftliche Kantonalbank und Schreibszene Luzern.
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Anstoss 12/ Oktober 2004