Facts lebt – gerade geboren, ganz anders

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factslogo.pngFacts 2.0 nennt sich eine neue Initiative der tamedia. Noch bewegt sie sich in den Insider-Welten der Blogger und Online-Aficionados. Die Plattform sammelt Inhalte aus verschiedensten Online-Quellen und sorgt mit einigen Goodies für die Vernetzung der Leser untereinander.

Gestern wurde die Anwendung definitiv hochgefahren, diese Woche habe ich mich aufgrund der Diskussion mit den swissblogpress-Bloggern ein wenig bei Facts 2.0 umgeschaut, eingetragen, mitdiskutiert. Auch die Meldungen aus dem bernetblog sind aufgeschaltet, mit Titel, zwei Zeilen Kurztext, Quellenangabe und Link zum Volltext. Das gilt auch für alle anderen Beiträge – am meisten zu lesen gibts natürlich aus den Online-Ausgaben von NZZ, Blick, TA undsoweiter. So sieht die Startseite aus:

factsganzeseiteAls registrierter Leser kann ich die Anzahl der Quellen beschränken, Beiträge komentieren, sehen was andere lesen und mich mit den Mit-lesern austauschen.

Also so etwas wie ein Newsreader. So was wie Google News schon macht, samt den Kommentarmöglichkeiten. Ergänzt mit Netzwerkfunktionen. Als Blogbetreiber habe ich ein Interesse, das mein Blog auf dieser Plattform gezeigt wird – wenn die Plattform interessante Leser anzieht. Was viele Blogger stört: Kommentare sind dann plötzlich nicht mehr bei ihnen „zu Hause“ angezeigt, sondern sie landen bei Facts. Darüber ärgern sich übrigens auch Zeitungen bei Google, siehe bernetblog vom 9. August «Google News erlaubt Kommentare».

Überhaupt: Schweizer Verlage haben sich lange geärgert über Dritte, die ihre Online-Inhalte «klauen» und auf eine neue Plattform bringen. Und jetzt machts ein führendes Medienhaus gleich selbst – mit Inhalten von der Konkurrenz.

Hinter dem Projekt stehen mit Oliver Reichenstein von Information Architects und Christoph Lüscher zwei engagierte, initiative Online-Profis. Mir gefällt die Benutzeroberfläche sehr, die Funktionalitäten sind in dieser ersten Version bereits gut gestaltet, tamedia ist es ernst mit dieser Sache. Hier kann man übrigens nachlesen, was Oliver noch so alles im Sinn hat – zum Teil nur angedeutet.

Christoph hat mir einige Fragen beantwortet: Die Suchfunktion ist dem Zeitdruck zum Opfer gefallen, wird aber noch eingebaut. Die Artikel (oder eben die Abstracts davon) bleiben „für immer“ im Archiv – zum Aufbau des Hostings hat übrigens Jürg Stuker eine interessante Grafik gemacht. Es sind sehr viele Blogs und Zeitungen verfügbar – damit die Liste für die Leser nicht zu lang wird, liest Christoph selektiv die Top-Ten für die Auswahl aus.

Das Projekt hat aus meiner Sicht Chancen. Weil Profis dahinter stehen, finanzielle Mittel und weil die deutschsprachige Schweizer Online-Szene sich an diesem Lagerfeuer finden könnte. Für mich persönlich ist so ein News-Portal zu breit angelegt, ich bevorzuge einen messerscharf selektiven Newsreader. Wo ich auch mehr als zwei Zeilen Abstract habe und ich so viel härter übers Weiterlesen entscheiden kann. Aber hie und da werde ich bei Facts 2.o reinschauen – um zu sehen, was das Wiedergeborene an Neuem bringt.

PS: Wichtige Web 2.0-Learnings: Gib nie eine Internet-Adresse auf. Entweder klaut sie jemand anders – oder du kannst sie später selbst wieder gebrauchen. Kämpfe zuerst gegen Marktveränderungen, mach sie aber rechtzeitig selbst mit.

> Über Information Architects/Oliver Reichenstein siehe auch «Das Magazin online» vom 20.6.

> Ein interessanter Nachtrag zum Thema Schweizer Verleger gegen GoogleNews, bei Andreas Göldi gesehen.

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