Die Anzahl «Silversurfer» steigt rasant. Trotzdem sind noch rund die Hälfte aller über 50-jährigen selten oder nie im Internet. Was sind die wichtigsten Gründe dafür? Wie können Barrieren abgebaut werden?
Ein wichtiges Unterfangen – um die drohende digitale Kluft zu vermeiden und um diesen effizienten Kanal zu einer zunehmend grösseren und wichtigen Dialoggruppe zu öffnen. Fakt ist, dass die Medien- und Internet-Nutzung stark abhängt von den biologischen (Sehen, Hören, Motorik), psychischen (Lernmotivation, gefühltes Alter) und sozialen (Vernetzung, Freizeitverhalten) Alterungsprozessen. Es wird immer alte (und auch junge) «Nonliner» geben. Die nachfolgend definierten fünf Barrieren können aber gesenkt werden:
Barriere 1: Motivation
Viele SeniorInnen hatten im Arbeitsleben nie oder wenig Kontakt mit Bürotechnik. Wieso sollen sie im Rentenalter den ersten Schritt machen? Sie brauchen einen offensichtlichen persönlichen Nutzen. Wie erkennen sie ihn? Der Erstkontakt mit dem Internet und die Motivation zum Einstieg muss über herkömmliche Medien, über persönliche Gespräche, oder über Aktivitäten von Vereinen und/oder Altersresidenzen erfolgen.
Barriere 2: Hardware
Die Beschaffung der Infrastruktur ist die höchste Schwelle zum privaten Gebrauch des Internets (fern von öffentlichen, betreuten Internet-Cornern). Der Trend des Verkaufs von Hardware über grosse Anbieter und Warenhäuser macht die nötige persönliche Beratung und den Support zur Mangelware. Dazu kommt der Respekt vor den Kosten bei Anschaffung und Wartung, und mögliche Fehlberatung und Verkauf von überteuerten und zu leistungsfähigen Anlagen. In diesem Geschäftsfeld sehe ich eine echte Marktlücke für kleine Anbieter.
Barriere 3: Terminologie, Englisch
E-Mail, Browser, (Social) Bookmarks, WYSIWYG, Wiki? Für geübte Surfer kein Problem. Für viele SeniorInnen (immer mitgemeint auch jüngere Nonliner) ist die Netz-Terminologie ein Buch mit sieben Siegeln. Dazu kommt die stark englisch geprägte Sprache. Viele SeniorInnen (selbst AkademikerInnen) waren selten mit Englisch konfrontiert. Sie tun sich mit dieser Sprache entsprechend schwer. Hier sind Netz-Texter gefordert – und einmal mehr natürlich auch die Schulung und der Wille, sich diese Welt zu erschliessen.
Barriere 4: Skepsis und Respekt
Gross ist der Respekt vor dem «unendlichen» Internet, die Unwissenheit über Gefahren (Viren, Spam) und das Misstrauen. Seniorinnen hinterlegen ungern persönliche Daten im Internet (E-Mail-Accounts, Benutzerkontos). Bei Online-Shopping oder E-Banking geht es aber nicht ohne persönliche Daten. Hier ist sachliche Information und Aufklärung gefragt. Und klare Erklärungen auf den Angebots-Seiten mit Angaben über Sicherheitsvorkehrungen und Datenschutz.
Barriere 5: Körper
Hoch sind die Anforderungen des Computers an die körperlichen Fähigkeiten, im Speziellen an das Sehen (Bildschirm) und die Motorik (Bedienung Maus und Tastatur). Die individuelle Einstellbarkeit und das Angebot von spezifisch angepasster Hardware können aber aus diesem Fluch einen echten Segen machen.
Bei der Überwindung aller Barrieren gilt: Gemeinsam und mit Hilfe geht es besser. Darum ist die Unterstützung im Bekanntenkreis und das Angebot von Internetcornern und Webplattformen wie Seniorweb.ch so wichtig. Mehr dazu im nächsten Beitrag dieser Serie.
sehr interessante zusammenstellung. danke dafür.
Die Kinder von heute sind die Senioren von morgen….
Freies Web für alle – auch wir werden alt !
Ich musste meine Großmutter (immerhin 74 Jahre alt!) auch erst ans Internet heranführen. Sie wollte es unbedingt und kann bis heute nicht begreifen, wie es möglich ist, bei youtube alle Titel eingeben und dann auch hören zu können *lach* Ist immer wieder schön, ihr zuzuschauen.
Ich habe erfahren, dass auf der CeBit einige Anbieter nun PCs und Laptops mit einem ganz anderen Grundbild anbieten, sodass auch ältere Menschen online gehen können und nicht eine Lupe verwenden müssen. Denn die Buchstaben sind ja wirklich enorm klein für jemanden, der bereits die 70 überschritten hat.
na ja – grundsätzlich ist eben genau das eine chance des internets für ältere und/oder sehbehinderte menschen. bildschirm-inhalte lassen sich eigentlich auf jedem standard-modell relativ einfach vergrössern. wäre aber interessant, diese speziellen geräte mal zu sehen.
Gerade zur heutigen Zeit haben es Senioren einfach. Mit dem Ipad können nun auch Tapsige Rentner mit technischen Geräten umgehen. Ich habe schon selber die Erfahrung gemacht, und habe meinem Opa das Ipad gezeigt. Der war sofort im Ipadfieber und ist sofort mit der Steuerung klargekommen. Eigentlich schade, da ich das Applezeugs mal gar nicht mag.. aber einem Rentner Linux beizubringen? 😛