Senioren im Web: vom virtuellen ins reale Leben

/

seniorenimweb.pngDas Thema ist allgegenwärtig. Gerade hat auch die NZZamSonntag unter dem Titel «Das Web 2.0 für Senioren» über web-affine Senioren berichtet. Omnipräsent sind dabei aktive, rüstige, gut betuchte «Goldenagers» und die Chancen für das «Senioren-Marketing». Kaum zur Sprache kommen Vorteile und Chancen, die das Web älteren und sehr alten Menschen bietet.

Kaum je thematisiert wird, wie ältere Menschen das erste Mal mit diesem für sie völlig neuen Medium in Berührung kommen und vertraut werden. Enorm wichtig sind Treffpunkte im «richtigen Leben», wo Senioren das Web und seine Funktionen kennenlernen und – ohne bereits selber die ganze Infrastruktur zu beschaffen – damit vertraut werden. Ein Internet-Corner wurde 2003 auch am Stadtspital Waid gegründet. Und wird bis heute mit Erfolg zweimal wöchentlich betrieben. Im Rahmen ihrer Lizentiatsarbeit bewies die Pädagogin Evelyne Bucher aufgrund der Erfahrungen im Internetcorner Waidspital, dass das Internet helfen kann, die psychische Widerstandsfähigkeit (Fachjargon Resilienz) von älteren und sehr alten Menschen gegen Risikofaktoren des Alters zu stärken:

– Das Internet bietet alten und sehr alten Menschen Möglichkeiten, Kontakte aufrecht zu erhalten oder zu fördern.

– Das Internet hilft, das Selbstvertrauen in die eigene Lernfähigkeit zu entwickeln – eine entscheidende Fähigkeit im hohen Alter.

– Im Fokus steht nicht das Lernen von technischen Komponenten, sondern die Auseinandersetzung mit Neuem und Ungewohntem, der Lernprozess und die sozialen Kontakte beim Lernen.

Die Erfahrungen in Computerias wie im Waidspital und aus einer Befragung von 264 SeniorInnen hat den Schweizerischen Seniorenrat veranlasst, in seinem Bericht (Bakom-Studie/SSR-Bericht Juni 2007, pdf, 316KB) eine Lösung in diese Richtung zu empfehlen: Auf kantonaler Ebene soll je Internet-Coach rekrutiert werden, der für die Schaffung und Koordination solcher Internet-Lernorte und die Vernetzung von internet-vertrauten Senioren als Multiplikatoren zuständig ist.

Es bleibt spannend, wie die Gesellschaft mit der rasanten technischen Entwicklung fertig wird. Und wie sie es schafft, möglichst viele – auch ältere und sehr alte – Menschen zu integrieren.

Weitere Beiträge dieser Serie «Senioren im Web».

  • Kategorien
  • Tags

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Pflichtfelder

Beiträge

  • Eigentlich braucht es gar keine Hilfe – nur den Wunsch, Neues mit zu erleben. Ich bekam vor ca. 15 Jahren eine alten Computer und Drucker. Keine Bücher. Windows 95 war installiert. Da ja in jedem Programm überall das „?“ sichtbar ist, lernt man sehr schnell.Nun bin ich 73, habe beeits den 3. Computer plus immer die neuen Windows (98, 2000 professional). Ohne Computer möchte ich nie mehr sein! Ich brauche ihn einfach für alles. Besonders begeistert bin ich von Google. Da ich sehr interssiert bin an neuem aus dem Gebiet der Medizin ist dies für mich eine nie versiegende Quelle! Auch Bücher bestelle ich oft via Internet.
    Wir Senioren sind weder blöd noch rückständig, wir sind wissensdurstig und begeisterungsfähig. Nur – dass wir alle reich sind stimmt – leider – nicht?!

  • hallo marianne. ihr kommentar freut mich sehr. er spricht mir aus dem herzen. mich stört es, dass senioren (im web) sehr oft nur als lukrative marketing-zielgruppe oder als handicapiert angeschaut werden. es scheint mir zwar, dass nicht alle so „aufgeschlossen“ und motiviert sind wie sie, aber die begeisterungsfähigkeit ist doch sehr weit verbreitet.

window.ga=window.ga||function(){(ga.q=ga.q||[]).push(arguments)};ga.l=+new Date; ga('create', 'UA-2212522-1', { 'cookieDomain': 'bernet.ch' }); ga('send', 'pageview');