Plädoyer für Stift und Papier

/

Was von Hand auf Papier notiert wird, bleibt besser in Erinnerung und hilft beim Ideen entwickeln. Ein guter Grund sich genauer anzusehen, welche weiteren Vorteile von Hand zu schreiben hat.

Die Plattform Fast Company  hat kürzlich eine Studie von Forrester Consulting vorgestellt, die auf die Vorteile von Stift und Papier für die Produktivität eingeht. Gleich voraus: Die Studie hat einen leichten Beigeschmack, sie ist gesponsert von Livescribe. Die Firma bietet einen Stift an, der handschriftliche Notizen digital übertragen kann. Die Studie basiert auf einer Online-Befragung in den USA mit rund 1’000 Teilnehmern. Davon sagen 87 Prozent sie nutzen handschriftliche Notizen im Geschäftsalltag. Besonders beim Setzen der Prioritäten wird auf Handschrift gesetzt: 38 Prozent nutzen handschriftliche Notizen zur Organisation mit To-do-Listen.

Online vs. offline
Bei allen Gadgets und Apps – warum auf Papier notieren? 67 Prozent sind der Ansicht, dass bessere Notizen ihre berufliche Leistung verbessern und Entscheidungsprozesse innerhalb ihrer Organisationen optimieren könnten. Doch warum? Was Papier und Stift so unverzichtbar macht:

Notieren: Ein Notizbuch ist ein treuer Begleiter, günstig und unabhängig von Ort, Zeit und Akkudauer. Der Prozess von der Idee zum niederschreiben ist direkt und jederzeit möglich. Gerät suchen, Apps und Dokumente öffnen, Schriften einstellen oder selbst ein Korrekturmodus können eine Blitzidee schnell wieder verschwinden lassen. Dazu kommt, dass von Hand schreiben eine Idee weiterentwickeln kann. Jeder Strich von Hand aktiviert das Gehirn im Bereich Sprache, Denken und Erinnern weit mehr als tippen, sagt Virginia Berninger, Professorin an der Universität Washington in einem Interview im Wall Street Journal.

Organisieren: Wer To-do Listen von Hand schreibt, aktiviert das Erinnerungsvermögen auch für das Erledigen der Prioritäten. Die einfache Anwendung ist auch hier ein Argument – steht jedoch meiner Meinung nach in harter Konkurrenz mit Tools, die man ebenfalls leicht bearbeiten kann und übersichtlich sind. Fast Company setzt zudem darauf, dass eine Liste mehr beachtet wird, wenn sie immer sichtbar neben einem liegt. Einleuchtend der Fakt, dass Tasks nicht einfach verschoben werden können, sondern bei einer neuen Liste von Hand abgeschrieben werden müssen.

Konzentrieren: Immer wieder drucke ich Texte zum Lesen aus. Warum? Ein Blatt Papier kennt keine Links, die zum Weiterverfolgen verleiten, keine Info-Boxen mit anderen spannenden Inhalten und ganz nebenbei verschwinden Mail, Twitter und ähnliches aus dem Sichtfeld.

Nicht ohne
Mit Papier und Stift zu schreiben, kann eine bewusste Entscheidung für manche Aufgaben sein. Oder sehr intuitiv erfolgen. Ob die Ausarbeitung einer Blitzidee oder eine handschriftliche Notiz am Textrand – Papier und Stift sind nach wie vor beliebte Begleiter. Das papierlose Büro muss sich noch gedulden.

Weiterführende Links
Artikel Fast Company «The pen is mightier than the phone: a case for writing things out»
Details zur Studie von Forrester Consulting im Blog von Livescribe
Ausgesuchtes Papier und Stifte bei Bookbinders und Landolt-Arbenz sowie mein Block-Favorit
Bernetblog «Einfach schreiben mit dem iA Writer»
Bernetblog «Immer schön eilig: Zeitmanagement-Tools im Test» 

  • Kategorien
  • Tags

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Pflichtfelder

Beiträge

  • Und gerade überlege ich mir, ob ich meine üblichen Kunden-Papier-Notizbücher ersetze mit Noteshelf auf dem iPad. Leise Ahnung, dass auf den Monitor schreiben doch nicht ganz so schnell ist wie auf Papier…

  • Klingt alles ganz einleuchtend. Ich frage mich, ob dies aber auch auf Leute zutrifft, die eigentlich gar nicht mit Handnotizen aufgewachsen sind. Ich kann meine Notizen kaum lesen, bin zu langsam, finde die Suchfunktion so schlecht :-). Ich finde es einfach nicht so lean & clean wie ein saubere Notiz auf dem iPad oder eine Mindmap. Seit ich komplett auf digitale Notizen umgestellt habe, empfinde ich alles effizienter und das Leben wirkt ohne den Papierkram leichter. Beim Ideenentwickeln merke ich bei Papier, dass ich zu viel Zeit mit Schreiben verliere und aus dem Denkfluss rauskomme. Blitzideen gehen bei mir eher auf Papier verloren. Man muss aber wirklich konsequent digital arbeiten. Keine halben Sachen.

    Freie Skizzen hingegen von Objekten, direkt in Baupläne etc. finde ich praktischer offline. Zudem, wenn man verschiedene Sachen nebeneinander hinlegen kann. Das erleichtert auch das online arbeiten (z.B. Agenda / Inhaltsverzeichnis ausgedruckt, wenn man in Powerpoint wütet).

  • Als Schreiber, der in der Prähistorie aufgewachsen ist, d.h. ohne jeglichen Computer, war die Texterfassung von Hand oder mit einer mechanischen Schreibmaschine einen ziemliche Höllenarbeit. Ich erinnere mich an schwielige Hände, müde Handgelenke und Berge von Papier. Ebenso gab es nur ein einziges Manu für Studienarbeiten. Wenn dieses verloren war, war’s endgültig futsch. Trotzdem: Hin und wieder schreibe ich gerne von Hand, allerdings nur mit meinem Füllfederhalter. So fliessen die Gedanken besser.

  • In Sitzungen finde ich das Notieren auf Papier für alle Beteiligten angenehmen, wenn nicht sogar höflich. Ein iPad oder gar ein Laptop lenkt ab -sowohl den Notierenden („wie komme ich nochmal in das andere Menü“) als auch die Notierten („schreibt der gerade etwas oder checkt er E-Mail/Twitter/…?“).

    Ich benutze in der Tat einen Livescribe Stift (in Zusammenhang mit Evernote) und habe dadurch die Analog/Digitalbrücke geschlossen. Aber ein einfaches Scannen von Notizen reicht auch aus – dazu braucht man kein Hightech Stift.