Journalismus 2.0: Tageszeitungen gibts noch lange!?

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SchreibmaschinentastaturGestern abend durfte ich eine Podiumsdiskussion moderieren zum Thema «Online First und Gratis-Trend – Was bleibt übrig von den klassischen Printmedien?». Das Panel vereinte Blogger, Journalist, Verleger, Nachrichtenchef und Agenturinhaber. Hier das wichtigste aus den vielen Aussagen, illustriert mit einigen Kurzvideos.

Eingeladen zu diesem media coffee hatte die SDA-Tochter news aktuell, mit mir auf der Bühne sassen Res Strehle, stellvertretender Chefrdaktor des Tages Anzeigers und Projektleiter newsaktuell, Peter Hogenkamp, Web- und Blog-Pionier von blogwerk, Sacha Wigdorovits, PR-Agenturinhaber und .ch-Initiant, Norbert Neininger, Verleger und Chefredaktor der Schaffhauser Nachrichten und initiativer Web-Dienstleister mit online.ch, Bernard Maissen, Chefredaktor der Schweizerischen Depeschenagentur.

Es geht uns gut – wie lange noch?
Sacha Wigdorovits und Peter Hogenkamp setzten immer wieder emotionale Höhepunkte, angriffig wie man sie kennt. Res Strehle und Norbert Neininger brachten ruhigere Voten ein, gemeinsam mit Bernard Maissen auch eher auf der Seite der für sie zukunftsträchtigen bezahlten Tageszeitung. Norbert Neininger hat recht, wenn er sagt, dass es den Schweizer Verlegern und ihren Printprodukten immer noch sehr gut gehe: 63 Prozent des Werbekuchens wurden 2007 immer noch von ihnen abgesahnt, siehe USA-Vergleich in diesem bernetblog-Beitrag. Aber als der vielseitige Schaffhauser Unternehmer und Teleblocher-Initiant Papier als weiterhin besser und praktischer beurteilte, platzte Peter der Kragen. In den letzten zehn Jahren habe sich so viel verändert – da könne man doch nicht als Verleger vom Jetzt ausgehen und sagen, in zehn Jahren gibts uns immer noch. Aber Peter sagt das am besten selbst:

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Overnewsed but underinformed
Die Diskussion kreiste eine Weile um News – was ist das? Was will das Publikum? Res Strehle sieht den Vorteil der bezahlten Tagespresse in recherchierten Hintergrundinformationen, der hohen und teuren Dossierkompetenz. Sacha Wigdorovits glaubt, dass immer weniger Leser das auch wirklich sehen wollen. Auf keinen Fall in einer Gratiszeitung oder Online. Das sei der grösste Fehler von .ch gewesen, dass man mit Stolz längere Hintergrundartikel geschrieben habe. Aber die interessieren nur die Medienkritiker, Leser und interessante Tausenderpreise für die Werbekunden gewinnt man damit zu wenige.

Recht hat Neininger mit dem folgenden, kurzen Statement: Die News-Intervalle werden immer kürzer, wer dauernd informiert sein will, hat bald für nichts anderes mehr Zeit. «Overnewsed but underinformed» heisst das Phänomen.

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Kosten runter, Qualität wohin?
Die Essenz der ganzen Diskussion liegt aus meiner Sicht im Geschäftsmodell der bezahlten Tageszeitung. Es funktioniert immer noch. Über zehn Jahre lang haben die Schweizer Verleger sich mit Erfolg gegen alle Web-Aktivitäten gesperrt. Als Nebeneffekt sind ihnen mit dieser Verhinderungspolitik fette Chancen wie jobs.ch entwischt. Jetzt geben sie langsam Gas, was aber gleichzeitig weh tut. Denn die Werbeeinnahmen sinken generell, die Verlagerung hin zum Fernsehen wird auch in unserem Markt zunehmen und die Web-Investitionen sind teuer. Wie immer in solchen Veränderungsprozessen tun sich die etablierten Mitspieler am schwersten mit der Veränderung. Wo ist das neue Geschäftsmodell? Das Verleger-Motto scheint zu lauten: Ich mache so lange nicht mit bei allem, was mich gefährdet, bis ich muss. Von Gratiszeitung bis Online.

Und gerade jetzt müssen wieder alle sparen. Was natürlich die Argumentation der Qualität, für die der Leser zahlen soll, erschwert. Wenn die NZZ gemäss ihrem neuen CEO Albert P. Stäheli «im Bereich einer tiefstelligen zweistelligen Prozentzahl» Kosten senken will, geht dann nicht auch die Qualität um mindestens zehn Prozent runter? Hier wartet eine grosse kommunikative Herausforderung auf die Verleger, intern und extern. Eines meiner Lieblingszitate passt als Fazit: «Monopole sind schrecklich,» meinte Rupert Murdoch, «bis man selbst eins hat.» Sie sind auch dann wieder schrecklich – oder wenigstens schmerzhaft – wenn man als oft schon ein wenig verwöhnter Monopolist sein Geschäft neu erfinden muss.

(Herzlichen Dank an Serkan Isik von newsaktuell fürs Filmen mit meiner Canon G10 und sorry an alle – besserer Ton geht leider nicht mit so einem Ding.)

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  • Oh je. Ich kenne keine Branche, die an einem schlimmerem Realitätsverlust leidet als die Zeitungsbranche. Es ist wirklich wie ein Lehrbeispiel aus „Innovator’s Dilemma“. Schon vor fünf Jahren dachte man, dass die Zeitungsmanager jetzt mal so langsam merken müssten, wohin die Reise geht, aber man übt sich weiterhin nur in Selbstzufriedenheit.

    Nur die Investoren scheinen es zu merken: Die Schweizer Medienkonzerne performen an der Börse sogar noch schlechter als die Banken…

  • Res Strehle sieht den Vorteil der bezahlten Tagespresse in recherchierten Hintergrundinformationen, der hohen und teuren Dossierkompetenz. Sacha Wigdorovits glaubt, dass immer weniger Leser das auch wirklich sehen wollen.

    Wigdorovits hat Recht. Und Strehle lügt sich etwas vor, gerade in seinem direkten Umfeld sind recherchierte Hintergrundinformationen sowie hohe und teure Dossierkompetenz längst nicht mehr an der Tagesordnung …

    Ich erhalte in diesen Tagen immer wieder anrufe, ob ich als ehemaliger Abonnent von … nicht wieder zum Vorzugspreis einige Ausgaben ausprobieren wolle. Ich frage dann jeweils nach der Onlineausgabe, die es leider nie gibt – erbärmlich! 🙁

  • „Res Strehle sieht den Vorteil der bezahlten Tagespresse in recherchierten Hintergrundinformationen, der hohen und teuren Dossierkompetenz. Sacha Wigdorovits glaubt, dass immer weniger Leser das auch wirklich sehen wollen.“
    Hier müsste die Frage lauten: Warum ist das so? Antwort: Weil Printtitel wie 20 Min, .ch, news oder Blick am Abend die Gesellschaft zur Verdummung erziehen. Die Leute wollen so mit der Zeit gar keine Hintergrundberichterstattung mehr lesen – sie haben es schlicht und weg verlernt.
    Gleiches erfährt die Gesellschaft im TV-Bereich – mit besonderem Fokus auf die privaten Sender. Wer will einen langen Hintergrundbericht über Erziehung lesen, wenn man abends die „Super Nanny“ auf RTL sehen oder sich via http://www.youtube.com die krassesten Fälle am PC anschauen kann.
    „Overnewsed but underinformed“ ist zwar ein gutes Schlagwort, „Erziehung zur Verdummung“ ein besseres.

  • @andreas: stimmt und du hast ja auch schon ein paar mal von deinen verleger-erlebnissen in den letzten zehn jahren berichtet. wahrscheinlich ist die situation einfach noch zu wenig drastisch für eine vorwärtsstrategie wie new york times, spiegel oder economist (die sehr viel kostet, bei sehr hohem risiko und sehr unangenehmen internen veränderungen).
    @patrick: ich wehre mich gegen diese verdummungstheorie – auch wenn genau das stattfindet, was du sagst. neininger hat es angetönt mit „man muss jede sekunde was neues lesen“. ich glaube, dass medien keine erziehungsfunktion haben können, sie spiegeln einfach (konsum)trends, die in der gesellschaft laufen. die gesellschaft hat die medien, die sie verdient, ist meine these, siehe auch https://bernet.ch/blog/2008/09/25/medien-und-qualitaet-die-nzz-will-smart-sein/

  • @Marcel

    Du sagst: «Die Gesellschaft hat die Medien, die sie verdient.» Da stimme ich mit dir aus folgenden zwei Gründen nicht überein:

    Du unterliegst, erstens, einem funktionalistischen Gesellschaftsbild, das keine Rechte und Pflichten, sondern bloss Angebot und Nachfrage kennt. Wohin solche Weltbilder führen, hat die aktuelle Finanzkrise gezeigt. Jeder Akteur, der in der Öffentlichkeit handelt und insbesondere Akteure, die eine Art von Öffentlichkeit herstellen, haben gewisse Rechte und Pflichten – seien sie rechtlich verbrieft oder gesellschaftlich erwartet. Massenmedien bringen nun einmal die Mitglieder der Gesellschaft in eine gemeinsame Form über das, was für die öffentliche Sphäre, in der wir leben, relevant ist (was wirklich relevant ist, sei hier dahingestellt). Und so lange die Massenmedien die Deutungshoheit über den Prozess des in Form-Bringens für sich beanspruchen oder einfach innehaben, können wir sie auch auf ihre Pflicht des Informierens einklagen.

    Das funktionalistische Gesellschaftsbild, zweitens, lässt typischer Weise auch die Frage nach dem Huhn oder dem Ei offen: Was war zuerst? Die Massenmedien, die bei uns das billige Bedürfnis nach Boulevard bewirtschaften? Oder eben der Konsument, der – seit es Massenmedien gibt – nach immer mehr Unterhaltung schreit? Es gab eine Zeit, da publizierte man, um andere von gewissen Ideen zu überzeugen – vielleicht aus einem gewissen Gefühl der gesellschaftlichen Verpflichtung (auch wenn die Idee darin bestand, dass es keine gesellschaftliche Verpflichtung gibt!). Wenn du Recht hast, fühlen wir uns heute allein noch dem scheinbaren Gesetz von Angebot und Nachfrage verpflichtet. Ist das so?

  • @christian: in einem interview mit der gestrigen sonntagseitung sagt der basler „stapi“ guy morin, dass unsere gesellschaft werte braucht, dass man sich weigert, sie zu thematisieren. aber man könne sie nicht einfach verordnen.

    das trifft meine einstellung zum thema. siehst du die massenmedien als hüter unserer werte? als verwalter von rechten und pflichten? habe ich ein funktionalistisches weltbild?

    ich bin wie jeder mensch auf dem weg der selbst- und wertefindung. ich gebe meine einstellung weiter, bei der arbeit und privat. ich engagiere mich ehrenamtlich und bezahlt für werte wie offenheit, kreativität, austausch.

    aber ich mag diese aufgabe nicht an die massenmedien delegieren. ja, ich bin davon überzeugt, dass sie sich rein nach angebot und nachfrage richten. jedes produkt auf seine art. es gibt eine nachfrage nach dem greenpeace-magazin. und nach irgendwelchen beknackten (meine meinung) sendungen auf mtv.

  • @ Marcel

    Ich behaupte nicht, dass die Massenmedien die Verwalter von Rechten und Pflichten sind. Ich vertrete vielmehr die Meinung, dass die Mitglieder einer Gesellschaft – mehr oder weniger bewusst – allen Mächtigen in Politik, Wirtschaft und Medien gewisse Rechte und Pflicht unterstellen (das thematisieren sie natürlich nicht gerne). Was wir in der privaten Sphäre (im Haus) tun und lassen ist das eine, was wir in der öffentlichen Sphäre (auf dem allgemein zugänglichen Marktplatz der Waren und Meinungen) tun und unterlassen etwas anderes. Das mag eine antiquierte Vorstellung sein, doch die immer wieder aufkeimenden Diskussionen über journalistische Ethik und Corporate Governance bestätigen mich immer wieder. Das implizite unterstellen von gegenseitigen Rechten und Pflichten in der öffentlichen Sphäre macht nach meinem Dafürhalten rationales Handeln im Sinne von berechenbarem Handeln erst möglich. Und den Massenmedien, die erstens Öffentlichkeit herstellen und zweitens eine nicht unerhebliche Deutungshoheit über unsere Lebenswelten haben, kommt dabei eine besondere Stellung zu. Wenn wir sagen, wir überlassen die massenmedial hergestellte Öffentlichkeit allein dem Spiel von Angebot und Nachfrage, dann kapitulieren wir vor der Idee, uns in einer Gesellschaft über das Gute und Böse sowie das Rechte und Unrechte verständigen zu können. Es ist die Pflicht des Bürgers und Konsumenten die Mächtigen auf ihre Rechte und Pflichten gegenüber der Öffentlichkeit und Gesellschaft einzuklagen. Vermutlich sind das aber alles Glaubensfragen 😉

    Interessant wäre ja die Anschlussfrage, wie das mit der gegenseitigen Unterstellung von Rechten und Pflichten in der Blogosphäre, wo sich die Trennung zwischen privater und öffentlicher Sphäre aufgehoben hat, aussieht.

    Sorry, dass ich hier so hart insistiert habe; aber das sind Fragen, die mich schon lange umtreiben…

  • @christian: du willst also den medien allen ernstes sagen, wie sie die gesellschaft formen sollten? dass sie eine pflicht dazu hätten? denen, die das nicht täten, müsste man also dann die lizenz entziehen?
    das geht nicht. die erziehung – nein, ein anderes wort: die hinlenkung zu werten, zu einer sinnvollen art des zusammenlebens, die muss von den gesellschaftlichen akteuren selbst geschehen. DANN wird sich eine nachfrage nach sinnvollen medien einstellen. dann werde ich als konsument eine medienkompetenz entwickeln.
    weisst du, wer momentan eine der grössten „deutungshoheiten für lebenswelten“ hat, wie du es formulierst? aus meiner sicht google.
    und: welche deutungshoheit akzeptierst du? welches leitmedium leitet dich und uns denn in die „richtige“ richtung?
    auch ich weiss: fragen über fragen. eine interessante debatte. ich mach vielleicht bald mal einen blog-diskurs draus. freue mich auf deine antwort (und andere meinungen).

  • @ marcel
    Du weisst, dass ich ein leidenschaftlicher Blogger und Verfechter der Blogosphäre bin. Doch wage ich jetzt mal eine selbstkritische These zu entwickeln. Für das Publizieren im Internet braucht es eben keine Lizenz und keine Medienkompetenz. Jeder, der das Alphabet kennt, einen Computer hat und ins Internet kommt, kann zum Mikropublizisten werden. Das ist ja eigentlich auch gut so.

    Doch stellen die Mikropublizisten, obwohl sie im Medium mit der grössten Reichweite der Welt publizieren, keine Öffentlichkeit her, weil die Blogosphäre über kein Ethos (Autorität und Glaubwürdigkeit) verfügt. Darin unterscheidet sich die Blogosphäre von den traditionellen Massenmedien. Und darin liegt wohl auch ein grosses Missverständnis zwischen den Publizisten der holzverarbeitenden Industrie und uns Bloggern. Ich selbst habe das lange auch nicht begriffen und mit «swissblogpress» und «fairblogging.ch» anfänglich noch gemeint, wir revolutionierten tatsächlich die Herstellung der medial vermittelten Öffentlichkeit. Doch die Aufgabe der Blogosphäre ist eine andere… Zum Beispiel Dialog? Ein solcher Dialog?

    Jede Gesellschaft braucht Massenmedien als gemeinsame Verständigungsbasis. Nur so ist Demokratie praktizierbar. Dabei beanspruchen die Massenmedien beispielsweise das Recht auf freie Meinungsäusserung. Dieses Recht wird den Journalisten und Redaktoren in der Regel auch unterstellt. Es hat jüngst mitunter dazu geführt, dass der Verteidigungsminister der Schweiz ins Wanken geraten ist. Wäre das in einer Diktatur möglich gewesen? Wäre das allein durch die Blogosphäre möglich gewesen? Demgegenüber verpflichten sich die traditionellen Massenmedien mehr oder weniger die Wahrheit zu publizieren. Ist das in einer Diktatur so? Ist das in der Blogosphäre so? Irgendwie, so scheint es mir, haben diese Zusammenhänge mehr mit gegenseitig unterstellten Rechten und Pflichten, mit Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu tun, denn mit dem blossen Angebot und der Nachfrage nach Wahrheit und Lüge.

    Um auf deine Frage einzugehen: freilich weiss ich nicht abschliessend, welche Leitmedien richtig und welche falsch informieren, welche gute und schlecht sind. Ich verfüge aber über soviel Medienkompetenz, um das Handwerk der Makropublizisten beurteilen zu können. Danach beurteile ich auch das Medium und dessen Inhalte selbst. Ich unterstütze „meine“ Medien, indem ich Gebühren bezahle, Zeitungen abonniere und auf ihre Online-Angebote gehe.

    P.S. I
    Auch Google, so denke ich, verfügt (noch?) nicht über die Autorität und Glaubwürdigkeit der traditionellen Massenmedien.

    P.S. II
    Unser Zeitalter könnte man ja als Zeitalter des Suchens und der Suchenden bezeichnen: als Google-Zeitalter. Hat das omnipräsente Thema des Suchens etwas mit unserer Uninformiertheit zu tun? Wenn wir in Form wären, müssten wir ja nicht dauernd suchen. Wir könnte ja auch mal fragen – zum Beispiel…

  • Meiner Meinung nach sollte man die Blogsphäre nicht klein reden. In Deutschland und in der Schweiz sind sie sicher noch nicht so Einflussreich wie in anderen Ländern (USA – da haben sie wahrscheinlich den Ausschlag für Obama gegeben) aber ich denke der Einfluss wird sich auch bei uns Ausweiten. Bei uns in Deutschland sinkt die Qualität (Themen die aufgegriffen werden; Wirkliche Hintergrundberichterstattung) der überregionalen Zeitungen so rapide das es sich aus meiner Sicht nicht mehr lohnt diese zu Lesen, weder off- noch online. (Ausnahme sind wenige Empfohlene Artikel)
    Selbst früher gute Fachzeitschriften (Preisklasse 5-15€ pro Ausgabe) sinken Rapide in der Qualität.
    Ich für meinen Teil hole mir mittlerweile ca. 75% meiner „News“ aus Blogs, den so kann ich selbst die Themen wählen und kann nach einiger Zeit die Qualität gut abschätzen und teile Auswechseln wenn mir die Qualität nicht stimmt.
    Ich habe damit die letzten Monate sehr gute Erfahrungen gemacht. Gerade jetzt in der Finanzkrise konnte man sehr gut die Unterschiede Feststellen, da sind in Blogs sehr präzise Analysen (z.B. Hypo Real Estate: Aktuelle Forderungen und zukünftige Forderungen) gemacht worden die aufzeigten das die geforderten Bürgschaften noch nicht reichten, welche kurz darauf auch auf den erwähnten Wert erhöht wurden. Auch die weiteren Prognosen treffen jetzt 2 Monate später nach und nach ein. In der „normalen“ Presse war nur „es ist schlimm“ zu lesen. (Um es nur mal an einem Beispiel zu zeigen)

    Ein anderer Punkt der mich bzgl. der zukünftigen Presslandschaft positiv stimmt ist, das es zunehmend im Internet gute kostenlose Angebote gibt, die einen erweiterten bezahlten Service anbieten. Ich denke das ist auch für Blogs oder Zeitschriften auf lange Sicht eine gute Variante, News kostenlos und Qualitativ hochwertige Dossiers für Geld.
    Die Meinung das Dossiers nicht mehr gewünscht sind teile ich nicht. Natürlich ist momentan ein Trend in Richtung kurze nahezu Inhaltslose News zu konsumieren, aber es wird immer Leute geben die nachhaltige Informationen haben wollen und auch bereit sind, wenn die Qualität stimmt, angemessen zu bezahlen, denn die Alternative selber zu recherchieren ist wesentlich teurer.

  • @max gutes beispiel zu dossiers: der spiegel bringt super hintergrundartikel, grad über die finanzkrise. man muss sich das heft oder den artikel online kaufen. später wird er gratis freigestellt – damit er auch über suchmaschinen auffindbar ist und damit der reputation des spiegels dient.

  • Zur Diskussion über die Relevanz von Weblogs: habe soeben einen kurzen Test gemacht und geschaut, wie oft einige Schweizer Weblogs in Printmedien erwähnt werden. Das Resultat ist ernüchternd: praktisch nie.

  • @netscout: ist so. aber relevant sind weblogs trotzdem, einfach nicht als breiter newsgenerator für die klassischen medien. noch nicht. noch nicht bei uns in der schweiz.

  • Dein «noch nicht» finde ich ja sehr spannend. Was müsste nach deinem Dafürhalten in der Schweiz passieren, dass Blogs ein relevantes Medium in der Herstellung von Öffentlichkeit werden könnten?

    Kann es sein, dass der «Lesermarkt» einfach zu klein ist? Ich gehe immer noch davon aus, dass die Blogopshäre ziemlich genau den dialogischen Austausch innerhalb der nationalstaatlichen Grenzen widerspiegelt – bei uns ja sogar innerhalb kultureller Grenzen. Oder liest du regelmässig welsche Blogs?

    Mit Blick auf die USA vermute ich, dass die hohe Anerkennung von Blogs daher rührt, dass immer mehr «traditionelle» Journalisten, die für Einwegmedien schreiben, den Dialog mit ihrer Leserschaft über Blogs suchen. Wenn ich CNBC oder CNN schaue, dann wird in der Berichterstattung aktiv darauf hingewiesen, dass der Reporter in seinem Blog weiter über die Ereignisse berichtet. In der Schweiz ist ja das Verhältnis zwischen den traditionellen Medien und den neuen, dialogischen Medien ziemlich angespannt. Die einzige löblich Ausnahme bildet da André Marty. Ich warte auf den Tag, wo in der «Tagesschau» gesagt wird: «Erfahren Sie mehr über den Konflikt im Nahen Osten unter http://www.andremarty.com». Aber eben: soweit sind wir «noch nicht».

  • @christian: vor allem eine frage der inhaltlichen relevanz. gut recherchierte, journalistisch gemachte blogs können news haben, die später in die klassischen medien gelangen. wie zb huffington post in den usa. wichtig bleibt: relevanz ist relativ.

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