Veränderung beschleunigt sich – digitale Disruption betrifft alle Generationen: Am HarbourClub Symposium diskutierten Kommunikationsexpertinnen und -experten über Herausforderungen, Chancen und Risiken in einer Gesellschaft, die mehr und mehr mit und von Robotern und Algorithmen lebt.
Unternehmerin und Politikerin Anke Domscheit-Berg konfrontierte die Anwesenden als erste Referentin mit dem Tagesthema der künftigen Digitalgesellschaft.
Arbeitsplätze verändern sich
Domscheit-Berg führte durch verschiedene von der Disruption betroffenen Branchen: Automobilbranche, Öffentlicher Verkehr, Film, Gastronomie, Bau, Gesundheit, Medizin. Drei Beispiele zu 3D-Druck und Einsatz von Drohen:
- Automobilbranche: 3D-Drucker bauen Autos aus nur 49 Teilen. Die Carrosserie ist in 30 Sekunden gedruckt – 99.9 Prozent der bisherigen Arbeitsschritte fallen weg.
- Medizin, Gesundheit: Man druckt Organe, Körperteile und medizinische Instrumente. Die Organknappheit ist vorbei, vielen Menschen kann medizinisch geholfen werden.
- Gastronomie: In Neuseeland ist bereits heute eine Pizza-Drohne unterwegs. Sie liefert die Pizzen direkt an die Haustüre. Ein Roboter ersetzt den Menschen.
Neue Fragen, neue Machtverhältnisse
Die Gesellschaft muss neue Fragestellungen diskutieren – und sich mit neuen Machtverhältnissen auseinandersetzen: Was erledigt ein Roboter und wo braucht es den Mensch? Welche Berufe gestalten die Zukunft: Ersetzt der Drohnen-Flottenmanager den Pizza-Kurier? Wem gehört das Copyright – beispielsweise beim Drucken von Organen oder medizinischen Geräten? Zahlreiche soziale und ethische Fragen müssen beantwortet werden.
Die Veränderung beschleunigt sich, das illustriert Domscheit-Berg mit der Grafik von Asymco (Original unter asymco.com).
Alle Generationen betroffen
Digitale Disruption betrifft alle Generationen: Zwei Drittel der heutigen Grundschüler werden Berufe ausüben, die es heute noch nicht gibt. Was bedeutet das für Schule und Berufsbildung?
Die Schweiz muss auf die Veränderungen vorbereitet sein. Dafür engagiert sich unter anderem der Verein digitalswitzerland. Gleichzeitig zum HarbourClub Symposium befasste er sich in einem Workshop in Bern mit relevanten Fragen zur Gestaltung der digitalen Schweiz.
Das «Digitale Manifest» – eine Initiative des Vereins digitalswitzerland
In einer Live-Schaltung von Bern ans HarbourClub Symposium skizzierte Bundespräsident Johann Schneider Ammann seine Vision für eine erfolgreiche digitale Schweiz: ein Haus mit sechs Etagen. Das Fundament bildet eine starke Infrastruktur. Darauf bauen Bildung, Forschung, Innovation, Wirtschaft, Arbeitsplätze und Wohlstand – die in den oberen Etagen Platz nehmen. Im Kern getragen von den Grundwerten Freiheit und Eigeninitiative, bewohnt von einer digital affinen Gesellschaft. Das Haus soll Raum bieten und nicht durch Gesetze beengt werden.
Die Vision unseres Bundespräsidenten
Die bundespräsidiale Vision war Teil des Workshops von digitalswitzerland. 50 «Digital Shapers» erarbeiteten am 22. November 2016 das «Digitale Manifest». In acht Schwerpunkten formulierten sie erste Gedanken zu: Gesellschaft, Regulierung, Bildung, Forschung, Jobs und Wohlstand. Das Manifest wird am Worldwebforum vom 24. Januar 2017 offiziell vorgestellt.
Schweiz als attraktiver Standort für Investitionen
Pascale Vonmont, sie ist Mitglied der Geschäftsleitung von digitalswitzerland, beschreibt die Schweiz als Standort mit Innovationskraft, der rechtliche und soziale Sicherheit bietet. Startups denken global, brauchen viel Cash und Rahmenbedingungen, die Innovation und Erfolg ermöglichen. Die acht Punkte des Digital-Manifests (Entwurf) sollen die Schweiz erfolgreich in die digitale Zukunft führen. So dass Unternehmen und Investoren in der Schweiz die bestmöglichen Bedingungen vorfinden und ihre Standorte hier eröffnen.
Mein Fazit und Appell an die Digital Shapers
Das «Digital-Manifest» ist eine gute Initiative. Die Zeit drängt. Die Schweiz ist noch nicht gerüstet für die digitale Gegenwart und Zukunft. Beim schnellen Tempo des Wandels dürfen aber die Menschen nicht alleine gelassen werden. Wir müssen sie – unabhängig von gesellschaftlicher Schicht und kultureller Herkunft – mitnehmen. Es stimmt mich nachdenklich, dass bei der Präsentation des Manifests 56 Männer und nur gerade 5 Frauen auf der Bühne standen. Die Schweiz ist vielfältiger, die digitale Zukunft sollte es auch sein.
Weiterführende Informationen:
Wie digital sind Schweizer Journalisten: IAM-Bernet Studie Journalisten im Web 2017 und 2015
Social Media Gipfel: Mit Bots-Inhalten Menschen erreichen
Verein digitalswitzerland, Entwurf «Digital-Manifest»
HarbourClub Symposium, Thema Resilienz, 2013