Letzte Woche hat der bernetblog über die aktuelle Finanzkrisen-Ausgabe des NZZ-Monatsmagazin berichtet. In einem Interview mit Chefredaktor Daniel Weber sind wir der Frage nachgegangen, wieso hier alle Inhalte gratis online sind, im Gegensatz zur Printausgabe der NZZ. Die Archivöffnung des Magazins erfolgte vor zweieinhalb Jahren – und sie hat die Besucherzahlen innert kurzer Frist verdoppelt. Offenheit bringt mehr Traffic und stützt die Reputation.
Daniel Weber ist seit der Gründung 1991 in der NZZ-Folio-Chefredaktion. Die Printausgabe erhielt gerade jetzt ein Facelifting, die Webpage wurde Mitte 2006 neu gestaltet. Dabei setzte man auf ein anderes CMS als das Mutterhaus. Und entschied sich gleich für eine Öffnung des Textarchivs: «Die Online-Archive der Print-Titel gehen auf. Von New York Times bis Spiegel – also auch bei den Titeln, die eine beachtliche zahlende Archiv-Kundschaft hatten. Der Aufwand für die Benutzerbewirtschaftung steht in keinem Verhältnis zu den Einnahmen.»
Als Marke präsent sein
Der grösste Vorteil liegt im steigenden Traffic durch Suchmaschinen: «Heute erhalten wir extrem viele Besucher über Suchresultate, die in unser Archiv führen. Mit dem Archiv wollen wir kein Geld machen, sondern als Marke präsent sein.» Die Öffnung habe zusammen mit der neuen Webpage innert kurzer Zeit zu einer Verdoppelung der Visitors geführt, heute liegt NZZ Folio bei rund 100’000 pro Monat. Die Pageviews liegen zwischen 250’000 bis 300’000.
Schoten dicht – die Angst vor offenen Archiven
Das Haus NZZ hat also beide Strategien im selben Haus: Hier offenes Gratis-Archiv, dort Schoten dicht. Zwecks Verteidigung des etablierten Geschäftsmodells. Verständlich, aber aus meiner Sicht ein Schuss in den eigenen Fuss. Martin Hitz vom Medienspiegel (siehe seinen lesenswerten Beitrag vom letzten August) nennt erst drei Schweizer Print-Archiv-Öffner: Handelszeitung, St. Galler Tagblatt und LeTemps, .
Wann zieht die NZZ nach? Und der Tagi (wo das Magazin ja auch Volltext bietet)?