Der aktuelle Fall von Cybermobbing «Ice Tea» beschäftigt die Schweiz. Die Sozialen Medien für den Schaden verantwortlich zu machen, ist aber die falsche Taktik. Ebenso Passivität oder Verbote. Dieser Artikel zeigt, wie solche Fälle künftig vermieden werden können.
Ein Teenager spielt mit einer Eisteeflasche. Der Exfreund filmt die Obszönitäten. Die Liebe bricht auseinander. Das Video bleibt und wird per Facebook veröffentlicht. In Windeseile verbreitet sich das anzügliche Filmmaterial, erst über Facebook. Dann wird es gelöscht und vom Urheber erneut gepostet. So verbreitet es sich unzählige Male auf verschiedenen Plattformen und generiert mehrere tausend Likes.
In meinem letzten Beitrag über Zensur habe ich beschrieben, wie wichtig die Verbreitung von zensierten Inhalten für die Aufklärung von Verbrechen ist. In diesem Beitrag hat es den gegenteiligen Effekt und schadet den Beteiligten.
Den richtigen Umgang mit Sozialen Medien lernen
So wichtig Soziale Medien in der heutigen Zeit sind, so schlimm können die Auswirkungen sein, wenn man sie missbräuchlich einsetzt. Vielen Menschen und vor allem Jugendlichen ist nicht bewusst, welche Auswirkungen der falsche Umgang mit solchen Plattformen haben können. Zu diesem Zweck hat Pro Juventute eine Kampagne lanciert. Sie zeigt Jugendlichen, Eltern und Lehrpersonen wie sie in einem Fall von Cybermobbing reagieren und wo sie sich hinwenden können.
Richtiges Social-Media-Verhalten auch in Unternehmen
Den korrekten Umgang mit den Sozialen Medien müssen auch Firmen ihrer Belegschaft lernen. Social-Media-Guidelines gehören auch in fast jedem Unternehmen zur Standardausrüstung. Negative Kommentare über das Unternehmen veröffentlichen ist tabu. Ebenso: Nur Dinge in seinem Facebook-Status oder auf Twitter schreiben, die man sich auch auf ein T-Shirt drucken und damit rumlaufen würde.
Wenn gegen Firmen gemobbt wird
Auf Bewertungsportalen wie kununu oder glassdoor können Mitarbeitende und ehemalige Angestellte ihren Arbeitgeber bewerten. Normalerweise geschieht dies professionell und die Kritik ist meist konstruktiv. Da man Kommentare anonym abgeben kann, besteht allerdings die Gefahr, dass die Mitarbeitenden ungehemmt Dampf ablassen und das Unternehmen schlechter bewerten, als es in Wahrheit ist. Wenn besagtes Unternehmen dann sowieso wenige Bewertungen vorzuweisen hat, steht es in der Gesamtwertung schlecht da.
Mein Fazit: Wer die Auswirkungen kennt, die die Verbreitung von persönlichen Daten, anstössigem Videomaterial oder despektierlichen Äusserungen auf die Zielperson oder das Zielunternehmen haben wird achtsamer mit den sozialen Medien umgehen. Jegliche Aktivitäten auf Social-Media-Plattformen einzustellen ist nicht sinnvoll. Ebensowenig, wie Facebook und Co. zu verteufeln oder zu verbieten. Es ist aber sinnvoll, wenn schon die Kleinsten für das Thema und die Folgen von Cybermobbing und den Umgang mit Social Media sensibilisiert werden. Anhand von Beispielen, Rollenspielen und Kampagnen an Schulen. Auch für Firmen lohnt es sich, Workshops anzubieten wo die einzelnen Plattformen vorgestellt und erklärt werden. Gerade für ältere Generationen ist diese Art von Kommunikation noch ein Buch mit sieben Siegeln. Denn: Anstand und Respekt gehören ebenso in die digitale Welt wie sie im täglichen Leben gang und gäbe sein sollten.
Weiterführende Links:
Wirksamer Jugenschutz von Swisscom
Höflichkeit 2.0. – Benimmregeln im digitalen Leben
klugscheisser Modus ein: Loser schreibt man nur mit einem „O“ 🙂
Ansonsten generell interessanter Artikel. Die Frage in diesem konkreten Fall ist aber, ob das tatsächlich echt oder nur eine virale Kampagne ist. Grundsätzlich müssen wir vor allem unsere Kinder sensibilisieren!
Haloo Oso eBusiness, danke für den Hinweis, die zwei oo sind aber gewollt. Ob die Kampagne echt ist oder nicht kann wohl nie ganz geklärt werden. Falls sie es ist, sehr schlimm für das Opfer. Kinder und Jugendliche müssen beide sensibilisiert werden und gleichzeitig soll jeder Altersgruppe die Angst vor den Sozialen Medien genommen werden.
Ich bin der Meinung, dass Medienkompetenz allein wenig hilft. Unser Leben existiert auch in Form von Daten – ob wir das wollen oder nicht. Alle Bilder, alle Filme, alle Texte könnten auf Social Media erscheinen, wenn das jemand möchte. Dieser Kontrollverlust darf nicht ignoriert werden, indem man suggeriert, er betreffe nur die, die inkompetent seien in ihrer Mediennutzung.
Meine ausführliche Analyse des Cybermobbing-Problems findet sich hier: http://schulesocialmedia.com/2012/10/31/cybermobbing/
Hallo Philipp Wampfler vielen Dank für deinen Input. Dass Medienkompetenz wenig hilft, stimmt meiner Meinung nach nicht. Die Menschen müssen drauf sensibilisiert werden, was sie mit solchen Aktionen auslösen. Du hast jedoch recht, wenn du sagst, dass die Sensibilisierung allein nicht reicht. Wie du sagst, man hat sich und seine persönlichen Daten nur bis zu einem gewissen Grad im Griff.
Hallo Martina,
tolles Fazit – vielen Dank für deine Überlegungen!
Weil auch die Schule nicht um das Thema Cyber-Mobbing herumkommt, haben wir von der PHBern zahlreiche Artikel, Tipps und Studien zusammengetragen. Diese sind online zugänglich auf dem Forum für Lehrpersonen:
http://www.lehrperson-bern.ch/forum.html?tx_mmforum_pi1%5Baction%5D=list_post&tx_mmforum_pi1%5Btid%5D=153&tx_mmforum_pi1%5Bpage%5D=&tx_mmforum_pi1%5Bfid%5D=63&tx_mmforum_pi1%5Bpid%5D=seite&tx_mmforum_pi1%5Bsword%5D=cybermobbing#pid977
Herzliche Grüsse, Cla Martin
Hallo Cla Martin, vielen Dank für deinen Beitrag. Und danke für den Link, sehr spannend und eine gute Idee finde ich euer Forum! Toll, wie man sich anonym hinwenden kann und kompetent auf Hilfe und Unterstützung stösst.