Was Social Media mit Ikarus und Bruegel dem Älteren zu tun hat

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Wir forschen, pröbeln, experimentieren. Wir rennen, stolpern oder fallen. Wir lernen, gewinnen, scheitern oder stagnieren. Und wie reagiert unser Umfeld darauf? Wird Fortschritt – auch in der Kommunikation – wahrgenommen? Wie gehen wir um mit der Angst davor? Ein über 450-jähriges Bild zeigt das Spannungsfeld zwischen Erneuerung und Bestand.

Das Bild heisst «Landschaft mit dem Sturz des Ikarus». Pieter Bruegel der Ältere (Wikipedia) malte es zwischen 1555 und 1568. Zuerst gefällt die Seelenruhe der Idylle am Wasser: Ein Bauer pflügt, ein Hirte schaut in die Ferne, Schiffe fahren mit vollen Segeln durch die Meeresenge. Alles wie immer. Spielte sich nicht am rechten unteren Bildrand ein Drama ab: Ikarus stürzt, seine Federn von der gleissenden Sonne gesengt, ins Wasser.

Gemälde Bruegel Pieter der aeltere landschaft mit dem sturz des ikarus

Die Griechischen Mythologie erzählt, wie Vater Dädalus sich und seinem Sohn Flügel baut, um der Gefangenschaft auf Kreta zu entfliehen. Im Übermut fliegt der Junge zu nahe an die Sonne, der bindende Wachs schmilzt, Ikarus lässt Federn und fällt.

Wehe jenen, die sich getrauen

Der weise Vater hatte seinen Sohn gewarnt: Er soll wegen Hitze und Feuchte weder zu hoch zur Sonne, noch zu tief gegen das Meer fliegen. Die Lust am Neuen und am Erlebnis war stärker. Während der Innovator Ikarus für seinen Drang nach Freiheit und seine Lust am Flug mit dem Leben bezahlt, gehen Bauer, Fischer und Hirte weiter ihrer Arbeit nach.

Soviel zur Mythologie. Das Bild gibt es in mehreren Versionen, viele Figuren sind besetzt mit weiteren Bedeutungen. Es ist voller Anspielungen und Interpretationsfelder. Auch auf die momentan rasante Entwicklung in der Kommunikation und im Web. Viele Organisationen stehen noch ganz am Anfang auf dem Weg Richtung «Online First». Sie können von Ikarus bei Bruegel lernen:

  • Erste Schritte sind zaghaft, risikoreich, gefährlich
    Wir leben im Zeitalter von «permanent Beta». Technologie wird noch in der Entwicklung veröffentlicht und laufend entwickelt. Die Komplexität verhindert Übersicht und Ausblick. Neues zu wagen ist darum gleichzeitig gefragt und gefürchtet. Wer geht den nächsten Schritt? Kann das Unternehmen mitgehen, dem Tempo folgen?
  • Warten Sie nicht auf Applaus
    Sie werden erste Erfolge feiern. Der Um- und Ausbau der Kommunikation Richtung Digital ist aber kein Weg der schnellen Ernte. Geduld und ein sorgfältig aufgesetzter, etappierter Prozess helfen gegen übersteigerte Erwartungen.
  • Das Leben geht weiter
    Neben allem Tempo, Schein und Lärm von neuen Anwendungen und Kanälen: Der Alltag geht weiter. Sie bewegen sich in einem eingespielten Umfeld. Vieles wird sich mitverändern. Einiges wird Bestand haben – mit erstaunlicher Ruhe und Hartnäckigkeit. Dieser Aspekt hat auch etwas Beruhigendes.

Dem Drama um Ikarus ging übrigens ein anderes voraus: Zuvor warf Dädalus einen Zögling in Neid und Wut von der Akropolis. Dieser hatte trotz seines zarten Alters Zirkel und Säge erfunden. Die Göttin Athene fing den Knaben auf und verwandelte ihn in ein Rebhuhn. Das Tier ist bekannt für seinen «Tiefflug» und den Nestbau in Bodennähe. Das Rebhuhn ist auf dem Breugel Bild gleich zwischen Fischer und Ikarus auszumachen.

Quelle für Mythologie zu Ikarus und zu Bild: http://de.wikipedia.org/wiki/Landschaft_mit_dem_Sturz_des_Ikarus

Weiterführend:

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