Anlässlich der IAM-Bernet-Studie 2015 ein Blick nach Deutschland: Social Media-Nutzung ist Teil des Journalistenalltags, insbesondere zum Recherchieren, Monitoren und Verifizieren. 43 Prozent der deutschen Journalisten sagen, sie könnten ihre Arbeit ohne Social Media nicht mehr machen. Die Social Journalism Studie 2014 unterteilt die Journalisten in fünf Nutzergruppen, zeigt wie die sozialen Medien genutzt werden und wo Skepsis besteht.
Deutsche Journalisten nutzen Social Media passiv – aber Facebook und Co. gehören zum Alltag. Dies ergibt die Online-Umfrage von Cision und der Canterbury Christ Church University. Befragt wurden 3’000 Journalisten und Medienfachleute zu Einstellung und Nutzung aus weltweit elf Ländern. Die hier vorgestellten Resultate zu Deutschland beruhen auf Befragungen von 359 Personen.
Haupteinsatz: Recherche
Rund 60 Prozent aller deutschen Journalisten nutzen Social Media im Alltag. Rund 43 Prozent aller Befragten sind der Meinung, ohne Social Media ihre Arbeit nicht mehr machen zu können. Der Hauptgrund für die Nutzung ist die Recherche: 73 Prozent der Nutzer recherchieren mithilfe von Social Media. Mehr als die Hälfte der Journalisten nutzt die Kanäle auch für die Medienbeobachtung und das Verifizieren von Informationen. Für alle Social Media Aktivitäten investieren 73 Prozent der Befragten rund zwei Stunden am Tag – ein markanter Anstieg zu 28 Prozent im Jahr 2012.
Der Journalist als Beobachter
Die Studie bestimmt fünf Nutzergruppen: Der Beobachter, der Social Media für die Recherche nutzt, ist am häufigsten. Der Skeptiker hat eine kritische bis negative Einstellung und ist von allen fünf am wenigsten aktiv. Der Architekt nutzt das gesamte Angebot an Tools und nimmt auch frühzeitig neue dazu. Die Promotoren publizieren und verbreiten eigene Inhalte und die Jäger suchen ganz gezielt nach Informationen in den sozialen Medien. Die Nutzergruppen im Überblick und im Vergleich zum Jahr 2012: Skepsis wegen Wertezerfall
Skepsis herrscht gegenüber dem Einfluss auf den Journalismus: Die Hälfte der befragten Journalisten in Deutschland sagen in der Studie, «Social Media untergräbt die traditionellen journalistischen Werte». Kritische Stimmen gibt es zudem zu Privatsphäre und Urheberschutz.
Kultur und Medienlandschaft als Beeinflusser
Die Studie gibt Vergleichswerte zwischen den Befragten in den verschiedenen Ländern: «Die Nutzergruppen, die wir in Deutschland identifiziert haben, ähneln am meisten denen in Finnland und Schweden und am wenigsten denen in den USA, Grossbritannien oder Australien. Das wirft interessante Fragen auf, inwiefern kulturelle Strukturen und die Medienlandschaft den Gebrauch sozialer Medien beeinflussen», sagt Kristine Pole, Senior Lecturer Marketing an der Canterbury Christ Church University. Viel aktiver in den sozialen Medien sind Journalisten in englischsprachigen Ländern. Gründe dafür sehen die Studienmacher in der Marktkraft der Social-Media-Unternehmen und Englisch als Universalsprache.
Was heisst das für die Kommunikation?
Während die sozialen Medien verstärkt genutzt, jedoch weiter skeptisch betrachtet werden, bevorzugen die deutschen Journalisten traditionelle Informationsquellen. Die am meisten genutzten Quellen sind Unternehmen und Organisationen, Experten und Akademiker, PR-Quellen sowie Journalisten und Publikationen. Erfreulich für die PR-Fachleute: Das Angebot wird nicht nur genutzt, sondern über die Hälfte ist auch zufrieden mit der Zusammenarbeit. Für die Zukunft bedeutet das, sich den Nutzergruppen und deren Bedürfnissen bewusst zu sein, den beschränkten Zeitrahmen und die Skepsis zu berücksichtigen und die Inhalte entsprechend anzubieten.
Weiterführende Links:
- Alles zu den Schweizer Journalisten: IAM-Bernet-Studie 2015 «Journalisten im Web 2015» als Buch (Verlag Buch und Netz) oder im bernetblog.ch als Portrait-Serie: «Journalisten im Web
- Download der «Social Journalism Studie» von Cision und der Canterbury Christ Church University
Quelle Titelbild: Grafik aus der Social Journalism Studie zu den Nutzergruppen