10 Jahre bernetblog – Nick Lüthi, Journalist und Dozent

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«Es war eine zu kurze Zeit für so viel Veränderung». Der bernetblog feiert den zehnten Geburtstag mit einer Gastblog-Serie! Als erster schaut Nick Lüthi zurück und voraus. Was ist alles passiert? Was kommt noch? Wir haben Freunde, Experten und Mitstreiter gefragt. 

Der Journalist und maz-Dozent Nick Lüthi beobachtet und kommentiert die Entwicklungen unter anderem für die Medienwoche.

Was hat sich in den 10 Jahren verändert?

„Rasender Stillstand“: Mit dieser nur allzu treffenden Metapher beschrieb ein Kollege vor 16 Jahren unsere Arbeit als Online-Redaktoren. Ich hatte sofort begriffen, was er damit meinte. Die Welt zog schon damals am Bildschirm vorbei, visuelle Reize prasselten unablässig auf die Netzhaut, während man am Bürostuhl festklebt. Was der französische Philosoph und Medienkritiker Paul Virilio kurz vor der Erfindung des World Wide Web mit dem „rasenden Stillstand“ prophezeite, sollte zum Normalzustand für Netzarbeiter werden, wozu auch Medienschaffende zählen, wie ich einer bin.

Was beschäftigt dich heute am stärksten?

In den letzten Jahren öffnete sich die Schere zwischen Rasen und Stillstehen in einem Mass, das sich wohl selbst Virilio nicht hätte vorstellen können; die gefühlte Beschleunigung verläuft exponentiell. Die unvermeidbare nostalgische Verklärung mag sicherlich die Erinnerung trüben. Aber ich meine mich an eine doch recht entspannte Zeit zu erinnern, wenn ich an meine sieben Jahre als freier Journalist zurückdenke. Klar, ich war Artikelverkäufer. Ihr kriegt den Text und ich kriege das Geld. Das Gefühl, nicht nur einen Schritt, sondern gleich mehrere einem imaginierten Normalzustand hinterherzuhinken, daran mag ich mich nicht erinnern.

Welche 3 Wünsche hast Du für die nächsten 10 Jahre?

Diesen – durchaus selbst auferlegten und auch gewollten – Stress brachten Smartphone und Social Media in mein Leben; ich möchte beide nicht missen. Obwohl ich sie täglich verdamme und mir sehnlichst die Zeit nach meiner Pensionierung herbeiwünsche, mich sehe, wie ich gemütlich im Fauteuil sitzend, dann wohl Pfeife und nicht mehr Zigaretten rauchend, die haushohen Stapel an Zeitschriften und Bücher abbaue, die sich seit Jahren ungelesen aufgetürmt haben. Die Medienrealität wird dannzumal eine virtuelle sein, die mich genauso wie heute von der eigentlich so geliebten Papierlektüre abhalten wird. Und bis zum finalen Stillstand drehen wir alle weiter am Schwungrad der medialen Beschleunigung.

 Weiterführend: 
alle Portraits in der Serie #10JahreBlog
alle bernetblog-Artikel  rund um (Blog-) Geburtstage

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