
Wie bist du selbst Corporate Influencerin geworden – und was hat dich motiviert, diese Rolle anzunehmen?
Seit 2021 begleite ich bei Helvetia den Aufbau unseres Corporate-Influencer-Programms und entwickle das strategische Personal Branding für Mitarbeitende mit. Schon damals hatten wir ein klares Motto: Wer andere ermutigen will, muss selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Also habe ich angefangen und meine ersten LinkedIn-Posts veröffentlicht. Erst da wurde mir bewusst, wie viel Potenzial eigentlich darin steckt – sowohl für die persönliche Sichtbarkeit als auch für die Arbeitgebermarke.
Gab es einen bestimmten Moment, in dem dir klar wurde: «Das hat Wirkung»?
Ja, als ich die ersten positiven Rückmeldungen erhalten habe. Wenn jemand sagt: «Dein Beitrag hat mich inspiriert» oder «Helvetia als Arbeitgeberin ist ja richtig cool», dann ist das ein schönes Zeichen, dass meine Beiträge wahrgenommen werden. Plötzlich kamen auch Einladungen – für Podcasts, Workshops, Speaker-Formate. Heute darf ich mein Wissen nicht nur bei Helvetia teilen, sondern auch als Personal Branding Consultant bei Ybrand. Für mich haben sich so viele Türen geöffnet, an die ich vorher nie gedacht hätte – dafür bin ich sehr dankbar.
Welche Inhalte funktionieren bei deinem Publikum besonders gut – und haben dich vielleicht selbst überrascht?
Am besten performen Beiträge, die nahbar sind und mit denen sich viele identifizieren können: persönliche Einblicke, kleine Geschichten aus dem Alltag oder Momente hinter den Kulissen. Entscheidend ist, Persönlichkeit zu zeigen und klar zu machen, wofür man steht. Beiträge mit einer klaren Meinung polarisieren vielleicht ein bisschen, können aber spannende Diskussionen anstossen. Am Ende hängt es vom Ziel eines Beitrags ab: Will ich Reichweite und Inspiration schaffen, funktioniert eine persönliche Story oft besser. Geht es um Leads, darf es auch mal sachlich und fachlich sein. Der richtige Mix macht es aus.
Hast du anfangs Fehler gemacht, aus denen andere lernen könnten?
Oh ja! Bei meinem ersten Post war ich ziemlich unsicher. Ich habe mich gefragt: «Interessiert das überhaupt jemanden?» oder «Was, wenn niemand reagiert?». Ich habe dann gemerkt, dass es gar nicht viel braucht. Eine kleine Anekdote aus dem Arbeitsalltag oder ein persönlicher Gedanke reicht oft schon. Natürlich ertappe ich mich auch heute noch manchmal dabei, zu viel zu überlegen. Da bin ich noch am Üben.
Wie gehst du mit Kritik oder negativen Reaktionen um?
Zum Glück hatte ich bisher noch keine negativen Reaktionen. Wenn Kritik konstruktiv ist, schaue ich mir an, ob ich etwas daraus mitnehmen kann und versuche, es nicht persönlich zu nehmen. Aber klar, es gibt immer Menschen, denen etwas nicht gefällt. Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen.
Welche Learnings nimmst du vom Social Media Gipfel mit?
Begeisterung allein reicht nicht. Damit Mitarbeitende motiviert bleiben, braucht es Strukturen, Support von den Führungskräften, Wertschätzung und vor allem eine starke Community. Ein einzelner Workshop ist ein guter Start, aber langfristig zählt der Austausch, das Teilen von Best Practices und das Gefühl, Teil von etwas zu sein. Genau so leben wir das auch bei Helvetia.
Wie findest du die Balance zwischen privater Persönlichkeit und deiner Rolle als Corporate Influencerin?
Für mich gilt: Persönlich, aber nicht privat. Ich zeige, wie ich arbeite, was mich inspiriert, oder auch mal, wenn etwas nicht perfekt läuft. Dabei lasse ich bewusst meine Werte und Eigenschaften einfliessen. Emotionen gehören für mich genauso dazu wie Humor. Aber immer mit dem klaren Ziel, einen Mehrwert zu bieten. Und das funktioniert wunderbar, ohne alles von sich preiszugeben.
Wie schaffst du es, dass deine Beiträge authentisch bleiben, obwohl du auch Unternehmensziele im Blick hast?
Die Balance ist entscheidend. Mal schreibe ich über meine Arbeit bei Helvetia, manchmal gebe ich Einblicke in meine Tätigkeit als Personal Branding Consultant und hin und wieder teile ich auch etwas ganz Persönliches. Wichtig ist, dass ich selbst entscheiden kann, was ich teile. Authentizität von Corporate Influencern entsteht nicht durch Kontrolle, sondern durch intrinsische Motivation und Vertrauen. Ich poste, weil ich dahinterstehe und weil es mir Freude macht. Und ich bin überzeugt: Genau das spüren die Leute auch.
Hast du das Gefühl, dass du durch deine Rolle innerhalb des Unternehmens anders wahrgenommen wirst?
Ja, auf jeden Fall. Arbeitskolleg:innen bei Helvetia und auch ausserhalb erkennen mich schneller und sprechen mich auf Inhalte an, über die ich poste. Besonders schön finde ich, dass ich Themen sichtbar machen darf, die mir wichtig sind und gleichzeitig andere ermutige kann, selbst den Schritt zu gehen.
Was motiviert dich langfristig dranzubleiben?
Für mich sind es vor allem die Möglichkeiten, die sich durch das Corporate Influencing ergeben. Und wenn Teilnehmende in den Workshops Mut fassen und sich trauen, ihre Stimme zu erheben. Solche Momente zeigen mir immer wieder, dass jede:r etwas zu erzählen hat. Oft braucht es nur einen kleinen Schubs, um die eigene Geschichte sichtbar zu machen.
Wie gehst du damit um, wenn dir mal die Ideen ausgehen oder die Motivation fehlt?
Auch das kommt vor. Was mir hilft: Ich sammle laufend Gedanken oder kleine Beobachtungen in meiner Notizen-App. Oft reicht ein Satz, den ich irgendwo höre und später wird daraus ein Post. Ich arbeite mit einem Redaktionsplan, aber lasse auch Raum für spontane Ideen. Und ich blockiere mir im Kalender bewusst Zeit für LinkedIn– zum Beispiel im Zug oder im Tram. Mein Grundsatz: Lieber weniger posten, dafür mit Mehrwert. Qualität vor Quantität.
Welche Trends oder Entwicklungen siehst du im Bereich Corporate Influencing, die in den nächsten Jahren wichtiger werden?
KI verändert vieles, deshalb werden echte Geschichten, persönliche Erfahrungen und Haltung noch wichtiger. Ein weiterer Trend, den ich sehe: Corporate Influencing wird breiter gedacht. Es geht um mehr, als nur um LinkedIn und ein paar Posts, sondern um den Community-Gedanken. Und: Wir werden mehr Plattformvielfalt sehen. LinkedIn bleibt wichtig, aber gerade bei jüngeren Zielgruppen spielen Formate wie TikTok zunehmend eine Rolle.
Welchen Rat würdest du jemandem geben, der oder die gerade erst als Corporate Influencer:in anfängt?
Einfach mutig sein. Die Hemmschwelle ist am Anfang gross, aber es lohnt sich! Der wichtigste Schritt ist, überhaupt anzufangen. Danach muss man dranbleiben – Sichtbarkeit entsteht durch Kontinuität. Was mir persönlich bis heute hilft, ist ein «Content-Buddy». Ich gebe meine Beiträge gerne jemandem zum Gegenlesen, das gibt mir Sicherheit. Also: Warte nicht auf den perfekten Moment. Vielleicht ist jetzt genau der richtige, um einfach loszulegen.
Am 11. September fand der 79. Social Media Gipfel in Bern statt zum Thema Corporate Influencer:innen. Die Video-Tipps von unseren Expert:innen findet ihr hier.
Der nächste Social Media Gipfel findet am 5. November in Zürich statt. Save the date!
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