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Gute Bildlegenden sind wie gute Titel: Die halbe Miete. Die volle Miete ist, wenn auch der Alt-Text stimmt. Das ist nicht neu, wird aber immer noch stiefmütterlich behandelt. Darum klären wir wieder mal.
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«Wer frei von Schuld, der werfe den ersten Stein». Darum werde ich hier auch nicht mit Steinen um mich werfen, denn wer hat nicht schon mal einen Alt-Text ausgelassen oder schludrig getextet. Und gute Bildlegenden brauchen Zeit, sie sind  genau so schwierig wie Titel. Dabei würde beides dabei helfen, die Online-Artikel für Lesende und vor allem auch  Search Engines attraktiver zu machen (SEO). Es lohnt sich darum wieder mal den Blick auf Texte zu Bildern zu lenken.

Der Alternativ-Text (Alt-Text)

Ein Bild, sofern es nicht einfach nur ein Schmuckbild ist, trägt zur Informationsvermittlung des Textes bei. Es macht den Artikel lesenswerter und schärft die Botschaft. Wer das Bild nicht lesen kann, weil die Sehfähigkeit eingeschränkt ist, der oder dem entgeht folglich eine wichtige Information. Genau dafür gibt es den Alt-Text. Dieser Text wird in Screenreadern oder als Brailzeile an der Stelle vorgelesen, an der das Bild eingefügt ist. Der (kurze!) Text soll darum knackig beschreiben, was auf dem Bild zu sehen ist. Es ist ein wichtiger Bestandteil zur Barrierefreiheit eines Beitrags.

Die Bildlegende

Im Gegensatz zum Alt-Text schreibt die (gute) Bildlegende eben genau nicht, was auf dem Bild zu sehen ist, sondern schlägt die Brücke zwischen Bild und Text. Sie macht die Einordnung des Bildes in das Argument des Textes oder pointiert diesen. Selbstverständlich kann die Bildunterschrift auch auf ein spezifisches Detail des Bildes hinweisen.

Ein paar Beispiele:

Die nachfolgenden Bilder sollen die Unterschiede illustrieren. Es ist wichtig, dass es uns dabei nicht um «Fingerpointis» geht – siehe Einleitung zum Blogbeitrag. Die Thematik lässt sich an Beispielen einfach am besten aufzeigen. Übrigens zeigt das auch deutlich die Grenzen von Alternativ-Texten auf.

Ein Mann fährt mit einem Cargo-Velo, mit dem er Kinder transportiert, über den Bullingerplatz
Es ist eigentlich ein sehr gutes Beispiel für einen Alt-Text. Als Bildlegende ist der Text verschenkt.
Auto mit offener Tür am Strassenrand. Eine Person beugt sich auf den Beifahrersitz. Daneben steht ein Kind mit Schulranzen.
Gute Legende: Klarer Bezug zum Bild und Einordnung zum Text.
Symbolbild von Kühen bei einem Alpaufzug. Bildlegende: Wie stark ist die Zürcher Milch mit den Ewigkeitschemikalien PFAS belastet? Derzeit findet eine freiwillige Testaktion statt.
Was wird hier symbolisiert? Die freiwillige Testaktion der Kühe?

 

fünf junge Männer auf einer Linie auf dem Rasen. Sie tragen Bücher, Blumen und Skateboards. Bildlegende: Männlichkeit wird neu verhandelt - im unzähligen Schublanden
Die Legende pointiert die Verhandlung – Cool!

Do’s und Don’ts

  • Do: Sich beraten lassen und informieren. Zum Beispiel bei der Stiftung «Zugang für alle»
  • Do: ChatGPT und co. können sowohl für Bildlegenden wie für Alt-Texte helfen.
  • Do: Sich überlegen, wie man jemandem das Bild erklären würde. Das ist ein guter Alt-Text.
  • Do: Alt-Texte kurz halten (ging bei diesem Artikel leider nicht)
  • Do: Schmuckbilder für Reader ausklammern alt=““.
  • Do: Sich mal eine Webseite mit einem Reader vorlesen lassen.
  • Don’t: Gleicher Alt-Text und Bildlegende
  • Don’t: Systeme programmieren, die automatische Alt-Texte und Bildlegenden einfügen oder diese gar identische einfügen, einfach, damit sie nicht leer bleiben.

There is one more thing:

Bild-/Textscheren wie das mit den Kühen vermeiden. Oft passieren die, weil man den Inhalt hat und halt noch ein passendes Bild braucht. Wenn man das umdreht, erst das Bild, dann die Legende, lässt sich das gut vermeiden. Und: Den Text gegenlesen lassen hilft auch dafür.

Weiterführend:

Titelbild: @slarbart auf Flickr

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