Mein erster Blog-Eintrag … Okay, das stimmt nicht ganz, immerhin nutze ich die Technologie bereits für eine Art Tagebuch. Ganz privat und ganz sporadisch.
Auffallend dabei: Die Anzahl publizierter Bilder ist bedeutend grösser als die Anzahl Texte. Ein Bild ist einfach schneller im Kasten oder auf dem Server als ein Text geschrieben. Nun bin ich aber beruflich gezwungen, regelmässig für Blog-Beiträge in die Tasten zu hauen – im positiven Sinne. Ich liebe es an der Sprache zu feilen und von der Recherche bis zur Korrektur des fertigen Textes ein Produkt zu schaffen, das einmalig, stimmig und persönlich ist. Ich freue mich jetzt bereits auf all die Blog-Einträge, die bald an dieser Stelle meine Gedanken und Interessen dokumentieren. Und hoffentlich nicht nur mein Interesse finden. Zum Beispiel zu interkultureller Kommunikation und ihren Fettnäpfchen, zu Reputation Management und dessen Fallstricke oder ganz praktisch zu Präsentationstechniken und Trends im Online-Bereich.
An all den Stress, Schweiss und Schreibstau, der damit einherging, denkt dann keiner mehr. Auch ich nicht. Doch auf eines freue ich mich am meisten: auf die Kommentare, die Kritik und den Dialog. Zum Blog gehört der (kritische) Austausch, häufig geben erst die Kommentare das Salz dazu. Auch in diesem Sinne: Bitte keine Angst vor dem ersten Kommentar.
Originelle Tipps gegen Schreibstau gibt übrigens Aurel Gergey. Am besten gefällt mir sein Vorschlag, vor oder beim Texten Musik zu hören, um so die Gedanken in Schwung zu bringen. Ähnlich einer Bluttransfusion übertrage sich dabei die Energie der Musik auf die Texte. Könnte funktionieren. Auszuprobieren lohnt sich auch sein Vorschlag, erst mal ein Glas Wein zu trinken und die Gedanken in neue Bahnen zu lenken. Keinen Schreibstau erlauben darf man sich bei Write Or Die. Hinter diesem Link steckt ein Tool, das selbst den grössten Schreibmuffel zum Tippen zwingt. Man wählt, wie viele Wörter man in wie viel Zeit schreiben möchte und welchen Schwierigkeitsgrad man sich zutraut. Je nach Modus läuft man bereits bei kurzen Schreibpausen Gefahr, ermahnt zu werden (Gentle), immer wieder denselben Ohrwurm zu hören (Normal) oder den bereits entstandenen Text zu verlieren – Wort für Wort (Kamikaze). Darum schnell weitertippen. Achtung, eine Kaffeepause erlaubt die Anwendung nur ein einziges Mal.
auf die gefahr hin, dass sich die bernetblogger in den letzten beiden beiträgen gegenseitig in den bildschirm flüstern – zur nachwehe eines verhinderten schreibstaus fällt mir mark twain ein: «wenn ich mehr zeit gehabt hätte, hätte ich weniger geschrieben». wann ist ein text fertig?
also dieses „write or die“ gefällt mir 😀
Der eingerahmte Kasten, den sich meinen Augen gegenüber auf dem Bildschirm konfrontiert, macht mir schon mehr Angst. Ganz automatisch sagt meine innere Stimme: «Soll ich nicht doch erst ein paar Sätze auf dem leeren Blatt in Betracht ziehen, ein Mind-Map skizzieren oder wenigstens Stichworte notieren?».
Nein, bestehen wir auf der Angst vor dem leeren Kästchen und lassen mich meinen aller ersten Blog-Kommentar schreiben!
Und schon kommt das gute Gefühl, denn soeben erschien ein Scroll-Balken im Gefahren-Kästchen, welcher mir signalisiert: «Bravo, ein ganzer Roman hast du verfasst – da muss sich einiges drin verbergen!». Dabei habe ich natürlich wieder vergessen wie klein das Kästchen ist.
Stelle ich mir vor auf dem Papier einen Scroll-Balken zu sehen, würde mich das auch motivieren, deshalb: Das leere Blatt immer zuerst mit einem Scroll-Balken versehen!
Als Gestalter, macht mir das auch noch Spass, denn am liebsten gebe ich den Formen meiner Buchstaben eine Aussage. Anstatt auf ungebildete, fehlerhafte Weise einen Text zu schreiben, gezwungenermassen in einer Schrift, die sich auf dem Web darstellen lässt und nicht mal im geringsten Punzen (geschlossener Buchstaben-Hohlraum [wie die Löcher im Ementaler Käse, von enormer Wichtigkeit]) den Inhalt wiederspiegelt. Aber sind es nicht genau diese grundsätzlichen Ängste – nicht täglich geschrieben zu haben, sich literarisch nicht auszukennen, schlechte Erfahrungen mit Grammatik gemacht zu haben u.s.w. – die sich durch das leere Blatt symbolisieren? Wie viel bedeutende Kommunikation kommt uns abhanden, nur durch das anpassen an die Norm? Eine Gesellschaft die Fehler als positiv wahrnehmen kann, hat Zukunft.
@Oliver: Gute Schreibe – trotz anfänglichem Schreibstau! Vor allem die Idee, das leere Blatt immer zuerst mit einem Scroll-Balken zu versehen, gefällt sehr gut! Denn Schreiben ohne Erfolgerlebnis ist wie Bloggen ohne Kommentare.
@Lilly Anderegg: „Denn Schreiben ohne Erfolgerlebnis ist wie Bloggen ohne Kommentare.“ find ich schön ausgedrückt!
schreibstau ist was fürchterliches. wenn ich zeit habe, entgehe ich ihm durch einen spaziergang, das hilft fast immer.