Stellen Sie sich vor: Sie sind gerade am Lesen. Plötzlich fehlt das Buch auf dem Nachttisch. Ausgerechnet zwei Orwell-Bücher sind im digitalen Loch verschwunden.
Gerade erfahre ich über einige Tweets von einem Artikel vom 17. Juli in der New York Times. Er beschreibt, dass Amazon direkten Zugriff auf die Kindle-Lesegeräte von Kunden genommen hat. Und dort kurzerhand Bücher löscht. Autsch. Sehr zum Ärger der Kunden, die sich ziemlich blöd vorkommen müssen.
Dass unter den gelöschten Ausgaben ausgerechnet «1984» und «Animal Farm» von George Orwell (Wikipedia) sind, passt ausgezeichnet zu diesem Vorfall: In «1984» lässt der Big Brother-Zensurdienst Bücher in einer Verbrennungsanlage verschwinden, dem «Gedächtnisloch». Gemäss New York Times verspricht Amazon, in Zukunft von Löschungen abzusehen. Ausgelöst wurden sie, weil der Online-Anbieter die Autorenrechte nicht wirklich hatte. Es scheint, dass das Publikationssystem noch Schwächen aufweist: Bücher werden von Partnerfirmen an Amazon vorgeschlagen, die anscheinend nicht alle Rechte überprüfen (können). In Foren wird angegeben, dass auch Ausgaben von Harry Potter-Büchern vom Kindle gelöscht wurden. «1984» ist wieder als autorisierte digitale Version kaufbar, «Animal Farm» noch nicht.
Seltsame Vorstellung, dass ein Verkäufer Lösch-Zugriff auf mein Gerät hat. Muss ich jetzt doch bei Papierbüchern bleiben? Auch frage ich mich, ob das Annotieren von Passagen, Einfügen von Notizen bei den elektronischen Lesegeräten überhaupt funktioniert?
Big Brother is watching you! Sorry, konnte dem Zitat nicht wiederstehen 😉
(-: schönster titel aus dem heutigen printmedien-echo: „orwells rache“ in der faz http://www.faz.net/s/Rub5A6DAB001EA2420BAC082C25414D2760/Doc~E93202A6DB24F43FEAB1EE9B657B69487~ATpl~Ecommon~Scontent.html
…und hier eine aktuelle ergänzung aus dem spiegel: wir hängen alle ab von der gnade der geräteverkäufer. http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,637388,00.html
uups – offenbar geht die migros mit i-m.ch in eine ähnliche richtung:
http://www.pctipp.ch/news/firmen/48395/i_mch_am_ende_migros_kunden_empoert.html
Auch die Telefonnummern seiner Kunden waren beim Online-Buchhändler not very safe.
http://hamburg.business-on.de/online-buchhaendler-amazon-ging-sorglos-mit-rufnummern-seiner-kunden-um_id18290.html